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Mario Schüttauf: „Hohes Preisniveau nutzen, um Gewinne mitzunehmen“

Mario Schüttauf
Mario Schüttauf
DAS INVESTMENT: Viele offene Immobilienfonds sind geschlossen. Warum gehört der Haus-Invest nicht dazu?

Mario Schüttauf: Wir haben ein sehr solides Liquiditätsmanagement und eine breite Vertriebsbasis. Zudem ist der institutionelle Anteil am Fondsvolumen auf 10 Prozent begrenzt. Aktuell sind es sogar weniger als 2 Prozent. Darüber hinaus gibt es eine Rückgabevereinbarung mit jedem institutionellen Investor.

Was spricht für offene Immobilienfonds?

Schüttauf: Er bietet viele Vorteile, die ihres gleichen suchen. Ein zentrales Plus ist das aktive Portfoliomanagement. Dadurch kann der Fonds atmen. Liquidität muss nicht sofort investiert werden, sondern wenn sich Chancen bieten.

Und wie stehen zurzeit die Chancen: Kaufen oder verkaufen sie?

Schüttauf: Im vergangenen Jahr haben wir vor allem verkauft. Auch in diesem Jahr wollen wir das hohe Preisniveau nutzen, um Gewinne mitzunehmen.



Was wollen Sie mit der neuen Liquidität anfangen?

Schüttauf: Wir haben eine selbst auferlegte Liquiditätsquote von 15 Prozent. Mehr ist im heutigen Niedrigzinsumfeld nicht sinnvoll. Wir rechnen im Gegensatz zu 2012 in diesem Jahr mit Nettomittelzuflüssen. Damit werden wir auch in den Bestand investieren. Wir haben ein großes Einzelhandelsportfolio. Fünf Objekte wollen wir erweitern, dafür bräuchten wir 400 bis 500 Millionen Euro. Zum anderen planen wir, Darlehen zurückzuführen. Darüber hinaus schauen wir uns Immobilien an, die wir eventuell kaufen.

Bei welchen Immobilien schlagen Sie zu?

Schüttauf: Wir fokussieren uns auf junge und erstklassige Bestandsobjekte in Top-Lagen. In Ausnahmefällen sind im Sinne einer Portfoliobeimischung auch interessante Projektentwicklungen denkbar.

Deutsche Immobilien sind zurzeit sehr beliebt. Wie wichtig sind sie für Sie?

Schüttauf:
Früher war der Haus-Invest ein rein deutsches Produkt, mittlerweile hat er Europa und die weltweiten Märkte entdeckt. Deutschland bleibt aber ein wichtiger Markt für uns. Er ist sehr risikoavers. Dafür gibt es aber gerade im Bürobereich auch kein sonderlich großes Mietpreiswachstum wie in volatileren Märkten. Wir sehen bessere Chancen im Einzelhandelsbereich. Dort haben wir zurzeit nur drei Objekte, hätten aber gerne mehr. Leider sind wir nicht allein auf der Käuferseite. Wir halten uns dezent im Hintergrund, beobachten und schlagen zu, falls sich eine Gelegenheit ergibt.

Auf welche Märkte schauen Sie?

Schüttauf: Aktuell vor allem auf diejenigen außerhalb Europas. Das heißt aber nicht, dass wir sofort investieren. In Nordamerika zum Beispiel sind die Preise zum Teil schon wieder auf dem hohen Niveau von 2006/2007. Vor diesem Hintergrund haben wir im vergangenen Jahr unser gesamtes Kanada-Portfolio verkauft. Wir würden zwar gern wieder in Nordamerika investieren, doch muss man sich fragen, ob man sich damit heute die Probleme von morgen einkauft. Der Vorteil des aktiven Managements ist doch, dass Sie nicht immer in allen Märkten aktiv sein müssen.

Was halten Sie von einem weiteren Engagement in Asien?


Schüttauf: In Japan und Singapur haben wir bereits Objekte. Auch mit China setzen wir uns auseinander, dort steigen wir aber noch nicht ein.

Bei welchen Standorten halten Sie sich derzeit konsequent zurück?


Schüttauf:
Wir würden heute keine Immobilien in Frankreich kaufen, schon allein aus dem Grund, dass wir dort bereits stark investiert sind. Wir würden dort eher verkaufen, denn klassische Core-Produkte sind dort sehr gefragt.

Gibt es Krisen-Schnäppchen in Spanien?

Schüttauf: Sie bekommen dort vor allem das angeboten, was Sie nicht haben wollen: etwa Objekte in der Peripherie, da nützt auch ein langfristiger Mietvertrag nichts. Wir wollen im Bürobereich nur noch in Top-Lagen einkaufen, und die sind auch in Spanien nicht günstig.

Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte der Haus-Invest eine Liquiditätsrendite von 2,0 Prozent – einer Scope-Untersuchung zufolge die beste im Marktvergleich. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Schüttauf: Wir sehen die Liquidität als eigenständiges Objekt im Portfolio und investieren dazu in Tages- und Termingelder. Denn wir wollen uns hier keine zusätzlichen Risiken einkaufen. Die Rendite aus dem vergangenen Jahr werden wir jedoch dieses Jahr nicht halten können. Wir rechnen eher mit 0,6 Prozent.

Sind Immobilienaktien interessant?


Schüttauf: Wir haben bereits einen französischen Reit im Portfolio und überlegen, das Portfolio in diese Richtung zu erweitern. Allerdings wären das für uns Immobilieninvestitionen und keine Liquiditätsanlage. Der klare Vorteil von Reit-Positionen ist, dass wir über sie schneller an Bewegungen in bestimmten Märkten teilhaben können – zum Beispiel in Asien.

Wo sehen Sie mittelfristig die Renditeperspektiven für den Haus-Invest?

Schüttauf: Wir haben uns vorgenommen, in den nächsten zwölf Monaten eine Rendite im Bereich von 3 Prozent zu erwirtschaften. Langfristig streben wir eine Größenordnung von 4 bis 6 Prozent an. Dies setzt jedoch eine entsprechende Zinsentwicklung und damit auch eine höhere Liquiditätsrendite voraus.  




Über den Interviewten: Mario Schüttauf (37) absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Seine Karriere bei der Commerz Real begann der Diplom-Kaufmann im Jahr 2001. Zunächst war er im Fondscontrolling, später als Abteilungsleiter im Fondsmanagement des offenen Immobilienfonds Haus-Invest tätig. 2007 übernahm er die Leitung des Bereichs Portfoliomanagement. In dieser Funktion ist er sowohl Fondsmanager von Haus-Invest als auch für Spezialfonds und geschlossene Immobilienfonds verantwortlich.

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