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Mario Draghi vorm EU-Parlament Das erwarten Marktexperten vom Auftritt des EZB-Chefs

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Zwei tragende Säulen der Notenbank-Politik

Derzeit beruht die Politik der Notenbank auf zwei tragenden Säulen: auf quantitativer Lockerung und auf einem negativen Einlagensatz von derzeit minus 0,3 Prozent. Doch die Währungshüter agieren nicht im luftleeren Raum. Seit Draghi am 21. Januar andeutete, er sei bereit, den Einlagensatz noch weiter nach unten zu drücken, haben Wechselkursverschiebungen gepaart mit zunehmenden Zweifeln an der Ertragskraft der Bankenbranchedafür gesorgt, dass Zinsen unter Null als mindestens so gefährlich wie wünschenswert gelten.

Die Senkung der Zinsen unter Null durch die Bank von Japan wiesen Devisenhändler zurück, indem sie den Yen auf ein 15- Monats-Hoch schickten. In Europa werden die Negativzinsen zumindest teilweise dafür verantwortlich gemacht, dass die Gewinnmargen bei Geldinstituten wie Deutsche Bank AG und Société Générale SA unter Druck gerieten. Die Aktien beider Banken gingen seit dem Jahreswechsel in einen regelrechten Sturzflug über. 

"Negative Zinssätze sind nicht Teil der Lösung, sie sind derzeit Teil des Problems und es wird interessant sein, zu sehen, ob - und gegebenenfalls wie - Draghi darauf reagiert," sagte Philip Shaw, Volkswirt bei Investec Securities in London. "Investoren werden Ausschau halten nach etwaigen Hinweisen auf eine weitere Senkung des Einlagensatzes sowie - auf einem eher technischen Niveau - darauf, ob es ein abgestuftes System für überschüssige Liquidität geben wird."

Ein solches abgestuftes System, das dazu beiträgt, die Banken vor einem Teil der Kosten negativer Zinsen zu schützen, wäre eine der Möglichkeiten, mit denen die EZB eine Feinabstimmung ihrer Politik vornehmen könnte, nachdem der Effekt großer Erklärungen schwindet.

So könnte die Notenbank etwa Aktiva, die die Geschäftsbanken unter dem TLTRO-Progamm erworben haben, von den negativen Zinssätzen ausnehmen, oder aber beim Ankauf von Aktiva ihren Kapitalschlüssel außer Acht lassen, schrieb Moec in einer Kurzstudie für Kunden. Im Extremfall könnte man auch in Erwägung ziehen, von Banken ausgegebene Anleihen zum Ankaufprogramm der Notenbank zuzulassen. Dafür seien allerdings "sehr, sehr hohe Hürden" zu überwinden, sagte Moec.

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