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Maklerpool-Chef „Fintechs steigern die Qualität der Branche“

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Man könnte das Geschäftskonzept schlicht als „Vertragsklau gegen Provisionsabgabe“ bezeichnen. Das ist nicht besonders neu aber durchaus legitim, denn wenn der Europäische Gerichtshof das deutsche Provisionsabgabeverbot kippt, tut er dies auch deshalb, weil ein Vermittler die Freiheit haben muss größere Leistungsfähigkeit auch über einen Preisnachlass an den Kunden weitergeben zu können.

Natürlich sehen Versicherer dies nicht gerne. Zwar ist es Ihnen an sich relativ egal, wenn die Bestandsprovision nicht mehr dem klassischen Vermittler zufließt, doch wenn diese durch Marktteilnehmer ersetzt werden, die nur noch Verträge einsammeln ohne auch adäquates Neugeschäft zu produzieren, hat die Branche schon bald ein Problem. Der Versuch den neuen Marktteilnehmer Bestandsübertragungen vorzuenthalten ist jedoch schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt, denn die neuen Fintechs bedienen sich einfach den Pools um Bestandsübertragungen durchzusetzen.

So bekennt Clark in seinen Maklerverträgen – immerhin datenschutzrechtlich vorbildlich - , dass Bestandsübertragungen über Jung DMS, BCA und Fondsfinanz durchgeführt werden. Doch auch andere Pools mischen mit: PMA bezieht mittlerweile einen Großteil seines Wachstums aus solchen Bestandsübertagungen und auch blau direkt wickelt nicht nur Bestände von Fintechs ab, sondern versorgt viele sogar mit Software und BackOffice-Dienstleistungen.

Politik reagiert doppelzüngig

Man könnte das als „ziemlich verlogen“ von Seiten der Pools betrachten. Nach vorne geben Sie sich als Freund des Maklers, während sie hinten rum helfen, dem Vermittler seine Verträge abzunehmen. Doch auch die vermeintliche Blockade-Politik der Versicherer erweist sich bei näherer Betrachtung als doppelzüngig. Während ein Versicherungs-Vorstand die Fintech-Szene mit den Worten „Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte“ kommentiert, packt der nächste bereits die Millionen aus, um sich an der Finanzierung eines neuen Startups zu beteiligen.

Vermittler sind empört. Das kann man verstehen, aber auch diese Empörung ist unangebracht. Wem seine Verträge abgenommen werden, der hat seinen Kunden zuvor über lange Zeit im Stich gelassen. Bestandsprovisionen erhält der Vermittler ja nicht, weil er irgendwann vor 10 Jahren mal einen Vertrag vermittelt hat. Der Kunde zahlt ihm die Provision über seine Versicherungsprämie, um gut betreut zu werden. Fintech-Chefs bekennen daher auch freimütig, dass Kunden nur dann bereitwillig ihre Verträge übertragen, wenn der Vermittler seine Arbeit vernachlässigt hat. An andere Kunden kommen sie aktuell kaum ran.

Insofern leisten Fintechs vielleicht sogar einen Beitrag zur Qualitätssteigerung in der Branche, denn sie werden vor allem Vermittler verdrängen, die zu wenig Kundenpflege betreiben.

Findige Vermittler reagieren clever und sammeln selbst entsprechend vernachlässigte Kunden ein. Die Fintechs haben uns gezeigt, dass eine eigene Makler-App, dafür ein guter Weg ist.

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