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„Mit ESG malträtiert“ Mammutaufgabe zwischen grau und grün

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Bislang regeln die Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnungen der EU, welche Offenlegungspflichten Kapitalverwaltungsgesellschaften berücksichtigen müssen, geben aber nicht vor, wie die Anlagebedingungen eines Investmentvermögens ausgestaltet sein müssen. Die Fondsindustrie hat Zeit bis zum 6. September (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe), sich zu den Plänen der Bafin zu äußern.

Roman Limacher, Geschäftsführer der Schweizer Vermögensverwaltung Arete Ethik Invest, hält zumindest die EU-Verordnungen für sinnvolle politische Vorstöße. „Sie haben in den vergangenen Jahren allerdings zu einer Überregulierung geführt, die mehr Unsicherheit als Klarheit schafft“, sagt er im Gespräch mit DAS INVESTMENT. „Die Herausforderung der Zukunft liegt darin, Klarheit herzustellen und ein konsistentes politisches Vorgehen zu finden.“

Letztendlich trage aber auch der mündige Kunde eine gewisse Selbstverantwortung. Davon, dass der Trend für nachhaltige Investments nicht mehr auf- zuhalten ist, ist Armand Colard überzeugt. Der Geschäftsführer des auf Nachhaltigkeit spezialisierten Finanzdienstleisters ESG Plus merkt dies an den „steigenden Kundenanfragen ebenso wie an der steigenden Zahl an B2C-Nutzern auf Clean Invest“. Auf der Plattform können Fondsanleger nachhaltige Produkte herausfiltern.

Alberto del Pozo, Geschäftsführer des Altersvorsorge-Fintechs My Pension, ist an diesem Punkt nicht ganz so optimistisch und hält dagegen: „Beim Endkunden entsteht der Eindruck, dass er mit der Wahl eines nachhaltigen Fonds einen wesentlichen Beitrag zur Rettung der Welt leistet. Und einige KVGs befeuern das auch noch. ESG hat also beim Endkunden auch großes Enttäuschungspotenzial.“

Doch was muss geschehen, dass mehr Klarheit am Markt einzieht? Sicherlich muss dem Endkunden klar, einfach und verständlich rübergebracht werden, was er tatsächlich von einer nachhaltigen Kapitalanlage erwarten kann. Eine Binsenweisheit. Del Pozo erwartet jedoch noch einige Stolpersteine auf dem Weg dahin: „Langfristig werden wir die nächsten Jahre auch weiterhin mit regulatorischen Themen rund um ESG malträtiert, die wenig Nutzen auf allen Seiten bringen werden. Es werden Regelungen getroffen, die völlig absurd nebeneinander koexistieren und niemandem vermittelbar sind.“

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