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Marktkommentar Aktienunternehmen mit Preismacht im Vorteil

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Wettbewerb als Vorteil ausspielen

Fast immer ist Preismacht abhängig vom Wettbewerbsumfeld. Bei Supermärkten etwa entscheidet die Markenwahrnehmung über das Preisgefüge. Im Vereinigten Königreich haben Discounter wie Aldi und Lidl die Preise so stark unter Druck gesetzt, dass namhafte Konkurrenten wie Tesco oder Sainsbury in massive Schwierigkeiten gerieten. Gleichzeitig können Premium-Supermärkte heute nicht mehr auf ihre gewohnte Strategie setzen, die Preise regelmäßig leicht anzuheben: Erstens herrscht allgemein keine nennenswerte Inflation, und zweitens reagieren Konsumenten angesichts neuer Discounter sensibel auf Kostensteigerungen. Gleiches gilt für andere Branchen, in denen Preisführer Marktanteile erobern – beispielsweise Fluglinien oder Finanzdienstleister.

Bei der Beurteilung des Wettbewerbsumfelds muss wiederum das regulatorische Risiko genau beachtet werden. Als Hillary Clinton für den Fall ihres Sieges bei den US-Präsidentschaftswahlen versprach, gegen die hohen Preise verschreibungspflichtiger Medikamente vorzugehen, stellte sie damit eine potenzielle Regulierung in Aussicht. Pharmaherstellern würde es dadurch zukünftig schwer fallen, ihre Preise zu erhöhen. Auch Telekommunikationsanbieter müssen vor aktivistischen Regulierern auf der Hut sein, die ihre unabhängige Tarifgestaltung begrenzen.

Wie stark ein Unternehmen die eigene Branche kontrolliert, bestimmt zudem maßgeblich seine Preismacht. In der Vergangenheit konnte die OPEC das globale Öl-Angebot kontrollieren, um die Preise hoch zu halten. In den letzten 18 Monaten nahm die Organisation die neue Konkurrenz aus dem US-Schieferölsektor jedoch zunehmend als Bedrohung wahr. Daher nutzte das Kartell seine Möglichkeit zur Steuerung der Fördermenge, um den Ölpreis extrem tief zu halten und so die Kapazitäten der Konkurrenz unwirtschaftlich zu machen.
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Kostendynamik als Produkttreiber einsetzen


Angesichts der niedrigen Inflation spielt auch die Kostendynamik für die Preismacht eine zentrale Rolle. Beispiel Ecolab – ein Produzent von auf Ölbasis gewonnener Chemikalien für Reinigungszwecke: Angesichts der günstigen Bezugskonditionen für den Rohstoff sind die Faktorkosten massiv gesunken und die Rentabilität stieg, ohne die Preise anzuheben.

Im globalen Agrartechnologie-Sektor haben Anbieter wie Syngenta (Schweiz) oder Monsanto (USA) genetisch verändertes Saatgut sowie Mais- und Sojabohnensorten entwickelt – in der Erwartung, dass Landwirte einen Aufschlag für ertragreichere Pflanzen zu zahlen bereit wären. Doch weit gefehlt: Denn die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Erzeugnisse zu höheren Preisen zu verkaufen, ist eingeschränkt, da die zugrundeliegenden Verkaufspreise, etwa für Mais, nach wie vor niedrig sind – und Landwirte Mehrkosten scheuen.

Unser Fazit: Aktien preisbewusst betrachten


Die Preismacht ist heute mehr denn je ein wichtiger Aspekt bei der umfassenden Analyse des Geschäftsmodells und der Gewinnaussichten eines Unternehmens. Anbieter in einer Vielzahl von Branchen stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie ihre Ergebnisse steigern wollen. Daher glauben wir, dass es sehr wichtig ist, den Faktor Preismacht zu verstehen: Denn dieses Bewusstsein hilft dabei, diejenigen Aktien zu finden, von denen Anleger in hohem Maße überzeugt sein können.

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