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Manipulationsverdacht an US-Derivatebörse

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Der Wilde Westen unter den Finanzmärkten

Der Devisenmarkt ist einer der am wenigsten regulierten und einer der undurchsichtigsten Märkte im Finanzsystem. Er weist auch eine hohe Konzentration auf - mehr als die Hälfte des gesamten Handels entfällt auf vier Banken, wie eine im Mai durchgeführte Umfrage von Euromoney Institutional Investor ergab.

Die Deutsche Bank AG belegt mit einem Anteil von 15 Prozent Rang eins, vor Citigroup Inc. mit knapp 15 Prozent. Danach folgen die britische Bank Barclays und die Schweizer UBS, die beide auf 10 Prozent Marktanteil kommen. Alle vier Banken wollten keinen Kommentar abgeben.

Da sie die Kundenorders vor dem London Close bekommen und einige Händler mit Kollegen bei anderen Häusern über Orders reden, haben Banken einen Einblick in die zukünftige Richtung der Sätze, wie fünf im Juni interviewte Händler berichteten.

Das erlaube ihnen, die Gewinne aus ihren Kundenorders zu maximieren und manchmal eigene, zusätzliche Wetten abzugeben, sagten die Händler, die um Anonymität baten, da die Praxis umstritten ist.

Selbst kleine Verzerrungen bei den Devisenkursen können Investoren im Jahr Hunderte von Millionen Dollar kosten und die Erträge für Sparer und Pensionäre schmälern, sagt James Cochrane, Direktor Analytics bei Investment Technology Group in Paris.

“Was als einfaches Instrument zur Erstellung einer Benchmark begonnen hat, ist unglaublich groß geworden und es gibt keine Aufsichtsbehörde, die es beobachtet”, sagt Cochrane, der früher im Devisen-Sales-Bereich der Deutschen Bank tätig war und bei Thomson Reuters gearbeitet hat. “Jeder Basispunkt bedeutet eine riesige Geldsumme.”

Ein Investor, der am 28. Juni eine Milliarde kanadische Dollar in US-Dollar tauschen wollte, hätte 5,4 Mio. Dollar weniger erhalten, wenn das Geschäft zum WM/Reuters-Satz ausgeführt worden wäre, statt zum Kassakurs 20 Minuten vor dem 16-Uhr-Fenster.

Einer der größten europäischen Vermögensverwalter hat eine Beschwerde bei der US-Finanzaufsichtsbehörde FCA eingereicht und sagt, der Satz werde manipuliert, wie eine informierte Person berichtete.

Die Aufsichtsbehörde habe Informationsanfragen an vier Banken verschickt, darunter die Deutsche Bank in Frankfurt und die Citigroup in New York, heißt es weiter. Chris Hamilton, ein Sprecher der FCA, sowie Sprecher der Deutschen Bank und der Citigroup wollten keinen Kommentar abgeben.

Bloomberg News hat für den Zeitraum von Juli 2011 bis Juni 2013 berechnet, wie oft bei 14 Währungspaaren am letzten Arbeitstag eines Monats in den 30 Minuten vor 16 Uhr Kursanstiege von mindestens 0,2 Prozent zu verzeichnen waren.

Ein weiteres Kriterium war, dass die Bewegung unter den drei größten des Tages liegen und spätestens nach vier Stunden wieder umgekehrt sein musste, um längerfristige Bewegungen auszuschließen.

Derartige Anstiege zum Monatsende von mindestens 0,2 Prozent waren bei einigen Paaren häufiger, zeigen die Daten. Sie geschahen etwa die Hälfte der Zeit bei den Wechselkursen für US- Dollar und britisches Pfund und für Euro und Schwedische Krone. Bei anderen Paaren, beispielsweise Dollar-brasilianischer Real und Euro-Schweizer Franken, waren derartige Bewegungen etwa zweimal im Jahr zu beobachten.

Solche Kursspitzen sollten zum Monatsende wegen der Korrelation zwischen Aktien und Devisen zu erwarten sein, sagten zwei Devisenhändler, die um Anonymität baten, weil sie nicht öffentlich im Namen ihrer Gesellschaft sprechen dürfen. Ein großer Anteil des Handels zu dem Zeitpunkt werde durch Indexfonds erzeugt, die Aktien oder Anleihen kaufen und verkaufen, um einen zugrundeliegenden Korb von Wertpapieren abzubilden, so die Händler.

“Da die großen am Fixing beteiligten Banken ihre Orders zum Fixing vor 16 Uhr kennen, können sie sich vor-positionieren oder Positionen für sich selbst eingehen, bevor sie versuchen Kurse in ihrem Sinne zu bewegen”, schrieben Michael Melvin und John Prins von BlackRock in einer Aktualisierung des Berichts “Equity Hedging and Exchange Rates at the London 4 p.m. Fix”, den sie für eine Konferenz 2011 in München erstellten.

“Die großen Marktmacher sind erfahren darin, vor dem Fixing zu handeln, um die Kurse zu ihren Gunsten zu bewegen, so dass die Fixing-Handelsgeschäfte im Durchschnitt profitabel sind.”
Wiederkehrende Kursanstiege, insbesondere zu geschäftigen Zeiten wie dem Monatsende können ein Anzeichen für Marktmanipulation und möglicherweise Absprachen sein, sagt Abrantes-Metz.

“Wenn das Handelsvolumen hoch ist, hat jedes Geschäft wenig Bedeutung im Markt insgesamt und eine geringe Wahrscheinlichkeit, den endgültigen Kurs zu beeinflussen”, erläutert Abrantes-Metz. “Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir hier beobachten. Das könnte ein Signal für ein Problem in diesem Markt sein.”

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