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Machtkampf im Ölkartell Opec+ Was gerade den Ölpreis bestimmt

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Wer braucht welchen Ölpreis?

Die natürlichen Ressourcen Saudi-Arabiens sind Petroleum, Erdgas, Eisenerz, Gold und Kupfer. Der Warenexport betrug im Jahr 2018 rund 295 Milliarden US-Dollar. Fast 80 Prozent davon waren Öl und petrochemische Produkte. Die Erträge aus dem Ölgeschäft hatten im Jahr 2018 zirka 42 Prozent Anteil am BIP, und machen mit rund 87 Prozent einen überragenden Teil der saudischen Staatseinnahmen aus.

Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) benötigt das Land für einen ausgeglichenen Staatshaushalt einen Ölpreis von rund 85 USD/Barrel, der also deutlich über dem derzeitigen Weltmarktpreis liegt oder einen größeren Marktanteil. Auch Russland pumpt viel Öl in den Markt, wobei die dortige Exportabhängigkeit viel geringer als jene der Saudis ist. Die Beratungsagentur CREON Energy schätzt, dass die Einnahmen aus Ölexporten rund 21 Prozent des russischen BIP ausmachen. In Norwegen sind es rund 32 Prozent. Laut IWF kann Russland bei einem Ölpreis von etwa 45 USD/Barrel die Haushaltskosten decken.

Maßgeblich sind auch die reinen Förderkosten aus Ölquellen. Sie betragen bei manchen Ölfeldern in Russland oder Saudi-Arabien weniger als 10 USD/Barrel (Brent), während diese bei den Schieferbetreibern in den USA, wo das Angebot an Schieferöl maßgeblich vom Ölpreis beeinflusst wird, deutlich höher liegen. Die Produktionskosten der Schieferbetreiber liegen bei etwa 40 USD/Barrel. Um positive Cash-Flows zu generieren wird sogar ein Preis von mindestens 60 USD/Barrel benötigt.

Somit kommen die ohnehin hoch verschuldeten US-Fracker schwer unter Druck. Beim aktuellen Ölpreis werden zahlreiche kleinere Schieferölunternehmen den Betrieb einstellen müssen, sofern keine staatliche Hilfestellung oder eine Übernahme durch größerer Gesellschaften erfolgt.

Nach einer Umfrage der Federal Reserve Bank of Kansas City werden innerhalb eines Jahres 40 Prozent der Öl- und Erdgasproduzenten bankrott sein, wenn die Rohölpreise nahe 30 USD/Barrel bleiben. Bei 40 USD/Barrel sind es immer noch rund 36 Prozent. Von den Pleiten wären zigtausende US-Arbeitnehmer betroffen. Fast 1,7 Millionen Menschen waren laut National Association of State Energy Officials (NASEO) und der Energy Futures Initiative (EFI) im Jahr 2019 im Bereich fossiler Brennstoffe – Gewinnung, Transport, Verarbeitung und Stromerzeugung – beschäftigt.

China füllt die Lager

Zurzeit nützt der weltweit größte Öl-Importeuer China den Preisrutsch von 60 Prozent für die Erhöhung der Öl-Staatsreserven auf 90 Tage und der kommerziellen Reserven auf 180 Tage durch Befüllung von Tanks und durch Finanzinstrumente zur Preissicherung. Auch wird bereits die Verarbeitung von Rohöl in Raffinerien wieder langsam hochgefahren.

Die wegen Covid-19 in zahlreichen Ländern verordneten Einschränkungen im öffentlichen Leben führen zwangsweise zu einer Reduzierung des Ölbedarfs. Vor der Corona-Krise wurden rund 100 Millionen Barrels pro Tag nachgefragt. Optimistische Prognosen gehen davon aus, dass 2020 ein Nachfragerückgang von 5 Prozent zu erwarten ist. Bei einer bleibenden Verlangsamung der Weltwirtschaft könnte aber sogar bis zu 20 Prozent an Nachfrage wegfallen, so die IEA. Dies entspricht in etwa dem gesamten US-Verbrauch.

Laut Rystad Energy, einem in Oslo ansässigen Forschungs- und Beratungsunternehmen, werden im Jahr 2020 die weltweiten Öl-Investitionen in Exploration und Produktion voraussichtlich um 100 Milliarden US-Dollar oder 17 Prozent unter dem Vorjahreswert sinken. Für das Jahr 2020 wird ein bis zu 20 Prozent niedrigerer Weltölverbrauch prognostiziert, sodass die OPEC und auch Russland eine weitere weltweite Förderquotenkürzung anstreben. Allein US-Präsident Trump äußerte bereits zu den jetzt geplanten Einschränkungen, dass den Produzenten in den USA keine Produktionskürzungen vorgeschrieben werden können, und sich der Markt automatisch anpassen werde.

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