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Aktualisiert am 16.12.2013 - 11:46 Uhrin EXTRA Verkanntes RisikoLesedauer: 6 Minuten

Mark Mobius: "Gold hat nach wie vor Potenzial"

Mark Mobius
Mark Mobius
Reisen und Beziehungen aufzubauen standen im Zentrum meiner beruflichen Tätigkeit. Neue Menschen aus aller Welt zu treffen gehört zu den angenehmsten Seiten meines Jobs. Ich kann nicht immer jede einzelne Frage direkt beantworten, doch schätze ich Ihr Feedback wirklich und lerne aus Rückmeldungen und den globalen Perspektiven, die Sie mitteilen. Hier sind meine Antworten auf einige Ihrer jüngsten Fragen.

Jimit aus Indien fragt: Danke für Ihren jüngsten und aufschlussreichen Blog zu Chinas Immobilienmarkt. Auch in Indien ist die Rede von einem Immobilienblasen-Szenario aufgrund unerschwinglicher Wohnungen in den meisten Metro-Städten, hoher Inflation und Korruption. Können Sie zum Immobilienmarkt Indiens etwas sagen und wie die indische Wirtschaft für die Zukunft positioniert ist?

Mark Mobius: Unerschwinglicher Wohnraum, Inflation und Korruption. Diese Probleme haben wir nicht nur in Indien, sondern in der einen oder anderen Form in den meisten Ländern der Welt. Indien leidet unter starker Wohnungsknappheit und ein großer Teil der Bevölkerung kann sich keine angemessenen Wohnverhältnisse leisten.

Die hohe Nachfrage nach Immobilien wächst weiter und natürlich steigen auch die Preise wegen der Nachfrage. Es findet eine dramatische Urbanisierung statt – nicht nur in Indien, sondern durch die besseren Transport- und Kommunikationsverbindungen auch in anderen Teilen der Welt. Und die Menschen in ländlichen Gebieten werden durch den potentiellen Reichtum in Städten angezogen.

Deshalb gibt es in Randgebieten und sogar im Herzen indischer Städte Slums. Trotz allem wächst die indische Wirtschaft weiter aufgrund des wachsenden Gewerbes und der wachsenden Dienstleistungsindustrie. Deshalb erwarten wir eine anhaltende Nachfrage nach Wohnraum.

Etienne aus Bangladesch fragt: Mir hat Ihr jüngster Beitrag über Afrika gefallen, doch könnten Sie zu der starken Einflussnahme von Führungsriegen und Parteifamilien auf das Geschäftsleben in Ländern südlich der Sahara etwas sagen? 

Mark Mobius: Führungsriegen und Parteifamilien haben in vielen Ländern südlich der Sahara starken Einfluss. Die Dominanz politischer Struktur durch eine Familie und die Besetzung der gesamten staatlichen Bürokratie durch Familienmitglieder und Freunde ist nichts Ungewöhnliches. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass die partizipierende Demokratie wie in Bangladesch in vielen Ländern der Welt einschließlich Gebieten südlich der Sahara nicht üblich ist.

Doch auch in Bangladesch gibt es (wie Sie wissen) einige wenige berühmte Familien, die die politischen Strukturen dominieren, doch dominiert eine Familie nicht andauernd. Und es gibt Veränderungen an der Spitze. Dies gilt auch für die Vereinigten Staaten. Wir haben einige Familien-Dynastien erlebt, die im Geschichtsverlauf des US-amerikanischen Politlebens prominent waren, unter anderem in den letzten Jahrzehnten die Kennedys, die Clintons und die Familie Bush.

Wenn es ums Investieren geht gilt: Fördert die Regierungspartei freies Unternehmertum, setzt sie Rechtsstaatlichkeit durch und sorgt grundlegend für Infrastruktur, Ausbildung und Gesundheitsdienste, dann ist der Aufbau einer erfolgreichen Marktwirtschaft möglich – sogar unter einer dominierenden Familienpartei.

Steve von den Philippinen fragt: Wie denken Sie über die Philippinen?

Mark Mobius: Die Philippinen haben sich unter der neuen Regierung in den letzten Jahren dramatisch verbessert. Die Korruption ging zurück. Vor allem hat die Regierung für ein Klima gesorgt, in dem sich ausländische Investoren fair behandelt fühlen.

Der Aktienmarkt ist in den vergangenen Jahren gut gelaufen. Wir glauben aber, viele Aktien sind im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern ziemlich teuer. Gleichwohl glauben wir aber auch, dass es dort einen fruchtbaren Boden für Börsenneueinführungen und private Investitionsmöglichkeiten gibt.

Dion aus London fragt: Vietnam scheint mir für Investoren ausgezeichnete Wachstumsaussichten zu bieten. Was denken Sie?  

Mark Mobius: Vietnam hat unserer Meinung nach gute Wachstumsaussichten. Vietnamesen arbeiten hart und sind intelligent. Das Land verfügt über eine Fülle landwirtschaftlicher Ressourcen (Kaffee und Kautschuk, um einige zu nennen) – zusätzlich zu Offshore-Öl und Gasvorkommen.

Vietnams strategische Lage angrenzend an China, Laos und Kambodscha sowie seine Mitgliedschaft im Verband südostasiatischer Nationen (Asean) spricht für uns dafür, dass das Land für ein weiteres gutes Wachstumspotenzial gut aufgestellt ist. Insbesondere denken wir als Kapitalgeber, dass vietnamesische Aktien im Allgemeinen aktuell preiswert sind – trotz ihrer schlechten Liquidität.

Ben aus den USA fragt: Sorgen Sie sich um die hohen Gewinne der letzten Jahre auf Thailands Aktienmarkt?

Mark Mobius: Nicht wirklich. Thailands Gewinne im Aktienmarkt spiegeln das rasche Wachstum des Landes wider und die wachsende Ausbreitung von Wohlstand in die ländlichen Gebiete. Aus unserer Sicht eröffnet dies einen dynamischen Verbrauchermarkt.

Natürlich überholen in jedem Markt die Börsenkurse oft den wirklichen Gewinnzuwachs und wir können irgendwann mit Korrekturen rechnen. Dennoch suchen wir weiterhin Thai-Aktien, die nicht unangemessen teuer geworden sind.

Stephen aus Mauritius: Welche aktuelle Meinung vertreten Sie zu Gold und Gold-Enthusiasten?

Mark Mobius: Wir meinen, Gold hat nach wie vor Potenzial. Angesichts der weltweit rasch wachsenden Geldmenge ist eine etwaige Beschleunigung der Inflation nicht schwer vorherzusehen. Mit dem Wertverfall der Währung angesichts des reichlichen Angebots und der begleitenden Inflation kann Gold ein Inflationsschutz sein. Unserer Meinung nach war der jüngste Verfall des Goldpreises primär durch Derivate oder Terminmärkte ausgelöst, nicht durch den Markt für physisches Gold.

Als der dramatische Verfall der Goldpreise im April kam, stiegen die Goldimporte nach Indien, dem weltweit größten Goldmarkt, von 3,3 Milliarden US-Dollar im März und 5,7 Milliarden US-Dollar im Februar auf 7,5 Milliarden US-Dollar. Dies zeigt eindeutig, dass indische Familien (die Gold für Hochzeiten und regelmäßiges Sparen sehr hoch schätzen) beschlossen, mehr Gold zu niedrigeren Preisen zu kaufen.

Bezüglich des Langzeittrends für Rohstoffe sind wir generell weiterhin optimistisch. Doch wird es wahrscheinlich Phasen geben, in denen Rohstoffpreise – Gold eingeschlossen – Korrekturen erleben. Die diesjährige kurzfristige Volatilität von Gold und einigen anderen Rohstoffen hat Fragen und Zweifel aufgeworfen. Unserer Meinung nach sollte die Nachfrage nach diesen Rohstoffen mit der weiteren Entwicklung von Schwellenländern weiterhin steigen.

Der jüngste Verfall des Goldpreises bietet potenzielle Gelegenheiten für uns in spezifischen Bereichen. Beispielsweise gibt es einige Bergbauunternehmen, die zu schnell expandiert und zu viel Geld in neue Projekte gesteckt haben, die nicht sehr rentabel waren. Unternehmen, die kostengünstig produzieren und die Volatilität von Rohstoffpreisen gut überstehen können, könnten gute Langzeit-Investments sein.

Wir tun unser Bestes, nach Bergbauunternehmen zu suchen, die zu geringen Kosten produzieren und diversifiziert sind. Wenn dann der Goldpreis (oder eines anderen Rohstoffs) fällt, werden diese davon wahrscheinlich weniger betroffen sein, denn sie können andere Produkte verkaufen.

Investments im Rohstoffsektor bergen spezielle Risiken, wie Anfälligkeit gegenüber ungünstigen ökonomischen und regulatorische Entwicklungen, unter denen sie leiden.
 
Mir Muhammad aus Pakistan fragt: Können Sie sich zu Ihren Erfahrungen mit Investitionen in Pakistan äußern?

Mark Mobius:
Viele Menschen denken wahrscheinlich, Pakistan berge zu viele geografische Risiken für Investments, realisieren aber nicht, dass Pakistans Aktienmarkt letztes Jahr eine der besten Performances zeigte. Der Markt erreichte in diesem Monat ein neues Allzeithoch, nachdem der frühere Premierminister Nawaz Sharif siegreich aus den Parlamentswahlen hervorgegangen war.

Negative Presse zielte darauf ab, Investoren abzuschrecken. Doch ist Pakistan, das viele Andere zu betreten fürchten, ein Beispiel für einen Platz, an dem wir potenzielle Gelegenheiten ausfindig gemacht haben. Wir haben oft festgestellt, dass gerade in Gebieten mit instabilen Regierungsformen oder politischen Unsicherheiten das Leben für die Menschen dort weitergehen muss und es dort dennoch profitable Unternehmen gibt.

Natürlich ist Pakistan Herausforderungen ausgesetzt, doch wir haben die Hoffnung, dass dort eine stabilere Regierung und andere positive Veränderungen vorangehen. Wie in vielen anderen Schwellenwirtschaften wächst Pakistans Mittelklasse, was in vielen Bereichen Investitionspotenzial bietet.

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