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in Aus Tradition die Zukunft im BlickLesedauer: 3 Minuten
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ESG- und China-Strategie „Man kann China nicht außen vor lassen“

Reger Austausch
Reger Austausch: Auf der Digitalkonferenz La Rentrée diskutieren Edouard Carmignac (v. links), Maxime Carmignac und Didier Saint-Georges über die Lage an den Märkten und die Anlagestrategie | Foto: Carmignac

Didier Saint-Georges: Herr Carmignac, Geld- und Fiskalpolitik entsprechen mittlerweile nicht mehr dem, was wir in der Vergangenheit kannten. Kann das zu langfristigen Problemen führen?

Edouard Carmignac: Wir haben es mit einem neuen Paradigma zu tun – was es kostet, spielt keine Rolle mehr. Dabei stellt sich die Frage, ob wir die niedrigen Zinssätze ewig bewahren können. Klar ist: Wenn es auf der ganzen Welt zu Schuldenraten wie in der Vergangenheit kommen sollte und die Zinsen dann deutlich steigen, wäre das selbstmörderisch. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Zinsen nur geringfügig anziehen werden. Die Prämiensituation bei den Risikovermögenswerten wird relativ angespannt bleiben, was Investments in Aktien attraktiver macht. Aus fiskalpolitischer Sicht wird man den aktuellen Kurs zwar nicht in alle Ewigkeit fortsetzen können. Aber wenn man sich die politische Situation in Europa und den USA anschaut, ist vorerst dennoch weiter mit einer großzügigen Politik zu rechnen.

Frau Carmignac, das Beispiel Evergrande zeigt, dass ESG-Analysen wichtig für die Bewertung eines Investments sind. Worauf kommt es im Bereich ESG besonders an?

Maxime Carmignac: Bei Carmignac hat das Thema Nachhaltigkeit eine hohe Priorität und wir beschäftigen uns entsprechend intensiv damit. Im vergangenen Jahr haben wir unser hauseigenes System START vorgestellt. Das ermöglicht es uns, 100 Prozent unserer Fonds nach ESG-Kriterien einzustufen. Dabei beziehen wir uns auf quantitative und qualitative Daten und nutzen die Expertise externer Dienstleister. Es gibt also eine menschliche und eine technische Komponente: Unsere Analysten und Fondsmanager bringen ihre Erfahrungen mit ein. Wir wollen uns nicht darauf beschränken, nur Kästchen anzukreuzen. Für uns ist es wichtig, aktiv zu sein und unser Stimmrecht in den Versammlungen zu nutzen.

Können Sie uns ein Beispiel dafür geben?

Maxime Carmignac: Ein Beispiel ist Amazon, wo insbesondere die Arbeitsbedingungen immer wieder ein Thema sind. Wir bei Carmignac haben uns mit elf präzisen Fragen dazu an Amazon gewendet. Daraufhin hat der Konzern tatsächlich ein System mit künstlicher Intelligenz für die Personalleitung eingesetzt, um die Situation zu verbessern. Eine Million Mitarbeiter profitieren davon. Man sieht also, dass wir tatsächlich einen wichtigen Impact haben können, auch auf gesellschaftliche Belange.

Ich habe das Gefühl, dass das ESG-Management noch nicht so anerkannt wird, wie es anerkannt werden sollte. Wie schätzen sie das ein?

Maxime Carmignac: Für uns ist wichtig, dass wir für das öffentliche Wohl handeln und dass das aktive Portfoliomanagement und das aktive Management von ESG-Kriterien harmonieren. Wie gesagt: Wir wollen nicht nur Kästchen ankreuzen. In gewisser Weise müssen wir aber bescheiden sein. Wir machen so viel wie wir können zum Wohle aller, aber wir müssen zunächst in bestimmten Bereichen beginnen und unser Engagement Schritt für Schritt ausweiten.

Sie investieren bereits seit 40 Jahren in China. Können Sie sagen, ob das Land dabei ist, eine neue Richtung einzuschlagen?

Edouard Carmignac: Für die Beurteilung ist es wichtig, das Ziel im Blick zu behalten. Der chinesische Präsident will, dass das Land in zehn Jahren zur größten Wirtschaftsmacht weltweit aufsteigt. Fraglich ist, ob es dieses Ziel erreichen kann, wenn der Privatsektor durch Regulierungen geschwächt wird. Es stimmt aber natürlich, dass es in China in den vergangenen Jahren monopolistische Entwicklungen gegeben hat, obwohl das Land grundsätzlich kommunistisch ist. Das alles hat zu der Neuausrichtung geführt, die wir aktuell beobachten.

Was bedeutet das für Carmignacs China-Investitionen?

Edouard Carmignac: Für uns ist es wichtig, unsere Investitionen auf die jeweils gegebene Situation abzustimmen – wie wir es immer gemacht haben. Wir haben ein Team aufgebaut, dass sich unterstützt von unseren Sektoranalysten speziell mit China beschäftigt. Man kann heute nicht in Wachstumswerte investieren und China völlig außen vor lassen. Zum einen, weil es dort interessante Gelegenheiten gibt, zum anderen, weil das, was dort passiert, teils zu Lasten europäischer und US-amerikanischer Unternehmen geht. Ich denke, in China ist man Entwicklungen, die auch anderswo eintreten werden, häufig schon voraus. Darüber hinaus hat der chinesische Markt in den vergangenen Jahren sehr gute Renditen erzielt – und das wird auch in Zukunft so bleiben.

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