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Markus Koch warnt vor KI-Identitätsdiebstahl für Aktienbetrug

Es ist ein Phänomen, das zunehmend zum Problem wird: Betrüger nutzen künstliche Intelligenz, um die Identität bekannter Persönlichkeiten zu stehlen. Nun hat es einen der profiliertesten deutschen Finanzjournalisten getroffen. Der Wall-Street-Korrespondent Markus Koch warnt auf seinem Linkedin-Profil vor Kriminellen, die sein digitales Abbild für Aktienbetrug missbrauchen.
"VORSICHT - Eine Gruppe von Betrügern nutzt einen AI-Avatar meiner Person, mit meiner durch AI nachempfundenen Stimme, um auf Facebook, Instagram und durch Whatsapp Aktienbetrug zu promoten", schreibt Koch. Besonders besorgniserregend: Die Vorfälle wurden seiner Aussage nach zwar dem Plattformbetreiber Meta gemeldet, doch die Reaktionen blieben laut Koch offenbar aus.
Der 1971 in Königstein im Taunus geborene Journalist ist seit 1996 als Wall-Street-Korrespondent für n-tv tätig und gilt vielen als „Gesicht der Wall Street“. Sein hoher Bekanntheitsgrad und seine Reputation als Finanzexperte machen ihn zu einem attraktiven Ziel für Betrüger, die auf der Suche nach glaubwürdigen Aushängeschildern für ihre Machenschaften sind.
KI-gestützter Identitätsdiebstahl nimmt zu
Der Fall Koch reiht sich ein in eine wachsende Zahl ähnlicher Vorfälle. Erst kürzlich warnte die deutsche Finanzaufsicht Bafin vor einem Identitätsmissbrauch des Fondsmanagers Jens Ehrhardt. Auch hier gaben sich Unbekannte in sozialen Medien als der renommierte Finanzexperte aus und verbreiteten angebliche Aktienempfehlungen.
Die technologischen Hürden für solche Betrügereien sinken kontinuierlich. Schon wenige Sätze reichen inzwischen aus, um mit KI-Tools eine Stimme täuschend echt nachzuahmen, erklärt ein Cybersicherheitsexperte im ARD-Magazin „Brisant“. In Zeiten von Instagram, Youtube und Tiktok sind solche Audioschnipsel leicht zugänglich.
Besonders perfide: Die Betrüger kombinieren häufig Stimmimitation mit visuellen Deepfakes, also manipulierten Video- oder Bildaufnahmen. Die Ergebnisse können so überzeugend sein, dass selbst aufmerksame Betrachter getäuscht werden.
Plattformbetreiber in der Kritik
Die Reaktion großer Technologiekonzerne auf dieses wachsende Problem steht zunehmend in der Kritik. Wie im Fall Koch berichtet, bleiben Meldungen oft folgenlos. Das Fachmedium „Bleeping Computer“ stellte in einer Untersuchung fest, „dass Inhalte von den unterschiedlichsten Scammer-Methoden auch nach händischer Überprüfung durch Meta nicht gelöscht werden“.
Verschärft wird die Problematik durch die Ankündigung von Meta-Chef Mark Zuckerberg, auf seinen Plattformen künftig keine Faktenprüfung mehr durchzuführen. Stattdessen sollen „Community Notes“ eingeführt werden, bei denen Nutzer selbst Inhalte bewerten – ein System, das Kritikern zufolge anfällig für Manipulationen ist.
Schutzmaßnahmen für Anleger
Für Anleger gilt mehr denn je der Grundsatz, kritisch zu bleiben. "Wenn eine Investition zu gut klingt, um wahr zu sein, ist sie es meistens auch", rät Rechtsanwalt Daniel Blazek im „Handelsblatt“. Besondere Vorsicht sei geboten, wenn über Whatsapp, Facebook oder Instagram ungefragt Finanzempfehlungen eingehen.
Experten empfehlen, bei verdächtigen Nachrichten oder Videos die vermeintliche Person auf einem anderen Kommunikationsweg zu kontaktieren. Auch das Überprüfen der offiziellen Kanäle kann helfen: Seriöse Finanzexperten wie Koch kommunizieren wichtige Informationen in der Regel über ihre verifizierten Profile oder offiziellen Webseiten.
Der Fall Markus Koch zeigt exemplarisch, wie KI-Technologien nicht nur Chancen bieten, sondern auch erhebliche Risiken bergen können - besonders an den Finanzmärkten, wo Vertrauen eine zentrale Währung ist. Für Anleger wird es zunehmend wichtiger, digitale Medienkompetenz zu entwickeln und bei Investitionsentscheidungen mehrere unabhängige Quellen zu konsultieren.