Mark Mobius: "Manche Märkte haben zurzeit einen schwachen Puls"
In vielen Schwellenländern könnten Rohstoffe, Exporte und Infrastrukturentwicklung auch künftig maßgebliche Wachstumstreiber abgeben, doch insgesamt dürfte das Wachstum unserer Ansicht nach immer stärker binnenwirtschaftlich begründet sein. Steigender Wohlstand der Verbraucher sorgt für eine wachsende und anspruchsvolle Mittelschicht in Schwellenländern, deren Nachfrage wiederum die Inlandskonjunktur spürbar belebt.
Außerdem sind die Verbraucher in Schwellenländern lange nicht so hoch verschuldet wie in Industrieländern üblich, sodass die Kapazität für Nachfragesteigerung entsprechend größer ist. Auch die demografischen Voraussetzungen sind in vielen Schwellenländern günstiger als in den meisten Industrieländern.
In den Schwellenländern tritt ein relativ hoher Anteil der Bevölkerung erst ins erwerbsfähige Alter ein und der Anteil von Unterstützung Abhängiger ist verhältnismäßig gering, sodass die demografischen Gegebenheiten die Verbrauchernachfrage noch beflügeln.
Selbst auf Märkten wie China mit nicht so eindeutig positiven demografischen Rahmenbedingungen stellen Produktivitätssteigerungen durch die Umstellung von Landwirtschaft auf Produktion und Dienstleistungsgewerbe nach wie vor einen positiven Einfluss auf Wachstum und Inlandsnachfrage dar.
Die Grenzmärkte – die Schwellenländer von morgen
Diese sogenannten Schwellenländer von morgen zeichnen sich durch starkes Wachstum aufgrund niedriger Basiseffekte, reichliches Angebot an Rohstoffen und Arbeitskräften und die Verfügbarkeit leicht erzielbarer Gewinne aufgrund von Marktreformen und Technologietransfer in Länder mit relativ niedrigen Lohnkosten aus. Verglichen mit reiferen Schwellenmärkten werden die Grenzmärkte von der Forschung vernachlässigt.
Die mangelnde Vertrautheit mit diesen Märkten könnte zu Unterbewertungen und Preisanomalien führen, die wir durch unsere umfangreichen Untersuchungsressourcen ausnutzen könnten. Wir entdecken auf Grenzmärkten weltweit zahlreiche Chancen. Besonders dicht gesät sind sie allerdings in Afrika, das wir generell als eigenständiges Anlageziel betrachten und mit besonderem Interesse beobachten.
Wir bleiben uns auch weiterhin der Risiken aller Märkte bewusst, auch jener in Schwellenländern, die aus der Anfälligkeit des globalen Wirtschaftswachstums, der Verschuldung und einer Reihe geopolitischer Gefahren entstehen könnten, insbesondere in Korea, im Südchinesischen Meer und im Nahen Osten. Im Rahmen unseres Anlageverfahrens berücksichtigen wir zwar makroökonomische Überlegungen, doch unser zentrales Ziel ist der Aufbau von Portfolios, deren Aktien wir aufgrund unserer Untersuchungs-Ergebnisse im Verhältnis zu ihrem langfristigen Potenzial für am stärksten unterbewertet halten.
Meine Prognose: Manche Märkte haben zurzeit allem Anschein nach einen schwachen Puls, könnten aber durch alle möglichen Katalysatoren in Schwung kommen.