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Marktausblick 2012: Ein Jahr voller Risiken

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Wie sieht es an den Börsen aus?

Trotz der 2011 an den meisten Aktienmärkten beobachteten Talfahrt dürften die oben genannten Risiken noch lange nicht in den Kursen enthalten sein. Schon allein, weil der US-Markt, welcher in der Regel die Vorlage für die anderen Märkte liefert, 2011 nicht korrigierte und auf Basis der normalisierten Gewinne eine immer noch hohe Bewertung aufweist.

Hinzu kommt, dass sich die US-Unternehmen dem Ende einer von Margensteigerungen gekennzeichneten Phase nähern, sodass die Gewinnmeldungen demnächst auch nicht mehr mit schöner Regelmäßigkeit die Erwartungen übertreffen werden.

Berücksichtigt man zudem, dass die Indexunternehmen des S&P 500 knapp die Hälfte ihres Absatzes außerhalb der USA erzielen, dürfte dem amerikanischen Aktienmarkt eine wichtige Unterstützung abhandenkommen.

Vorsicht an Europas Börsen

Die Bewertungen der europäischen Börsen erscheinen auf den ersten Blick deutlich interessanter. Diese Feststellung muss jedoch relativiert werden: Hinter dem günstigen Bewertungsniveau verbirgt sich die Zusammensetzung der europäischen Indizes beziehungsweise deren starke Gewichtung von zyklischen Werten und Finanzwerten.

Die Krise der Eurozone macht eine Bewertung von Banken zurzeit schlichtweg unmöglich. Bei einigen Instituten müssen sich die Anleger möglicherweise auf eine starke Verwässerung (im Falle einer großangelegten Rekapitalisierung) beziehungsweise einen Totalverlust (im Falle einer Verstaatlichung) einstellen.

Die zyklischen Werte sind von Natur aus besonders stark den Eintrübungen der Weltkonjunktur ausgesetzt. Zudem werden sie aufgrund des zyklischen Charakters ihrer Erträge immer mit einem Abschlag gegenüber defensiveren Werten gehandelt. Und letztere sind momentan in Europa nicht billiger als in den USA.

Jede Börse ist anders

Die Konvergenzphase der europäischen Börsenbewertungen scheint ebenfalls zu Ende: Der Abstand zwischen den teuersten und den billigsten Aktienmärkten der Eurozone hat sich seit der Euro-Einführung – gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) – halbiert.

In Anbetracht der durch die aktuelle Krise zutage getretenen strukturellen Schwächen des Euro ist mit nachhaltig hohen Zinsunterschieden zwischen den Mitgliedern der Eurozone zu rechnen – mit den entsprechenden Folgen für die Wirtschaftsleistung der Länder und für die nationalen Börsenbewertungen. Diese Feststellung verspricht für Südeuropa nichts Gutes.

Bei den Börsenbewertungen sollte ein Vergleich der aktuellen Bewertungen mit dem historischen Durchschnitt stets von Überlegungen flankiert werden, in welchem Bewertungsregime wir uns künftig bewegen. US-Aktien wurden in den zurückliegenden 100 Jahren im Mittel mit dem 15-fachen ihrer Gewinne gehandelt. Allerdings ist dies nur ein Durchschnitt – es gab lange Phasen mit deutlich niedrigeren beziehungsweise erheblich höheren Bewertungen.

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