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Managerwechsel beim Templeton Growth: Engpass Bahamas?

in FondsLesedauer: 4 Minuten
Jörg Lange
Jörg Lange
Als der Templeton Growth Fund, Inc. am 09.08.2000 mit dem Templeton Growth (Euro) Fund einen kleinen Bruder bekam, war er bereits fast 46 Jahre alt und hatte mit Mark Holowesko erst den zweiten Fondsmanager (zur Themen-Seite "Templeton Growth Fonds").

Danach hat sich das Fondsmanagerkarussell immer schneller gedreht und ab 01.03.2011 wird mit Norman Boersma nach Mark Holowesko, Murdo Murchison und Cindy Sweeting bereits der vierte Fondsmanager für den noch nicht einmal elf Jahre alten Templeton Growth (Euro) Fund verantwortlich sein.

Auffällig ist die immer geringere Verweildauer beziehungsweise  Halbwertszeit der Fondsmanager. Während Unternehmens- und Fondsgründer Sir John Templeton noch 33 Jahre für den TGF verantwortlich war, brachte es der von ihm als Nachfolger aufgebaute Mark Holowesko noch auf 14 Jahre.

Murdo Murchison bat bereits nach 7 Jahren darum, die Bahamas verlassen zu dürfen, während Cindy Sweeting am 28.02.2010 auf eine Amtszeit von nur noch drei Jahren und zwei Monaten wird zurückblicken können.

Aushängeschild einer inhabergeführten Fondsmanufaktur

Diese erhöhte Fluktuation offenbart die Entwicklung des Templeton Growth Fund vom Aushängeschild der inhabergeführten Fondsmanufaktur Templeton (zum Jahresende 1994 enthielt die damals noch unter "Templeton Global Strategy SICAV" firmierende Luxemburger Gesellschaft gerade einmal sieben Aktienfonds, weiterhin waren mit dem Templeton Growth Fund, Inc. und der Templeton Global Smaller Companies Fund, Inc. zwei Fonds nach US-Recht in Deutschland zum Vertrieb zugelassen) zum von angestellten Fondsmanagern verwalteten Produktbaustein der "Fondsfabrik" Franklin Templeton Investments, die mit  Franklin Resources, Inc. eine börsennotierte Mutter hat.

Weiterhin scheint auch der Sitz des Anlageberaters auf den Bahamas zunehmend zum Problem zu werden. Während Sir John Templeton bewusst Nassau als Arbeitsort gewählt hatte, da er sieben Tage in der Woche im Büro war und daher dort arbeiten wollte, wo andere Leute Urlaub machen, genoss auch der passionierte Segler und Olympiateilnehmer Mark Holowesko die sommerlichen Vorzüge der Bahamas.

Bahamas: Murchison hat sich nie wohlgefühlt

Von Murdo Murchison wurde dagegen berichtet, dass er und insbesondere seine Familie sich auf den Bahamas nie so richtig wohlgefühlt haben sollen, weshalb auch familiäre Gründe als Grund für seinen Rückzug nach Edinburgh im Dezember 2007 angegeben wurden. Cindy Sweeting soll nun auf eine neu zu schaffende Stelle in der Zentrale der Templeton Global Equity Group in Fort Lauderdale befördert werden und sich dabei zusammen mit dem CIO Gary Motyl "auf die strategische Ausrichtung der Portfolios und deren Risikomanagement-Prozesse" konzentrieren.

Franklin Templeton führt just diese Ortsveränderung als Notwendigkeit für ihre Aufgabe des Portfoliomanagements für die Templeton Growth Funds an. Kritische Betrachter könnten diese Argumentation als Wegloben bezeichnen, zumal Franklin Templeton Frau Sweeting attestiert, den "Templeton Growth Fund, Inc. und den Templeton Growth (Euro) Fund durch eine für Value-Investments besonders schwierige Marktphase geführt sowie beide Portfolien mit ihrem Team neu ausgerichtet und für die Zukunft bestens positioniert zu haben.

Weiterhin habe sie mit ihrem Team in einem schwierigen Marktumfeld grundlegende Restrukturierungsmaßnahmen durchgeführt.

War Cindy Sweeting nur Feuerwehrfrau?

War Cindy Sweeting demnach vielleicht nur die Feuerwehrfrau, nachdem man entgegen anderslautenden Beteuerungen mit der Arbeit von Murdo Murchison vielleicht doch nicht so zufrieden war? Oder haben sich andere Teammitglieder bei Restrukturierung noch mehr hervorgetan.

So berichtet Standard & Poor's in seinem Fund Management Rating für den Templeton Growth (Euro) Fund vom Juli 2009: „Sweeting ist eines von 3 Teammitgliedern zu deren Aufgabenbereich kein Sektorresearch gehört (die anderen sind: CIO Gary Motel (Motyl) und Research-Direktor Norm Boersma. ... Sie ist der Meinung, dass die Qualität der Debatte bei der Erwägung neuer Ideen durch das Analystenteam erhöht wurde, nachdem Boersma die Rolle des Argumentationsgegners einführte." Im aktuellen Rating-Report vom September 2010 äußert sich Standard & Poor's zunehmend kritischer und von der risikoadjustierten Performance des TGF während der letzten 3 Jahre etwas enttäuscht und führt weiter aus, dass die Titelauswahl angesichts der Erfahrung des Teams besser hätte sein können.

Boersma führte Rolle des Argumentationsgegner ein

Dass trotz einer vom Research-Direktor abgesegneten globalen Kaufliste ("Bargain-List")  der Templeton Global Equity Group das Talent des verantwortlichen Portfoliomanagers maßgeblich für Titelasuwahl und Performance sind, hat sich auch im Hause Templeton bereits gezeigt.

So lagen im Jahre 1999 die vom damaligen Leiter der globalen Aktienanalyse, Dr. Sandy Nairn gemanagten Templeton Global Growth und Templeton DEM Global Growth über 20 Prozentpunkte hinter dem von Mark Holowesko gemanagten Templeton Growth Fund, Inc. Durch die von ihm eingeführte Rolle des Argumentationsgegners scheint Norman Boersma geeignet zu sein, notwendige Veränderungen im Research- und Anlageprozess anzuschieben. Ob sich aber der bisher überwiegend in Toronto tätige neue Fondsmanager auf Dauer auf den Bahamas wohl fühlen wird, dürfte seine Verweildauer als Fondsmanager des TGF entscheidend beeinflussen. Ansonsten dürfte es nach dem Gesetz der oben beschriebenen Serie schon zum Jahresende 2012 wieder heißen: "Fondsmanagerwechsel beim Templeton Growth Fund".

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