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Marktkommentar „Der nächste Sargnagel“ nach dem Brexit-Referendum

Ulrich Harmssen ist Fondsexperte des Maklerverbunds Apella.
Ulrich Harmssen ist Fondsexperte des Maklerverbunds Apella.
Theoretisch könnte sich die Regierung in London weigern, „Volkes Wille“ zu beachten – allerdings wäre dies wohl dann der endgültige politische Selbstmord...

Wie es weitergeht...

Rein formal betrachtet muss nun die britische Regierung nach Artikel 50 der EU-Verträge die EU vom Austrittswunsch Großbritanniens in Kenntnis setzen. Geschieht dies, gibt es zwei Jahre Zeit für beide Seiten, die Modalitäten des Austritts abzustimmen. Das Ergebnis dieser Verhandlungen muss dann vom EU-Parlament und EU-Rat bestätigt werden; zugleich muss auch das britische Parlament den Ergebnissen der Verhandlungen zustimmen...

Anders gesagt: die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU sind noch völlig offen, und niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt voraussagen, wie das Status der Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien letztendlich aussehen wird.

Für eine starke EU...

Das Interesse der Briten in den Verhandlungen mit der EU wird sein, mögliche schädliche Folgen des Austritts für die heimische Wirtschaft weitgehend zu vermeiden. Eine solche Verhandlungsposition kann man nachvollziehen.

Das Interesse der EU muss es aber meines Erachtens im Gegensatz dazu sein, auf Zugeständnisse an die Briten in den künftigen Verhandlungen nicht nur weitgehend, sondern ganz zu verzichten. Denn kommt es zu einer wie auch immer gearteten „weichen“ Lösung für Großbritannien, dürfte dies schnell die Blaupause für andere Länder werden, die EU womöglich ebenfalls „auf die weiche Tour“ verlassen zu wollen...

Brexit als Chance...

Zugleich muss die EU endlich damit anfangen, auf allen Ebenen transparenter, demokratischer, weniger bürokratisch zu werden; sie muss näher an die Menschen heran; es muss für alle sehr viel einfacher werden zu erkennen, dass das gemeinsame Projekt EU vorrangig den Menschen in der EU und nicht den Interessen großer Konzerne und Banken dient.

Nur so wird es möglich sein, den wachsenden EU-kritischen Strömungen in den Mitgliedsländern der EU das Wasser abzugraben.

Ansonsten – so meine Befürchtung – wird der heutige Tag später einmal als Beginn des langsames Todes der EU in die Geschichtsbücher eingehen.

Der nächste Sargnagel...?

Schon am kommenden Sonntag stehen die Neuwahlen zum spanischen Parlament an; hier hat die EU-kritische Partei Podemos gute Chancen, in Zukunft die stärkste Fraktion zu stellen...

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