

- Startseite
- Versicherungen
-
Maklerverband BDVM kritisiert Verhalten der Versicherer scharf

Thomas Haukje sagt: „Unternehmer zu sein, macht mir wahnsinnig Spaß“. Bald kann sich der geschäftsführende Gesellschafter der Bremer NW Assekuranz auf seinen eigentlichen Job konzentrieren. Im November wählt die Mitgliederversammlung des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) satzungsgemäß einen neuen Vorstand. BDVM-Präsident Haukje tritt zwar erneut an, steht als Präsident aber nicht mehr zur Verfügung. Der vom Vorstand favorisierte Nachfolger steht auch schon fest und heißt Thomas Billerbeck.
Scheidender BDVM-Präsident mit scharfer Versicherer-Kritik
Bei der Jahrespressekonferenz des BDVM am Donnerstag (5. Oktober) in Hamburg spricht Haukje wenig über sich persönlich und seine Motive, das Amt nach vier Jahren aufzugeben. Wer ihm aber zuhört, ahnt, dass es etwas mit den enormen Anstrengungen seiner beiden Aufgaben zu tun hat. Denn, und daran lässt Haukje nicht den geringsten Zweifel, das Geschäft der meist größeren Makler im gewerblichen und industriellen Geschäft, die der BDVM primär vertritt, ist so herausfordernd und anstrengend wie nie.
Dass der BDVM Haukje an vorderster Front weiter gut gebrauchen könnte, merkt man an diesem Tag aber auch. Die Kritik an den Zuständen der Branche und an der Zusammenarbeit mit den Versicherern ist eindringlich und von selten bekannter Schärfe. Schon eine begleitende Presseinformation kommt im Untertitel mit der satirischen Bemerkung eines „müden Murmeltiers auf Achterbahnfahrt“ daher. Das Bild löst Haukje in seinem Vortrag zwar nicht auf, geht dafür umso mehr in die Tiefe des täglichen Geschäfts der derzeit 809 BDVM-Maklerbetriebe.
Prämienerhöhungen, Kapazitätsverknappungen, katastrophale Reaktionszeiten
Und das ist ausgesprochen unerfreulich, besonders in der industriellen Sachversicherung, die derzeit das größte Sorgenkind des Verbands ist. Es geht um nicht nachvollziehbare Prämienerhöhungen über Inflation und hohe Rückversicherungspreise hinaus, strengere Bedingungen sowie Kapazitätsverknappungen seitens der Versicherer. In der aktuellen Runde der Vertragsverlängerungen seien zudem kurzfristige Kündigungen vonseiten der Produktgeber ein besonderes Ärgernis. Gleichzeitig nennt Haukje die Reaktionszeiten der Unternehmen in der vertraglichen Erneuerungsrunde, auch Renewal genannt, eine „Katastrophe“.
In der Flottenversicherung droht Chaos
Immerhin, es gibt auch Lichtblicke, vor allem im Bereich von D&O- und Cyberversicherung. Den Zustand in der Transportversicherung nennt Haukje „uneinheitlich“. In der gewerblichen Kfz-Versicherung wiederum tobe der „wilde Sanierungsteufel durch die Lande“. Durch enorm steigende Reparatur- und Ersatzteilkosten erwartet der BDVM auch hier deutliche Prämiensteigerungen. Eine Konsequenz des Sanierungsdrucks ist in der Zunahme der Ausschreibungen der Flotten um das zwei- bis fünffache bereits zu erkennen. Nur höre man leider nichts von den Versicherern, kritisiert Haukje. Die Folgen des Ressourcen- und Fachkräftemangels würden hier, wie an vielen anderen Stellen des Geschäfts, sichtbar. So scheint aus BDVM-Sicht fraglich, ob bis zum Jahresende alle Risiken eingedeckt sein werden.
Kunden immer unzufriedener
Dazu passt auch, dass die Erreichbarkeit der Anbieter oft nicht gegeben sei, ein zunehmendes Problem für Kunden, unter anderem im Fall kurzfristiger Gefahrenmeldungen und Risikoerhöhungen. Haukje nennt den Ausfall einer Alarmanlage als Beispiel, in dem er seinen Kunden nur noch raten können, einen Wachdienst zu organisieren, weil eine Absprache mit dem Versicherer oft nicht möglich sein. Auch werde die Regulierung kleinerer Schäden immer mehr zum Problem, weil diese an Schadenservicecenter mit anderen Bearbeitungsmethoden weitergeleitet würden. „Der Kunde kann nicht verstehen, warum ein Schaden von 5.000 oder 10.000 Euro immer so ein Krampf ist, wenn er hunderttausende von Euro oder mehr an Prämien bezahlt“, so der Funktionär.
Der harte Markt wird bleiben
Kein Wunder also, dass laut Haukje in dieser Gemengelage die Zusammenarbeit und Konsensfindung der Beteiligten immer schwieriger wird. Das Verhalten der Versicherer löst bei ihm auch deshalb so viel Unverständnis aus, weil die Branche aufgrund hervorragender Bilanzen weiter zu den Investorenlieblingen zähle. Der scheidende BDVM-Präsident beobachtet am Markt schon lange, dass es keinen Wettbewerb um Marktanteile mehr gebe, sondern sich alles dem Ertragswachstum unterordnen zu habe. Haukje sagt: „Der harte Markt ist gekommen, um zu bleiben. Der harte Markt ist der neue Markt.“
BDVM-Mitglieder stehen wirtschaftlich noch gut da
Bei allem Klagen zeigen Zahlen einer jährlichen Mitgliederumfrage, dass die BDVM-Unternehmen vergleichsweise gut dastehen. In dem Stimmungsbarometer geben 62,5 Prozent der Teilnehmer an, dass ihre aktuelle Gewinnsituation gut ist. 33,9 Prozent nennen sie befriedigend. Nur für 3,6 Prozent ist sie schlecht, wie der Geschäftsführer des Verbands, Dr. Bernhard Gause vortrug. Der Einsatz von KI nehme in den Unternehmen nehme rasant zu, dennoch zeigt die Umfrage Nachholbedarf bei Investitionen in die Digitalisierung. Wenig überraschend wird aufgrund des Fachkräftemangels für die BDVM-Mitglieder das Thema Personalgewinnung immer wichtiger.