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Marktausblick Wachstumswerte „Technologieunternehmen sind nicht überbewertet“

Von Lesedauer: 6 Minuten
Irfan Furniturewala, Technologieanalyst der Capital Group: „Big-Data-Unternehmen haben eine wichtige Funktion“
Irfan Furniturewala, Technologieanalyst der Capital Group: „Big-Data-Unternehmen haben eine wichtige Funktion“

Wie ist Ihr Ausblick für den Technologiesektor, nachdem mehrere Entwicklungen den größten und bekanntesten Technologieunternehmen zuletzt etwas von ihrem Glanz genommen haben?

Irfan Furniturewala: Es gibt keinen Zweifel: Technologieaktien sind hoch bewertet, insbesondere im Vergleich zu anderen Titeln. Doch viele der großen Technologie- oder technologienahen Aktien wie Facebook, Amazon und Netflix haben noch immer überdurchschnittliches Wachstumspotenzial. Ihre hohen Bewertungen scheinen durchaus gerechtfertigt. Jetzt, wo der Regulierungsdruck zunimmt und ein ernster Handelskonflikt mit China droht, fragen sich Investoren, ob die Bewertungen nicht ein zu hohes Wachstum unterstellen. Infolgedessen steigt die Marktvolatilität, mit Technologiewerten an der Spitze. Nach dem gescheiterten Fusionsversuch der beiden Chiphersteller Broadcom und Qualcomm wird immer öfter bezweifelt, dass grenzüberschreitende Fusionen gelingen können. Auch zweifelt man mehr und mehr an den Größenvorteilen marktbeherrschender Technologieplattformen.

Zuletzt geriet Facebook wegen der unzulässigen Weitergabe persönlicher Daten unter Druck. Glauben Sie, dass Big-Data-Unternehmen wie Facebook und Google jetzt neuen Regulierungen ausgesetzt werden?

Furniturewala: Ja. Ich halte dies für ein wahrscheinliches Ergebnis. Bis zu dem Vorfall mit Facebook und Cambridge Analytica waren die Sorgen vor einer strengeren Regulierung von Big–Data–Unternehmen wenig konkret. Doch jetzt hatte eine externe Firma Zugriff auf private Informationen von etwa 50 Millionen Facebook-Nutzern. Das Thema ist aktueller denn je, und vielleicht werden Big-Data-Unternehmen jetzt weltweit genauer unter die Lupe genommen. In China hatten sie es schon immer schwer, aber jetzt werden ihnen möglicherweise auch anderswo Grenzen gesteckt. Man kann argumentieren, dass sich Facebook etwas zu spät entschuldigt hat. Doch jetzt gesteht man den Fehler ein und gelobt Besserung – bei den Richtlinien ebenso wie bei deren Umsetzung. Ich halte dies für richtig. Die Weitergabe von Verbraucherdaten ist ein sehr sensibles Thema. Ich glaube aber, dass Facebook einen Weg findet, das Problem zu lösen. Sonst tut es der amerikanische Kongress.

Neue Regeln für die Erhebung und den Austausch von Kundendaten könnten vielleicht auch nicht schaden. Letztlich glaube ich aber nicht, dass die Rentabilität von Facebook und Google unter diesen Entwicklungen stark leiden wird. Vielleicht gelingt es sogar, das Vertrauen mancher Kunden zurückzugewinnen, die sich zu Recht über die unbefugte Nutzung ihrer persönlichen Daten ärgern.

Trotz dieser Herausforderungen haben die Big-Data-Unternehmen eine wichtige Funktion – sei es bei der Internetrecherche oder in sozialen Medien. Faktisch handelt es sich um moderne Versorger. Nehmen wir Facebook: Das Unternehmen ist deshalb so erfolgreich, weil es eine immer wertvollere Dienstleistung erbringt. Es sorgt dafür, dass Menschen mit Freunden und Familienmitgliedern in Echtzeit verbunden sind, über das größte soziale Netzwerk der Welt. Hinzu kommt die Werbung. Wenn Sie auf Ihrem Smartphone durch Facebook scrollen, gehört sie einfach dazu. Das Gleiche gilt für andere Anbieter wie Instagram und WhatsApp. Ich glaube daher, dass diesen Unternehmen noch eine große Zukunft bevorsteht, mit sehr guten Wachstumsperspektiven.

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