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Marktkommentar von Goldman Sachs So entwickeln sich die wichtigsten Währungen 2016

in MärkteLesedauer: 4 Minuten
Andrew Wilson, Leiter EMEA und Co-Chef des Teams globale Renten und Liquidität bei Goldman Sachs Asset Management
Andrew Wilson, Leiter EMEA und Co-Chef des Teams globale Renten und Liquidität bei Goldman Sachs Asset Management
Ungeachtet der jüngsten Entwicklungen halten wir an unserem positiven Ausblick für die Weltwirtschaft fest, sehen jedoch mittlerweile weniger Anlass für Optimismus. So bremst die Abkühlung in den Schwellenmärkten die globale Wirtschaft und in den USA sowie Europa lässt die Wachstumsdynamik nach. Japan hat mit stärkerem Gegenwind zu kämpfen und in China ist weiterhin mit volatilen Märkten zu rechnen. Schließlich ist an den Rohstoffmärkten noch immer kein Ende des Preisverfalls in Sicht, wodurch die Vorteile niedrigerer Ölkurse allmählich schwinden.

USA – Keine Eile mit der Zinswende

Die US-Wirtschaft ist hin und her gerissen zwischen einer starken Binnenkonjunktur einerseits und einem schwächelnden globalen Wachstum andererseits. Eine Zinserhöhung im Dezember halten wir deshalb für keine ausgemachte Sache. Vielmehr sieht es zunehmend danach aus, dass die geldpolitische Wende noch weiter verschoben wird. Zu den wirtschaftlichen Stärken der USA zählen derzeit die verbesserten Arbeitsmarktdaten, die positive Lage am Häusermarkt und die gestiegenen Einzelhandelsumsätze. Die Abwärtsrisiken aufgrund angespannter Finanzbedingungen und einer schwachen globalen Nachfrage sind jedoch gestiegen, außerdem gefährden Produktionskürzungen im Energiesektor Investitionen in diesem Bereich.

Die Dollar-Rally dürfte kurzfristig an Schwung verloren haben, sofern die geldpolitische Lockerung außerhalb der USA nicht noch aggressiver betrieben wird. Wir gewichten den Dollar gegenüber ausgewählten G10- und Schwellenländerwährungen daher leicht über.

China – Wachstum im internationalen Visier

China durchläuft derzeit einen Wandel von einem industriegeprägten hin zu einem dienstleistungsorientierten Wirtschaftsmodell. Hierin sehen wir die Gründe, weshalb das Wirtschaftswachstum dort unter die selbst gestellte Zielmarke von 7 Prozent gesunken ist. Unsere Wachstumsprognose lautet hier 6,7 Prozent für dieses Jahr und 6,3 Prozent für 2016. Seitens der People's Bank of China rechnen wir mit weiteren gezielten Stimuli, da die Finanzbedingungen angespannt bleiben und die jüngsten Interventionen gerade einmal die Kapitalabflüsse abdecken.

Wir sind short in einem Bündel asiatischer Währungen mit koreanischem Won, Singapur-Dollar, taiwanischem Dollar und chinesischem Renminbi, die wir durch eine langwierige Wachstumsflaute in China unter Druck geraten sehen.

Eurozone – Die Grenzen des unendlichen Quantitative Easing

Die Wachstumsdynamik in der Eurozone ist abgeebbt und die größte politische Herausforderung geht nicht mehr von einem drohenden Grexit, sondern der gewaltigen Flüchtlingskrise aus. An der geldpolitischen Front ist damit zu rechnen, dass die Europäische Zentralbank Anfang 2016 ihre quantitative Lockerung ausweiten wird. Unsere Wachstumsprognose für die Eurozone liegt für dieses Jahr kaum verändert bei 1,4 Prozent und bei 1,2 Prozent für 2016. Als Wachstumshemmnisse betrachten wir die niedrigen Energiepreise, die schwache Preisentwicklung im Dienstleistungssektor, die aufgestaute Deflation bei Warenpreisen und die ungünstige demografische Entwicklung.

Unsere Haltung gegenüber dem Euro ist kurzfristig neutral, da wir aufgrund des Leistungsbilanzüberschusses der Eurozone das Potenzial für weitere deutliche Kursrückgänge als begrenzt erachten.

Japan – Aufstockung der Stimulationsprogramme

Japan ist mit einem möglichen Rückfall in die Rezession konfrontiert, sodass wir in den nächsten sechs Monaten mit einer erneuten quantitativen Lockerung seitens der Bank of Japan rechnen. Wir befürchten, dass die neue Geldschwemme zu einer höheren Volatilität bei japanischen Anleihen führen könnte, und sind daher moderat untergewichtet. Unsere Prognose für das Wachstum in Japan 2015 und 2016 haben wir auf 0,5 Prozent beziehungsweise 1,1 Prozent gesenkt.

Wir sind im Yen gegenüber dem US-Dollar leicht untergewichtet und halten eine kleine Short-Position in japanischen Zinspapieren.

Großbritannien – Im Windschatten der Fed

Nach unserer Einschätzung wird die britische Wirtschaft 2016 um 3 Prozent wachsen. Die Bank of England könnte daher Anfang 2016 einen ersten Zinsschritt wagen, wobei wir es für unwahrscheinlich halten, dass sie der US-Notenbank zuvorkommt. In diesem Umfeld dürften sich europäische Zinsen allerdings besser entwickeln als der britische Markt.

Schwellenmärkte – Straffung der US-Geldpolitik als Chance


Die Assets von Schwellenländern haben dem Druck des allgemeinen Rohstoffpreisverfalls nachgegeben, doch sehen wir in einigen Sektoren durchaus Anlagegelegenheiten. Viele Anleihen- und Währungsmärkte in diesen Ländern weisen attraktive Charttechniken sowie Bewertungen auf. Indien kommt beispielsweise langsam mit dringend benötigten Reformen voran, die auf eine Öffnung des Landes für ausländische Investitionen abzielen und Mexiko hat sich bereits zur Liberalisierung seines Energiesektors verpflichtet.

Bei brasilianischen Anleihen sehen wir Wertpotenzial, sowohl im Nominal- als auch im Realzinsbereich. Wir unterhalten Long-Positionen im chilenischen Peso, kolumbianischen Peso und russischen Rubel – alles rohstoffgetriebene Währungen, die unserer Meinung nach Aufwertungspotenzial gegenüber dem israelischen Schekel haben.

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