Collectible-Investments Luxushandtaschen: Die Preise steigen seit Jahren und ein Ende ist nicht in Sicht
Luxushandtaschen sind eine ganz beliebte Kategorie unter den Collectibles. Beim Streaminganbieter RTL+ läuft gerade die Sendung „Hyped“, die sich in einer Folge mit diesen speziellen Sammlerstücken beschäftigt hat.
„Der Preis der Tasche ist so ähnlich wie der Preis für ein Kunstwerk“, sagt Designer Wolfgang Joop gleich zu Beginn der zweiten Folge von „Hyped“.
Hyped-Host Bill Kaulitz ist bekennender Handtaschensammler: „Handtaschen sind schon immer ein schönes Accessoire gewesen und machen ein ganzes Outfit aus. Deshalb sind sie auch so begehrt.“
Mittlerweile könne man einfach auch ein ganz schlichtes Outfit tragen, so Kaulitz in der Sendung: „Wenn du die richtige Handtasche hast, dann bist du eigentlich komplett fertig gestylt.“
Die weltweit teuersten Taschen sind die des französischen Herstellers Hermès. Der Hersteller war ursprünglich auf Pferdegeschirr spezialisiert. Nun werden am Pariser Firmensitz seit mehr als 100 Jahren Taschen aus Lederwaren gefertigt.
Birkin Bag: Die bekannteste Luxustasche
Eine Taschenklasser im Luxussegment ist die Birkin-Bag von Hermès. Die Tasche gibt es seit den sechziger Jahren. Ihr Name geht auf Jane Birkin zurück.
„Die Legende besagt, dass die Schauspielerin und Sängerin damals neben dem Hermès-Chef im Flugzeug saß und nicht genügend Platz in ihrer Tasche hatte“, erzählt Markus Luft, Fashion Director der Zeitschrift Gala. Der Hermès-Chef hat daher wohl eine Skizze für die nach ihr benannte Tasche auf einer Serviette gezeichnet.
„Eine Birkin-Bag koste in der Herstellung knapp 500 Euro“, schätzt Oliver MacConnell, ehemaliger Assistent von Karl Lagerfeld und Professor für Modemanagement. Der tatsächliche Verkaufspreis dieser Tasche könne auch im sechsstelligen Bereich liegen.
Die teuerste Birkin Bag ist aus Krokoleder und wurde vom Auktionshaus Christie’s für geschätzte 176.400 Euro versteigert.
Weitere Taschenklassiker und Kultobjekte
- Die italienische Marke Fendi hat vor 25 Jahren die legendäre Baguette-Bag erfunden. Sie wurde auch in der amerikanischen Serie „Sex and the City“ gezeigt. Auf der Firmenwebseite kostet sie ab 1.650 Euro.
- Im Jahr 1955 hat Chanel die Tasche Chanel 2.55 herausgebracht. Rund 30 Jahre später wurde diese Tasche von Karl Lagerfeld neu interpretiert und dadurch zum Trend. Aktuell kostet sie ab circa 8.000 Euro aufwärts.
- Teilweise gibt es auch ganz absurde Taschen zu hohen Preisen. Eine Tasche der Marke Céline, die einer Plastiktüte nachempfunden ist, kostet zum Beispiel 700 Euro.
- Noch verrückter wird es bei Balenciaga. Die Marke hat eine Ledertasche herausgebracht, die wie ein Müllsack aussieht. Kostenpunkt: 1.790 US-Dollar.
„Die Mode hat sich positioniert durch Exklusivität und Ausgrenzung“, sagt MacConnell bei Hyped.
Bei vielen Marken entscheidet vor allem die Taschenkollektion darüber, ob die Marke angesagt ist oder nicht, auch weil sich darauf das Logo am besten präsentieren lässt.
Und da der Nimbus von Luxusobjekten immer auch durch künstliche Verknappung entsteht, erhöhen Wartelisten die Begehrlichkeiten noch mehr. Luxustaschen sind in Boutiquen nur selten direkt erhältlich. Selbst gute Kund:innen müssen mitunter drei bis fünf Jahre auf eine Tasche in einer bestimmten Farbe oder aus dem gewünschten Material warten.
Bei Luxustaschen spielt der Preis kaum eine Rolle
„Mittlerweile können Marken fast jeden Preis verlangen, den sie wollen. Die Begehrlichkeit ist so groß, dass du immer jemanden finden wirst, der die Tasche zu diesem Preis kauft“, erklärt Designerin Marina Hoermanseder in der RTL+-Sendung.
Die Zielgruppe sind nicht unbedingt nur ältere Vermögende. Viele Jüngere interessieren sich für Luxushandtaschen, weil die Kommunikation sich stark verändert habe, erklärt Isa Petereit, stellvertretende Chefredakteurin des Magazins Brigitte bei „Hyped“: „Jugendliche können in einem Tweet oder einem Snap zeigen, wer sie sind. Wenn du eine Luxushandtasche trägst, wissen alle recht schnell, was du damit sagen willst.“
Für die Werbung werden Influencer:innen und Berühmtheiten als Markenbotschafter:innen laut der TV-Sendung immer wichtiger.
„Wenn ein Celebrity wie Jennifer Lopez eine Tasche oder ein Outfit trägt, erhält der Designer dadurch auch eine Kompetenzzuschreibung“, sagt Designerin Marina Hoermanseder.
Für die Marken ist die Anzahl der Follower:innen teils wichtiger als deren Expertise, sagt Kaulitz: „Es gibt aber auch Influencer:innen, die echt überschätzt sind.“
Luxustaschen im Monatsabo mieten
Da insbesondere Luxustaschen einen hohen Preis haben, gibt es mittlerweile immer mehr Dienstleister, die Luxushandtaschen verleihen.
Bei dem deutschen Portal Fobe können Kund:innen beispielsweise für monatliche Kosten in Höhe von 119 Euro eine Luxushandtasche für mindestens zwei Monate ausleihen und dann gegen ein anderes Modell eintauschen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Weil Luxustaschen immer teurer werden, wächst der Markt für Vintagemodelle, aber auch für Fälschungen jedes Jahr, heißt es bei „Hyped“. „Online werden teilweise Bilder der Originaltaschen eingestellt, aber dann doch nur Fakes verkauft. Diese Betrugsmasche ist total gängig momentan“, erklärt Nick Röder, Taschenhändler und Experte darin, Plagiate zu erkennen.
Ein weiterer Trend bei Handtaschen ist veganes Leder. Martina Hoermanseder ist davon überzeugt, dass die Alternative so gut ist, dass niemand mehr echtes Leder tragen muss.
Philipp Bree ist da skeptischer und warnt bei veganem Leder vor Greenwashing.
- Leder ist seiner Meinung nach ohnehin ein Abfallprodukt aus der Fleisch- und Milchindustrie und die Lederindustrie könne daraus hochwertige Produkte entwickeln.
- Das Material habe allerdings wie Fleisch keine gute Ökobilanz.
Ob vegan oder echtes Leder, auch Männer tragen mittlerweile gerne Luxustaschen.
Einer davon ist Bill Kaulitz selbst: „Eine gute Tasche wird immer eine große Rolle in der Mode spielen“; erklärt er und weiter: „Ich sehe gerade wieder ein großen Hype um Taschen. Das freut mich, denn ich bin auch ganz gehypt auf Taschen.“