LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 6 Minuten

Marktausblick „Wir haben unseren Aktienbestand reduziert“

Seite 2 / 2



Weiteres Potenzial vorhanden

Und obwohl sich die politischen Herausforderungen in Europa geradezu anhäufen, werden das generell gesunde Bankensystem und die aktuelle Initiative der EZB mit neuen Liquiditätsfazilitäten sicherstellen, dass die Kreditvergabe zunimmt und dadurch die Konjunktur gefördert wird. Somit gehen wir davon aus, dass das Wachstum in den kommenden Quartalen auf dem aktuellen Niveau von 1,5 bis 2,0 Prozent verharren wird. Die Folge: mehr Arbeitsplätze und eine zurückgehende Erwerbslosigkeit. Trotz allem werden die Arbeitslosigkeit nach wie vor hoch und der Inflationsdruck sehr gering bleiben, weshalb die EZB ihre außergewöhnlich lockere Geldpolitik fortsetzen dürfte.

Kurz zusammengefasst: Unternehmen und Verbraucher profitieren weiterhin von dem weltweiten Aufschwung. Deshalb sehen wir immer noch Potenzial bei globalen Aktien.

Dennoch war die Zeit für Verkäufe jetzt reif

Trotzdem haben wir beschlossen, unsere Gewichtung in Aktien zu verringern. Grob gesagt haben wir so viele Aktien veräußert, wie wir während der turbulenten Phase im Januar zugekauft hatten. Das ist primär fünf Faktoren geschuldet:

1. Die Bewertungen sind nicht mehr so attraktiv. Das liegt direkt nach den Kursanstiegen in der Natur der Sache.

2. Wir beurteilen Chinas Wachstumsaussichten sowohl langfristig als auch im späteren Verlauf dieses Jahres skeptisch. Die aktuelle Stärke des Immobilienmarkts basiert in erster Linie auf den Anreizen der Pekinger Regierung – seien es der vereinfachte Zugang zu Immobilienkrediten oder die steigenden Infrastrukturinvestitionen. Aber Stimulusmaßnahmen wirken von Natur aus nur mittelfristig: Mit der Senkung der Anzahlungsanforderungen wird die Nachfrage von morgen bereits heute wirksam. Der Vorteil ist, dass Chinas großer Bestand an unverkauften Wohnungen, der nun reduziert werden dürfte, den künftigen Bauaktivitäten von Nutzen sein wird. Der Nachteil ist selbstverständlich, dass die Nachfrage in der Zukunft fehlt.

3. Der Markt ist im Hinblick auf künftige Zinsanhebungen der US-Zentralbank zu skeptisch. Denn in den Kursen eingepreist ist lediglich eine Erhöhung in diesem Jahr. Wir gehen jedoch davon aus, dass der starke Arbeitsmarkt und insbesondere das steigende Lohnwachstum die Fed dazu veranlassen werden, noch mindestens zwei weitere Anhebungen durchzuführen. Dies wird sowohl die US-Zinsen als auch den Dollar unter Aufwärtsdruck setzen und somit den Rückenwind der letzten Monate in Gegenwind verwandeln. Unserer Ansicht nach ist dies leicht negativ für riskante Vermögenswerte im Allgemeinen und für die Schwellenländer im Besonderen.

4. Wir betrachten den Ölpreis weiterhin mit Skepsis. Denn obwohl die vermehrten Anzeichen für einen Produktionsrückgang ein stabilisierender Faktor sind, wären weitere Preisanstiege in der Hinsicht selbstzerstörerisch, als dass eine Notierung von beispielsweise 60 US-Dollar pro Barrel viele US-Produzenten schnell wieder rentabel machte. Dadurch würde die Produktion wieder steigen und die Preise erneut unter Abwärtsdruck setzen.

5. Das politische Risiko wird an Bedeutung gewinnen, da das britische EU-Referendum und die US-amerikanische Präsidentschaftswahl allmählich näher rücken. Das wird unweigerlich Schlagzeilen machen. Falls gleichzeitig das Wachstum in China zurückgeht und die amerikanische Geldpolitik neu überdacht wird, werden hohe Kursschwankungen folgen.

Die nächsten Monate sind entscheidend

Kurz gesagt: das Renditepotenzial ist zuletzt geringer und die künftigen Risiken sind größer geworden. Somit hat sich das Risiko-Rendite-Verhältnis verschlechtert. Um unsere Kunden und unsere Fonds vor dem schwer quantifizierbaren politischen Risiko zu schützen, haben wir unsere Gewichtung in Aktien daher etwas zurückgefahren – das gilt vor allem für Europa. Insgesamt sind wir jedoch immer noch leicht übergewichtet, da wir der Weltwirtschaft generell optimistisch gegenüberstehen. In den nächsten Monaten werden wir insbesondere die Entwicklung in China und den USA genau beobachten – folgen Sie uns hier!

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion