Marco Jansen 100 Jahre Laufzeit, 60 Prozent Plus: Das mutigste Investment des Triple A Fonds
Mit einem verwalteten Vermögen von 60 Millionen Euro gehört der Oberbanscheidt Global Flexibel UI sicher nicht zu den Schwergewichten der Branche. Doch gerade seine überschaubare Größe ermöglicht es dem Team von Oberbanscheidt & Cie., flexibel und manchmal auch unkonventionell zu agieren. Im Interview mit DAS INVESTMENT erklärt Marco Jansen, Gesellschafter und Prokurist, warum man lieber auf europäische Industriewerte als auf US-Tech setzt, weshalb eine 100-jährige Anleihe das bislang spektakulärste Investment war und was die Fondsberater aus Fehlern gelernt haben.
Warum nur an der Oberfläche kratzen? Tauchen Sie tiefer ein mit exklusiven Interviews und umfangreichen Analysen. Die Registrierung für den Premium-Bereich ist selbstverständlich kostenfrei.
Mit einem verwalteten Vermögen von 60 Millionen Euro gehört der Oberbanscheidt Global Flexibel UI sicher nicht zu den Schwergewichten der Branche. Doch gerade seine überschaubare Größe ermöglicht es dem Team von Oberbanscheidt & Cie., flexibel und manchmal auch unkonventionell zu agieren. Im Interview mit DAS INVESTMENT erklärt Marco Jansen, Gesellschafter und Prokurist, warum man lieber auf europäische Industriewerte als auf US-Tech setzt, weshalb eine 100-jährige Anleihe das bislang spektakulärste Investment war und was die Fondsberater aus Fehlern gelernt haben.
Herr Jansen, in einer Branche, die von milliardenschweren Fonds und großen Bankhäusern dominiert wird, gehört der Oberbanscheidt Global Flexibel UI mit 60 Millionen Euro Fondsvolumen eher zu den kleineren Playern. Was treibt sie an, sich diesem Wettbewerb zu stellen?
Marco Jansen: Als wir vor elf Jahren mit dem Fonds starteten, hatten wir nur 10 bis 15 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen und keinen Track Record. Da war es schwierig, überhaupt mit dem Fondskonzept vor die Tür zu gehen. Aber wir haben schnell festgestellt, dass unsere Performance und Herangehensweise durchaus konkurrenzfähig sind – auch wenn der eine oder andere unseren Stil vielleicht als etwas „hemdsärmelig“ bezeichnen würde. Wir arbeiten eher nach alter Schule, so wie wir das klassische Aktien- und Rentengeschäft gelernt haben. Und das funktioniert, wir haben dafür auch schon einige Auszeichnungen wie zum Beispiel erst im Oktober den Boutiquen Award 2024 erhalten. Wir müssen uns also nicht verstecken.
Triple A steht für „Anders als andere“. Was unterscheidet sie denn von anderen Vermögensverwaltern?
Jansen: Wir sind definitiv keine typischen 60/40-Investoren. Die vom Gesetzgeber vorgegebene Mindestaktienquote liegt bei 25 Prozent – aber darüber hinaus sind wir sehr flexibel. Als der Ukraine-Konflikt begann, fuhren wir zeitweise eine Aktienquote von 90 Prozent. Aktuell haben wir den Rentenanteil auf fast 65 Prozent hochgefahren, weil wir die Aktienmärkte für sehr hoch bewertet halten und im Anleihebereich mittlerweile ein besseres Chance-Risiko-Profil sehen.
Sie haben einen auffällig starken Europafokus in Ihrem Portfolio. In Zeiten, wo die großen US-Technologiekonzerne die Börsen dominieren – ist das nicht ziemlich mutig?
Jansen: Wir bewerten manche Dinge einfach anders. Europa bietet derzeit durchaus interessante Chancen. Aber man darf nicht vergessen: Wir leben in einer globalisierten Welt. Ein gutes Beispiel ist die Deutsche Rohstoff AG in unserem Portfolio – das einzige börsennotierte deutsche Ölunternehmen. Die Gesellschaft macht ihre Umsätze fast ausschließlich in Amerika. So sind wir quasi durch die Hintertür am US-Markt beteiligt und profitieren von der dortigen wirtschaftlichen Entwicklung.
Generell setzen sie stark auf Value und Industrie. Sind sie bewusst Contrarian-Investoren?
Jansen: Nicht um jeden Preis. Aber im Herzen sind wir eindeutig Value-getrieben. Wir kaufen das, was wir verstehen und unseren Kunden gut erklären können. Investments, bei denen unsere Anleger auch dann noch gut schlafen können, wenn das nächste Corona kommt. Das führt zwangsläufig dazu, dass wir aktuell weniger Tech im Portfolio haben.
2022 waren sie früh in Rüstungsaktien investiert – ein durchaus kontroverses Thema. Wie positionieren Sie sich hier aktuell, wo Donald Trump wieder an die Macht kommen und möglicherweise die Nato-Unterstützung reduzieren könnte?
Jansen: Beim Thema Verteidigung haben wir einen fundamentalen Paradigmenwechsel gesehen. Selbst wenn Trump innerhalb von 24 Stunden Frieden im Nahen Osten und der Ukraine schaffen könnte, wie er es vollmundig behauptet, würde das den Prozess nicht stoppen, dass die europäischen Staaten ihre Streitkräfte modernisieren müssen. Wir sind ja noch weit davon entfernt, dass überhaupt aufgebaut wird – aktuell geht es nur um Instandsetzung und Modernisierung. Wir sind überzeugt, dass uns das Thema Rüstung und Verteidigung selbst nach einem Ende des Ukraine-Konflikts noch sehr lange beschäftigen wird. Natürlich wird es Schwankungen geben: Wenn eine Friedensnachricht – über die wir uns natürlich sehr freuen würden – kommt, wird das die Rüstungsaktien kurzfristig belasten. Aber langfristig bleiben die Geschäftsaussichten von Unternehmen wie dem norwegischen Rüstungskonzern Kongsberg sehr vielversprechend.
Kommen wir nochmal auf Anleihen zurück. Der Fonds ist da derzeit recht offensiv positioniert. Wie sieht ihre Strategie aus?
Jansen: Wir sind aktuell mit fast 65 Prozent im Anleihenbereich investiert, mit einer durchschnittlichen Restlaufzeit von annähernd 25 Jahren – das ist durchaus sportlich. Aber wir sind überzeugt, dass sich der Zinssenkungsprozess gerade in Europa weiter fortsetzen wird. Bei Amerika sind wir etwas zurückhaltender geworden. Die Prognosen von J.P. Morgan gehen ja eher dahin, dass die Zinsen am langen Ende in den USA gleichbleiben oder sogar steigen könnten. Bei der Emittentenauswahl setzen wir vor allem auf solide Unternehmen.