Maklerpool-Chef Sebastian Grabmaier über Advisortech, Fintech und Finovate „Am Ende kann der einzelne Makler mehr verdienen als jetzt“
Was waren die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie auf der Finovate-Messe in New York gewonnen haben?
Grabmaier: Digital Wallets, also digitale Versicherungsordner wie allesmeins, wurden in den USA bereits breit eingeführt. Etwa 20 Prozent der Amerikaner nutzen diese Online-Angebote - vor allem in Form von Apps, mit denen sie ihre gesamten Konten, Kapitalanlagen und Versicherungen vom Handy aus gebündelt einsehen und verwalten können. Auch sogenannte On-Boarding-Lösungen, mit denen Kunden innerhalb von wenigen Minuten ein Konto eröffnen können, sind wiederholt vorgestellt worden - und zwar nicht nur bei Banken, sondern auch bei alternativen Anlagevehikeln wie zum Beispiel Hedgefonds- oder Private Equity Plattformen. Die USA sind also in Sachen Fintech deutlich weiter als Deutschland.
Fintech revolutioniert die Beratungsbranche: Wie sehen Sie das Geschäft der Maklerpools in zehn Jahren? In welchen Bereichen sehen Sie die größten Veränderungen?
Grabmaier: Wir müssen nicht abwarten, welche Veränderungen die Zeit bringt, sondern können und sollten diese aktiv mitgestalten. Es wächst eine neue Kundenschicht - die sogenannten Digital Natives - heran. An diesen Kunden und deren Bedürfnis nach einer ständigen Verfügbarkeit von Informationen im Netz und über ihr Smartphone führt kein Weg vorbei.
Und was bedeutet das konkret?
Grabmaier: Ein Makler muss nicht mehr Alleskönner sein und alle Produkte sowie alle Schritte der Wertschöpfungskette beherrschen. Er muss sich vielmehr auf Themen konzentrieren, die beratungsintensiv sind und seinen Kunden einen Mehrwert bringen. Dazu zählen komplexe Produkte wie zum Beispiel Lebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen oder die Gestaltung eines Kapitalanlageportfolios. Einfache Themen hingegen erledigt der Kunde zunehmend selbst. Langfristig geht der Trend von online first zu online only, das heißt vor allem jüngere Kunden wollen vermehrt ausschließlich bequem online Transaktionen tätigen. Ich gehe davon aus, dass in zehn Jahren mindestens die Hälfte der Geschäfte ausschließlich online erledigt wird.
