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Marktkommentar von Edmond de Rothschild Feiern die Emerging Markets ihr Comeback?

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Ein drittes Thema ist die Umwelt. Aufstrebende Länder haben mit ökologischen Problemen zu kämpfen, die aus dem starken Wachstum der vergangenen zehn Jahre resultieren.

Nachdem sie das Thema lange vernachlässigt haben, erkennen die Regierungen jetzt, dass sie drastische Maßnahmen ergreifen müssen, um die Umweltverschmutzung zu bekämpfen und die Lebensbedingungen zu verbessern. Saubere Energien und die Abwasserreinigung bieten interessante Anlagemöglichkeiten.

Gleichzeitig investieren die Länder Unsummen, um ihre Infrastruktur auszubauen. Die Nachfrage nach Baumaterialien ist in vielen Ländern weiterhin hoch, und es gibt beträchtliche Investitionen in Straßen und städtische Bahnnetze, vor allem in China.

Zu guter Letzt ermutigen das Wirtschaftswachstum und der zunehmende Wohlstand Familien, mehr Geld für Bildung auszugeben, den Schlüsselfaktor für einen sozialen Aufstieg. Dies ist insbesondere in China und Brasilien eine große Herausforderung.

Emerging-Markets-Anleihen: Gute Anlagemöglichkeiten in Staatsanleihen ...

Der Anleihemarkt in den Schwellenländern ist seit Jahresanfang kräftig gestiegen. Der JPM EMBI Global Hedged (EUR) Index hat bis Ende August um 9,9 Prozent zugelegt. Abweichend vom Konsens hatten wir seit dem vergangenen Herbst eine positive Meinung zu Schwellenländeranleihen.

Wir hielten sie für attraktiv bewertet und die technischen Faktoren für insgesamt aussichtsreich. Wir rechneten damit, dass der Markt im Gesamtjahr 2014 um 5 bis 10 Prozent zulegt. Somit hat er sich bisher besser entwickelt, als von uns erwartet.

Vor allem zwei Gründe trugen zur guten Performance bei: zum einen die niedrigeren US-Anleiherenditen aufgrund der verzögerten Erholung im ersten Halbjahr, die Unterstützung durch die Notenbank Fed und eine anhaltende niedrige Inflation.

Zum anderen halfen die attraktiven Risikoaufschläge der Schwellenländeranleihen und die vorteilhafte Positionierung der Investoren. Es gab viele Gründe zur Sorge, die den Kursanstieg hätten stoppen können, insbesondere die politischen Risiken, die mit den Wahlen in einigen Schwellenländern einhergingen sowie die geopolitischen Risiken in der Ukraine, dem Irak und dem Mittleren Osten.

Diese Risiken bestehen immer noch, aber der Markt hat sich vor allem dank der technischen Faktoren als stabil erwiesen. Der Gesamtmarkt hat bis Jahresende durchaus noch Aufwärtspotenzial, allerdings erwarten wir nur einen begrenzten Anstieg nach den Kurssteigerungen der vergangenen Monate.

Langfristig sind die Aussichten für den Markt sehr gut, und es gibt immer noch Anlagemöglichkeiten, unabhängig vom Umfeld. Jedes Jahr hängt die Outperformance im Markt der Schwellenländeranleihen an einigen spezifischen Themen. Zurzeit sind wir stark von Venezuela und der Ukraine überzeugt.

... aber auch bei Unternehmensanleihen

Der Unternehmensanleihemarkt in den Schwellenländern hat sich in den vergangenen zehn Jahren enorm gewandelt. Er ist mittlerweile stark diversifiziert. Seit einigen Jahren – und auch in diesem Jahr – ist das Neuemissionsvolumen von Unternehmensanleihen höher als das von Staatsanleihen.

Es gibt jetzt Emissionen mit einem Volumen von mehr als 1 Milliarde US-Dollar, das war vor einigen Jahren noch undenkbar. Das Universum ist vielfältig und bietet Zugang zu zahlreichen Sektoren und Unternehmen jeder Größe, in welcher Region auch immer.

Unser Anlageteam sucht nach neuen Wachstumssektoren in einer Region oder einem Land und investiert dann in die Unternehmen mit den besten Fundamentaldaten und den größten Chancen darauf, ihre Schuldenquote langfristig abzubauen.

Ein gutes Beispiel ist Brasiliens Landwirtschaft. Die Nachfrage nach Nahrung in den Emerging Markets boomt, da die Bevölkerungen wachsen und sich die Lebensbedingungen verbessern.

Zwei unserer Positionen, JBS und Marfrig, sind führend im globalen Agrarsektor. Beide Unternehmen sind stetig gewachsen und haben dabei ihren Verschuldungsgrad und ihr Kredit-Rating verbessert. Zudem haben sie kürzlich Zukäufe getätigt.

Im Agrarsektor sehen wir ebenfalls Chancen in anderen Regionen, zum Beispiel in einem der weltweit größten Geflügelzüchter in der Ukraine oder einem Zuckerproduzenten in Peru.

Russland ist ebenfalls eine unserer Positionen, von der wir stark überzeugt sind. Die Ukraine-Krise zieht sich in die Länge, und Investoren halten sich von der russischen Wirtschaft fern.

Die Renditen sind zurzeit sehr attraktiv, insbesondere unter Berücksichtigung der Ratings. Russische Anleihen haben stark gelitten, aber wir glauben, dass sie zu einer Bewertung zurückkehren, die ihre Fundamentaldaten besser widerspiegelt.

Über Autoren: Philippe Uzan ist Investmentchef von Edmond de Rothschild Asset Management; Thomas Gerhardt ist Leiter des Teams für Schwellenländer und Rohstoffe von Edmond de Rothschild Asset Management in Frankreich; Jean-Jacques Durand ist Fondsmanager für Schwellenländerwährung und -kredite bei Edmond de Rothschild Asset Management in Frankreich und Stéphane Mayor ist Fondsmanager für Schwellenländer-Unternehmensanleihen bei Edmond de Rothschild Asset Management.

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