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Unternehmensberater Michael Gillessen im Interview „Die größte Hürde liegt im Kopf der Existenzgründer“

Michael Gillessen
Michael Gillessen: „Die Zukunft der Finanzdienstleistungsindustrie ist die unabhängige Vermögensverwaltung.“ | Foto: Pro Boutiquenfonds/Claudia Zurlo

DAS INVESTMENT: Herr Gillessen, Sie betreiben mit zwei Partnern das Beratungsunternehmen Pro Boutiquenfonds und helfen dort unabhängigen Vermögensverwaltern beim Existenzaufbau. Wie kamen Sie auf die Idee?

Michael Gillessen: Die Zukunft der Finanzdienstleistungsindustrie liegt in der unabhängigen Vermögensverwaltung, das denke ich schon lange. Ich habe mit meinen Kollegen in mehreren Banken das Geschäft mit Vermögensverwaltern aufgebaut. Seit 2001 arbeite ich mit Frank Eichelmann zusammen, 2008 kam Sven Hoppenhöft dazu. Mit Unternehmensberatung und Marketing und Vertriebsunterstützung haben wir uns dann selbstständig gemacht.

Was bewegt Bankberater dazu, sich selbstständig zu machen?

Gillessen: Man könnte meinen, dass es das Geld ist, aber das stimmt nicht. Die Hauptantriebsfeder ist, frei mit den Kunden arbeiten zu können. Die Anlagestrategie selbst zu bestimmen, entscheiden zu können, mit welchen Kunden man zusammenarbeitet. Man muss nicht alles anbieten, sondern kann sich auf die eigene Expertise konzentrieren. Bei Banken oder großen Asset Managern haben Sie heute im Private Banking und im Management von Fonds fast keine Freiheiten mehr.

Wer macht sich erfahrungsgemäß selbstständig?

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Gillessen: Wenn Interessenten zu uns kommen, fragen wir zuerst: Was bringt ihr mit, damit die Kunden zu euch kommen? Man merkt schnell, ob da potenzielle Unternehmer sitzen oder Angestellte, die einfach gern mehr Freiheiten hätten. Für manchen ist es sinnvoller, als Angestellter zu einem unabhängigen Vermögensverwalter zu gehen. Aber wer eine Vision und Unternehmergeist mitbringt, den begleiten wir gern bei der Existenzgründung.

Wer sich selbstständig macht, braucht nicht unbedingt eine eigene Bafin-Lizenz. Berater können auch unter ein Haftungsdach gehen. Oder eine 34f-Lizenz erwerben, wenn sie sich auf das Fondsgeschäft beschränken wollen.

Gillessen: Zu Haftungsdächern raten wir den Existenzgründern oft. Gerade wer vor allem einen Fonds auflegen und als dessen Anlageberater auftreten will, braucht nicht unbedingt eine eigene Bafin-Lizenz. Das lässt sich auch wunderbar unter einem Haftungsdach umsetzen. Das gilt auch für Berater, die in erster Linie Kunden betreuen und nicht unbedingt die Anlagestrategie beeinflussen wollen. Für eine Erlaubnis nach 34f Gewerbeordnung entscheiden sich aus dieser Klientel die wenigsten. Vielen ehemaligen Private Bankern oder Asset Managern ist es zu wenig, die Asset-Allokation nur über Fonds darstellen zu können.

Welchen Vorteil hat ein Haftungsdach gegenüber einer eigenen Lizenz?

Gillessen: Unter dem Haftungsdach ist das Risiko für Existenzgründer viel kleiner. Mit eigener Lizenz haben Sie vom ersten Tag an Kosten. Unter dem Haftungsdach haben Sie nur Kosten, wenn Sie auch Kunden haben.