Marktstrategin Esty Dwek
Starke Zeichen aus Deutschland
Esty Dwek ist bei Natixis für globale Marktstrategien zuständig. Foto: Natixis Investment Managers
Deutschlands Politiker haben dieses Jahr ein umfangreiches Konjunkturprogramm auf den Weg gebracht. Esty Dwek, Leiterin des Bereichs globale Marktstrategien bei Natixis Investment Managers, sagt, wie wirksam es ist.
Ob eine für den Einzelnen recht gering erscheinende Mehrwertsteuersenkung um drei Prozentpunkte hier schnell Abhilfe schaffen wird, kann durchaus skeptisch gesehen werden. Die psychologische Wirkung dieser Maßnahme ist daher möglicherweise stärker als der tatsächliche ökonomische Impact.
Heftige Wirtschaftskrisen gehen in der Regel mit einer steigenden Anzahl an Insolvenzen einher. Dies ist auch in der aktuellen Corona-Krise zu beobachten. Damit sich aus diesem Effekt kein selbstverstärkender Abwärtsmechanismus entwickelt, ist es wichtig, die Unternehmen mit Liquiditätshilfen durch das schwierige Fahrwasser zu bringen. In Deutschland gilt dies besonders für den Mittelstand, der als Rückgrat...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Ob eine für den Einzelnen recht gering erscheinende Mehrwertsteuersenkung um drei Prozentpunkte hier schnell Abhilfe schaffen wird, kann durchaus skeptisch gesehen werden. Die psychologische Wirkung dieser Maßnahme ist daher möglicherweise stärker als der tatsächliche ökonomische Impact.
Heftige Wirtschaftskrisen gehen in der Regel mit einer steigenden Anzahl an Insolvenzen einher. Dies ist auch in der aktuellen Corona-Krise zu beobachten. Damit sich aus diesem Effekt kein selbstverstärkender Abwärtsmechanismus entwickelt, ist es wichtig, die Unternehmen mit Liquiditätshilfen durch das schwierige Fahrwasser zu bringen. In Deutschland gilt dies besonders für den Mittelstand, der als Rückgrat der deutschen Wirtschaft betrachtet wird. Hier finden sich die meisten Arbeitsplätze. Folgerichtig bildet der Mittelstand einen der Schwerpunkte des deutschen Corona-Konjunkturpakets.
Ein Programm für Überbrückungshilfen ermöglicht Stützungsmaßnahmen für kleine und mittelständische Unternehmen, die Corona-bedingt hohe Umsatzausfälle verzeichnen. Es gilt branchenübergreifend, berücksichtigt jedoch auch die spezifische Lage von besonders betroffenen Branchen. Über den neu geschaffenen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) und die KfW hat die Regierung zudem Umfang und Reichweite der öffentlichen Kreditgarantien für Unternehmen ausgeweitet und das Gesamtvolumen um mindestens 757 Milliarden Euro erhöht, was eine großzügige Unterstützung darstellt.
Und: Ein Schutzschirm für Auszubildende sorgt dafür, dass Schulabsolventen ihre Ausbildung beginnen und Auszubildende ihre laufende Ausbildung ordentlich beenden können. Dazu zählt eine Ausbildungsprämie für kleine und mittlere Unternehmen, die so in der Lage sind, auch in schwierigen Zeiten in künftiges Know-how und Wettbewerbsfähigkeit zu investieren.
Wirtschaft lebt von Psychologie
Das deutsche Corona-Konjunkturpaket beinhaltet insgesamt noch eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, die im Einzelnen zu bewerten hier nicht möglich ist. Für die Gesamtbewertung hervorzuheben sind allerdings folgende Punkte: Erstens, der politische Wille, schnell und in großem Stil zu helfen, ist eindeutig und unmissverständlich. Zweitens, die Stoßrichtung des Pakets stimmt.
Es enthält viele gute Maßnahmen. Drittens wird es nun darauf ankommen, ob das Paket auch einen Beitrag dazu leisten kann, die Zuversicht aller Markteilnehmer – vom Konsumenten, über den Unternehmer bis hin zum Investor – zu stärken. Wirtschaft ist zu einem großen Teil Psychologie. Das Vertrauen in die Fähigkeit, gut durch die Krise zu kommen, kann Unternehmen ermutigen, Stellen zu sichern und weiterhin Investitionen zu tätigen.
Es kann den Konsum beflügeln und die Lage an den Finanz- und Kapitalmärkten entspannen helfen. Manches also hängt davon ab, ob wir das Glas als halb leer oder halb voll betrachten. Die deutsche Wirtschaft scheint gegenwärtig eher zu Letzterem zu tendieren. Das jedenfalls zeigt der aktuelle Ifo-Geschäftsklimaindex, der im Juni den stärksten jemals gemessenen Anstieg verzeichnete.
Die Stimmungslage in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft scheint sich also nicht zuletzt aufgrund des Corona-Konjunkturprogramms wieder zu bessern. Der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, kommentierte dies folgendermaßen: „Die deutsche Wirtschaft sieht Licht am Ende des Tunnels.“
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