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Fondsmanager erläutert im Interview Chancen des Rohstoffmarkts

DAS INVESTMENT: Herr Burridge, Sie sehen aktuell sehr positiv auf den Rohstoffmarkt, gerade auf viele Metalle. Woher kommt Ihre Zuversicht?
Mark Burridge: Wir haben in der Tat einen sehr konstruktiven Ausblick auf den Metall- und Minensektor, nicht nur für 2024, sondern auch darüber hinaus. Es gibt weltweit gerade eine Reihe von Übergängen, die diesen Sektor begünstigen.
Erläutern Sie das mal bitte.
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DAS INVESTMENT: Herr Burridge, Sie sehen aktuell sehr positiv auf den Rohstoffmarkt, gerade auf viele Metalle. Woher kommt Ihre Zuversicht?
Mark Burridge: Wir haben in der Tat einen sehr konstruktiven Ausblick auf den Metall- und Minensektor, nicht nur für 2024, sondern auch darüber hinaus. Es gibt weltweit gerade eine Reihe von Übergängen, die diesen Sektor begünstigen.
Erläutern Sie das mal bitte.
Burridge: Erstens ist der Wandel hin zu einer emissionsfreien Wirtschaft im vollen Gange. Für neue Technologien werden neue Rohstoffe benötigt, sei es bei Solartechnik, Elektromobilität oder Wasserstofftechnologie. Damit ergeben sich auch neue Möglichkeiten für Metallproduzenten. Zweitens hatten wir zuletzt ein Umfeld aggressiver Zinserhöhungen, das nun enden dürfte. Die Zinsen werden vermutlich bald wieder sinken, allen voran in den USA. Gleichzeitig gibt es weltweit ökonomische und geopolitische Spannungen. Das ist typischerweise eine gute Zeit für Edelmetalle. Drittens sind die meisten Edelmetall- und Minengesellschaften in einer so guten finanziellen Verfassung wie seit Jahrzehnten nicht mehr: gute Kapitalausstattung, starke Margen, hohe Ausschüttungen an Aktionäre, beständiges Wachstum. Gleichzeitig sind Unternehmen aus dem Metall- und Minensektor historisch günstig bewertet.
Als Fondsmanager mit Spezialgebiet Edelmetalle ist es ja quasi Ihr Job, auf diesem Gebiet positiv gestimmt sein.
Burridge: Unser positiver Ausblick wird durch vieles untermauert: Unsere Fonds ziehen in jüngster Zeit ganz neue Investoren an. Wir bekommen Anfragen von anderen Asset Manager, die mit uns White-Label-Produkte auflegen wollen. Unsere kleine Investmentgesellschaft investiert momentan viel Geld, um ihre Teams aufzustocken. Auch andere Rohstoff-Asset-Manager wenden auf einmal viele Ressourcen für Marketing auf. Unser positiver Ausblick spiegelt sich auch in unseren Portfolios wider. Wenn wir unsicher wären, wie sich der Markt entwickelt, würden wir eher sichere Aktien kaufen oder viel Cash halten. Das tun wir nicht – weil wir an eine Aufwärtsbewegung bei Edel- und kritischen Metalle glauben. Unsere Portfolios haben wir entsprechend aufgestellt. Und wir haben damit zuletzt auch schon eine gute Überrendite erzielt.
Der Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft beflügelt bestimmte Rohstoffe, sagen Sie. Man denkt spontan an Lithium für die Batterien von Elektroautos. Aber dort sind die Preise im vergangenen Jahr eingebrochen.
Burridge: Lithium war zunächst das „New Kid on the Block“, jeder wollte investieren. Auf einmal interessierten sich auch Autohersteller und Minenbetreiber, die unterschiedliche Rohstoffe fördern, dafür. Es gab temporär viel mehr Angebot als Nachfrage. Die Nachfrage stieg zwar an, aber nicht so schnell, wie man es vermutet hatte. Allerdings wird Lithium noch einmal seinen Tag erleben. Die Nachfrage nach Lithium und auch die Produktion von Lithium-Minenbetreibern, wird noch stark steigen. Wann die Rally genau beginnt, wissen wir nicht. Aber wir beobachten den Sektor genau. Mit den guten Gelegenheiten meinte ich allerdings nicht nur Lithium.
Welche Rohstoffe sehen Sie noch im Aufwind?
Burridge: Zum Beispiel Uran, für die Energiegewinnung. Oder Silber. Das wird auch für Elektro-Autos und für Solar-Panels benötigt. Ebenso Kuper. Man benötigt es für den Umbau zu nachhaltiger Energiegewinnung und die Verteilung dieser Energie, für Kupferkabel. Und grünes Aluminium – um Dinge so konstruieren zu können, dass sie leichter sind und weniger Energie verbrauchen. Aluminium kann Stahl bei einigen Anwendungen ersetzen. Ebenso werden seltene Erden benötigt.
Sie sprachen Uran an. Ist das in Ihrem Fonds enthalten?
Burridge: Ja. Wir haben unsere Investments dort im vergangenen Jahr ausgebaut. Bei Uran gab es ein strukturelles Angebotsdefizit. Gleichzeitig wird für das Netto-Null-Emissionsziel viel Uran benötigt. Uran hat im vergangenen einen Großteil zu unserer Performance beigesteuert. Es ist immer noch im Portfolio enthalten, auch wenn wir zwischenzeitlich schon einigen Gewinn mitgenommen haben. Die Aussichten für Uran sind auch in den kommenden zwei Jahren noch solide – auch wenn wir bei anderen Metallen mittlerweile noch mehr Aufwärtsmöglichkeiten sehen.
In Deutschland sehen viele Menschen die Atomtechnologie kritisch: Sie erzeuge mehr Probleme als sie löse. Fakt ist: Die Kosten für die Endlagerung ausgebrannter Uranbrennstäbe sind gigantisch. Das wird allgemein als nicht nachhaltig angesehen.
Burridge: Im Kontext des Wandels zu einer Netto-Null-Wirtschaft sind die alternativen Kosten aber immerhin der Klimawandel. Dessen Kosten sind schon jetzt signifikant. Atomtechnologie wird als Lösung angesehen, um die Grundlast der Stromnetze zu gewährleisten. Ja, es gibt die Lager- und Entsorgungskosten. Aber wenn man nichts gegen den Klimawandel unternimmt, wird es noch teurer. Aus dieser Erwägung heraus befürworten viele Menschen den Einsatz von Uran als Bestandteil eines ausgewogenen CO2-armen Energiemixes.
Allerdings ist Uran auch nicht die einzige Lösung. Es geht ja nicht nur um die Energiegewinnung, sondern auch um effiziente Energiespeicherung. Und darum, alternative Energiequellen wie die Wasserstofftechnologie weiterzuentwickeln. Im Energiebereich ist in Zukunft vieles denkbar. Vielleicht werden wir sogar noch einmal zur Energiegewinnung aus Kohlenstoff zurückkehren, zum Beispiel im Zusammenhang mit Negativemissionstechnologien, sprich der CO2-Entnahme aus der Atmosphäre. Und es gibt einige weniger offensichtliche Dinge, die auch eine große Rolle spielen können: Infrastruktur effizienter zu machen, dafür zu sorgen, dass Dinge eine längere Lebensdauer haben; Fahrzeuge oder Flugzeuge aus leichteren Materialien zu bauen und effizientere Motoren zu. entwickeln. All das hilft, den Energieverbrauch zu senken. Außerdem: Wenn man eine nachhaltige Wirtschaft anstrebt, muss man mehr recyceln. Wir investieren auch in Recycling-Unternehmen.
In puncto Nachhaltigkeit gelten gerade Minengesellschaften als problematisch, vor allem in wenig entwickelten Ländern. Viele verschmutzen die Umwelt und gehen schlecht mit ihren Mitarbeitern um.
Burridge: Minengesellschaften legen einen immer stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit. Auch wir Investoren tragen dazu bei, die Unternehmen verantwortungsvoller handeln zu lassen. Die Minenunternehmen werden auch stärker dazu angehalten, sich in die lokalen Gemeinschaften einzubinden.
Der Rohstoff Nummer eins für Privatanleger ist weiterhin Gold. Der Kurs hat gerade einen historischen Höchststand erreicht. Wie investieren Sie dort?
Burridge: Aktuell treibt der makroökonomische Rahmen den Goldpreis in die Höhe. Für besonders aussichtsreich halten wir Minenunternehmen. Viele Goldminenbetreiber stehen finanziell sehr gut da. Trotzdem werden ihre Aktien zu niedrigen Bewertungen gehandelt. Das macht Gold aktuell zu einem unserer liebsten Assets.
Welche Faktoren beeinflussen Ihrer Beobachtung nach besonders den Goldpreis?
Burridge: In den vergangenen Jahren waren das unterschiedliche Marktteilnehmer: einerseits die Schmuckindustrie, andererseits die Zentralbanken, die Gold angekauft haben – vor allem in Schwellenländern. Hinzu kommt Nachfrage von Privatanlegern nach physischem Gold wie Goldbarren. Trotz einer Abnahme von Finanzinvestitionen haben diese drei Faktoren Gold Aufwind gegeben.
Speziell Gold-ETFs hatten zuletzt eine schwierige Phase. Hat sich das Segment Ihrer Ansicht nach jetzt wieder berappelt, mit Trend nach oben?
Burridge: In der Tat waren Investments in Gold-ETFs seit dem zweiten Quartal 2022 rückläufig. Wenn aber genauer hinschaut, stellt man fest, dass dieser Trend sich fast ausschließlich auf Gold-ETF-Investments aus den USA und Europa bezieht. Asiatische Investoren haben im Gegenteil, bis auf Q2 und Q3 2022, kontinuierlich mehr in diesen Instrumenten angelegt. Für die rückläufige Entwicklung in westlichen Märkten kann es mehrere Gründe geben. Zum Beispiel das höhere Zinsniveau oder Alternativen, die zu dem Zeitpunkt attraktiver erschienen. Zurzeit ist es schwierig, abzuschätzen, ob wir es hier hauptsächlich mit institutionellen oder privaten Investoren zu tun haben. Ein wichtiger Katalysator für den Goldpreis könnte der kommende Zinsschritt sein, der den nächsten Zinssenkungszyklus einleitet. Dann werden auch wieder die westlichen Gold-ETF-Zuflüsse zunehmen; da sind wir uns ziemlich sicher.
Betrachten Sie eigentlich auch Bitcoin als einen Rohstoff, wie es viele Krypto-Spezialisten tun?
Burridge: Bitcoin ist ein gutes Beispiel dafür, dass beim Investieren die Psychologie eine große Rolle spielt. Bitcoin hat keinen inhärenten Wert. Es ist nur wertvoll für jemanden, der ihm diesen Wert beimisst.
Das kann man auch über Gold sagen.
Burridge: Insgesamt misst unsere zivilisierte Gesellschaft auch anderen Dingen Wert bei als nur Nahrungsmitteln und einem Dach über dem Kopf. Wir sehen bestimmte Dinge als wertvoll an, ohne dass das logisch nachvollziehbar wäre. Gold wird im Gegensatz zu Bitcoin schon seit tausenden von Jahren ein Wert zugeschrieben. Das macht Gold besonders.
Viele Krypto-Spezialisten sehen Krypto-Währungen nicht unterstützend, sondern vor allem als eine Alternative zu Gold.
Burridge: Aktuell sind Kryptowährungen weit davon entfernt, ein Sicherer-Hafen-Asset wie Gold zu werden. Sie sind sehr volatil, mit ihnen wird spekuliert. Ich denke aber durchaus, dass Kryptowährungen noch einen Nutzen für Gesellschaften haben werden. Nicht etwa, weil Gold dann weniger Wert beigemessen wird. Sie zeigen vielmehr, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, Werte aufzubewahren und auszutauschen, als nur mit Fiat-Währungen. In diesem Sinne wirken Kryptowährungen langfristig sogar unterstützend für Gold.
Über den Interviewten:
Mark Burridge ist Fondsmanager und Managing Partner bei dem auf Rohstoffe spezialisierten Asset Manager Baker Steel Capital. Nach seinem Abschluss in Minengeologie an der Royal School of Mines des Imperial College London, war Burridge 25 Jahre in Management- und Vorstandspositionen bei unterschiedlichen Minenbetreibern tätig.



