Finanzresearch hat erneut die Stärken und Schwächen unabhängiger Asset Manager (UAM) in Deutschland unter die Lupe genommen. Die für den UAM-Report benötigten Daten entnimmt der Münchner Informationsdienstleister unter Leitung von Geschäftsführer Prof. Dr. Frank W. Mühlbradt in erster Linie den testierten Jahresabschlüssen. Dem UAM-Report 2019 liegen die Daten des Geschäftsjahres 2017 zugrunde. In das Analyseuniversum gehen die an der Höhe ihrer Provisionserträge gemessenen Top 100 der unabhängigen Asset Manager ein. Unternehmen, die 14 Monate nach Geschäftsjahresende zu einem Jahresbericht nicht in der Lage waren, bleiben außen vor.

Die Unternehmensstärke der UAM bewertet das Münchner Unternehmen anhand der vier Kriterien Marktposition (1), Krisenresistenz (2), Transparenz (3) und Unternehmenserfolg (4). In den Gesamt-Score gehen die Kriterien 1 und 4 mit einer Gewichtung von 15 beziehungsweise 35 Prozent ein. Das Untergewicht von Kriterium 1 erfolgt, damit Finanzresearch nicht von vornherein die an den Provisionserträgen gemessenen großen Anbieter auch als starke Marktteilnehmer definiert. Kriterium 4 dominiert in seiner praktischen Relevanz die anderen Kriterien und wird somit übergewichtet.

Kriterium 1: Marktposition

Die Stärke der Marktposition wird anhand folgender Aspekte gemessen: der Höhe der Provisionserträge, der Höhe der Assets under Control (AuC) sowie der Mitarbeiterzahl. Ordnet man die UAM nach ihren Provisionserträgen, dann springt ins Auge, dass im Prinzip rund 100 Gesellschaften den Markt in Deutschland ausmachen. Die übrigen Asset Manager sind eher bedeutungslos. Je nach der Positionierung im Feld der UAM anhand der Provisionserträge erfolgt die Punktevergabe.

Die Assets under Control, die sowohl die verwalteten als auch die administrierten Assets umfassen, weisen nur etwa 100 der 419 erfassten UAM aus. Erfolgt bei den AuC keine Angabe, so vergibt Finanzresearch auch keine Punkte. Ansonsten erfolgt die Punktevergabe nach definierten Intervallen der Höhe der Assets. Unter anderem zeichnet starke Unternehmen das Vorhandensein von Teams für qualifizierte Anlageentscheidungen sowie die Erfüllung der Regulierungsauflagen durch hierfür spezialisierte Mitarbeiter aus.

Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich im Gesamtmarkt viele UAM ohne einen einzigen Mitarbeiter. Bei ihnen ist der alleinige Geschäftsführer beispielsweise zu 50 Prozent mit der Erfüllung von administrativen Aufgaben ausgelastet. Das eigentliche Investmentmanagement rückt mit einem Zeitanteil von 50 Prozent beinahe in den Hintergrund. Solche Unternehmen stehen wohl eher schwach da. Deshalb wird die Höhe der Mitarbeiterzahl entsprechend in der Rechnung berücksichtigt.

Kriterium 2: Krisenresistenz

Je länger ein Unternehmen geschäftstätig ist, desto geringer das Exit-Risiko. Das bestätigt die Empirie. Auch die Höhe der Bilanzsumme eines Asset Managers wird analog zur Regel „too big to fail“ entsprechend ausgelegt. Die Höhe der haftenden Eigenmittel wie auch das Verhältnis der Eigenmittel zu den Provisionserträgen er achtet Finanzresearch ebenfalls als deutliches Merkmal für Krisenresistenz. Bemerkenswert ist, dass die Asset Manager speziell bei den Eigenmitteln sehr verschiedene Unternehmenspolitiken fahren. Oft sind hohe Gewinnausschüttungen zu erkennen, sodass rückläufige Provisionserträge in einem Jahr in Bilanz und Erfolgsrechnung Spuren hinter lassen.

Ein UAM, der seinen Kunden hohe Anlageerfolge verspricht, selbst aber für sein Unternehmen rote Zahlen abliefert – das passt nicht zusammen. Aber es gibt auch Marktteilnehmer mit hohen Eigenmitteln, die sie oft auch noch Jahr für Jahr ausbauen.

Kriterium 3: Transparenz

Eine offene, umfassende, zeitnahe und verständliche Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartnern ist in einer Gesamtschau nicht unbedingt eine Stärke der deutschen Finanzindustrie. Das gilt auch für manchen UAM. So gibt es im Geschäftsjahr 2015 tatsächlich an die 70 Asset Manager, die ihre Jahresabschlüsse nicht innerhalb der gesetzlichen Fristen offenlegten. Und zehn Marktteilnehmer legten gesetzeswidrig nur eine Bilanz und keine Erfolgsrechnung vor.

Transparenz ist also bei so manchem eine Baustelle. Sechs Aspekte spielen beim Transparenz-Kriterium eine maßgebliche Rolle: die zeitliche Lücke zwischen Veröffentlichung eines Jahresabschlusses und dem Ende des Geschäftsjahres, die Publizität der AuC, die Nennung der Gesellschafter oder Aktionäre mit genauen Anteilsquoten, die Nennung der Bezüge der Organe, die exakte Beachtung gesetzlicher Vorschriften sowie die Publizität der Ergebnisverwendung. Die Bandbreite, wie sich die Unternehmen hierbei präsentieren, ist beträchtlich. Es gibt durchaus UAM, die zu 100 Prozent alle Transparenz-Kriterien erfüllen. Andere bevorzugen hingegen weit gehende Intransparenz.

Kriterium 4: Unternehmenserfolg

Der Unternehmenserfolg eines UAM wird mit vier Kennziffern beurteilt: der Cost-Income-Ratio, dem Leanness-Faktor, der Profitabilität gemessen an der Umsatzrendite und der Profitabilität gemessen am Jahresergebnis. Bei den letzten beiden Kennziffern erfolgt die Punktevergabe nach dem Quintil, in dem sich der jeweilige UAM unter den Top 100 befindet. Der maximal erreichbare Gesamt-Score bei der Analyse der Unternehmensstärke ist der Wert 5.

35 UAM der Top 100 weisen Verbesserungspotenzial oder sogar starkes Verbesserungspotential auf. Mit einer befriedigenden Unternehmensstärke handeln 20 UAM, 19 mit gut und 14 mit sehr gut. 12 können sich mit der Note hervorragend vom Rest absetzen. Die Top Vermögensverwaltung belegte mit einem Wert von 4,67 den ersten Platz im Gesamtfeld, gefolgt von PEH Wertpapier mit einem Score von 4,50 und Flossbach von Storch mit 4,45.

Den UAM-Report 2019 können Sie hier bestellen.