Markus Weis im Interview „Mit spitzem Bleistift rechnen und gut verhandeln, um nicht draufzuzahlen“
Die Kosten für ETFs purzeln, die Beliebtheit steigt. Im Interview mit DAS INVESTMENT erklärt Markus Weis, Deutschland-Chef für SPDR ETFs von State Street Global Advisors, warum sein Haus jüngst die Gebühren für den Flaggschiff-ETF auf den S&P 500 auf gerade einmal 3 Basispunkte senkte. Außerdem verrät er, wo er enormen Nachholbedarf beim deutschen Anleger sieht und wie unterschiedlich Privatanleger und Profiinvestoren in Sachen ETF ticken.
DAS INVESTMENT:Herr Weis, State Street Global Advisors hat vor Kurzem die Gebühren für den SPDR S&P 500 Ucits ETF von 9 auf 3 Basispunkte gesenkt. Was steckt dahinter?
Markus Weis: Der S&P 500 ist seit vielen Jahren einer der beliebtesten Indizes für Anleger weltweit. Schaut man sich den ETF-Markt an, sind ETFs auf den S&P 500 eines der größten Segmente - und zwar nicht nur in den USA, sondern auch hier in Europa. In Summe machen ETFs auf den S&P 500 global gesehen das größte Volumen aus. Allein in Europa sprechen wir von einem Volumen in Höhe von 150 bis 200 Milliarden Euro. Das zeigt, welch enormen Stellenwert dieser Index hat. Als einer der größten ETF-Anbieter weltweit mit hohen Skaleneffekten war es für uns daher naheliegend, einen Teil dieser Effizienzvorteile an die Anleger weiterzugeben und die Gebühren deutlich zu senken. Der S&P 500 ist ein extrem wichtiger Baustein für Anlegerportfolios, daher wollten wir ein sehr kostengünstiges und effizientes Produkt anbieten.
Das klingt nobel, am Ende geht es aber auch ums Geschäft. Verdienen Sie mit 3 Basispunkten überhaupt noch Geld?
Weis: Wir sind ein Unternehmen, dass Anlegern mit seinen Anlagebausteinen hilft erfolgreich zu investieren aber natürlich wollen wir, wie jedes andere auch, Gewinn erwirtschaften. Mit Kosten von nun nur noch 3 Basispunkten sind wir aber ehrlich gesagt am unteren Limit dessen, was möglich ist. Da muss man mit sehr spitzem Bleistift rechnen und mit allen Partnern gut verhandeln, um nicht noch draufzuzahlen. Viel tiefer dürfte es demzufolge nicht mehr gehen.
Warum nur an der Oberfläche kratzen? Tauchen Sie tiefer ein mit exklusiven Interviews und umfangreichen Analysen. Die Registrierung für den Premium-Bereich ist selbstverständlich kostenfrei.
Die Kosten für ETFs purzeln, die Beliebtheit steigt. Im Interview mit DAS INVESTMENT erklärt Markus Weis, Deutschland-Chef für SPDR ETFs von State Street Global Advisors, warum sein Haus jüngst die Gebühren für den Flaggschiff-ETF auf den S&P 500 auf gerade einmal 3 Basispunkte senkte. Außerdem verrät er, wo er enormen Nachholbedarf beim deutschen Anleger sieht und wie unterschiedlich Privatanleger und Profiinvestoren in Sachen ETF ticken.
DAS INVESTMENT: Herr Weis, State Street Global Advisors hat vor Kurzem die Gebühren für den SPDR S&P 500 Ucits ETF von 9 auf 3 Basispunkte gesenkt. Was steckt dahinter?
Markus Weis: Der S&P 500 ist seit vielen Jahren einer der beliebtesten Indizes für Anleger weltweit. Schaut man sich den ETF-Markt an, sind ETFs auf den S&P 500 eines der größten Segmente - und zwar nicht nur in den USA, sondern auch hier in Europa. In Summe machen ETFs auf den S&P 500 global gesehen das größte Volumen aus. Allein in Europa sprechen wir von einem Volumen in Höhe von 150 bis 200 Milliarden Euro. Das zeigt, welch enormen Stellenwert dieser Index hat. Als einer der größten ETF-Anbieter weltweit mit hohen Skaleneffekten war es für uns daher naheliegend, einen Teil dieser Effizienzvorteile an die Anleger weiterzugeben und die Gebühren deutlich zu senken. Der S&P 500 ist ein extrem wichtiger Baustein für Anlegerportfolios, daher wollten wir ein sehr kostengünstiges und effizientes Produkt anbieten.
Das klingt nobel, am Ende geht es aber auch ums Geschäft. Verdienen Sie mit 3 Basispunkten überhaupt noch Geld?
Weis: Wir sind ein Unternehmen, dass Anlegern mit seinen Anlagebausteinen hilft erfolgreich zu investieren aber natürlich wollen wir, wie jedes andere auch, Gewinn erwirtschaften. Mit Kosten von nun nur noch 3 Basispunkten sind wir aber ehrlich gesagt am unteren Limit dessen, was möglich ist. Da muss man mit sehr spitzem Bleistift rechnen und mit allen Partnern gut verhandeln, um nicht noch draufzuzahlen. Viel tiefer dürfte es demzufolge nicht mehr gehen.
Wie groß muss ein ETF sein, damit sich ein solcher Schritt lohnt?
Weis: Wir betrachten nicht einzelne ETFs, sondern die gesamte Plattform. Die ist bei uns derzeit mehr als 1.100 Milliarden schwer. Sie müssen bedenken: Ein Portfoliomanager kann mehr als nur einen Index tracken, das verschafft uns Skalierbarkeit. Wir profitieren durch unsere Größenvorteile.
Für Ihr Haus ist der SPDR S&P 500 Ucits ETF auch ein besonderer ETF.
Weis: Der ETF auf den S&P 500 war 1993 in den USA für uns der erste ETF überhaupt, den wir aufgelegt haben. Damit haben wir Geschichte geschrieben, denn es war die Geburtsstunde für die gesamte ETF-Branche. Es war der Startschuss für ein enorm erfolgreiches Produkt und eine ganze neue Anlagekategorie. Der S&P-500-ETF läuft bis heute erfolgreich und zeigt, welches Potenzial im ETF-Konzept steckt. Dass wir damals gerade den S&P 500 für den ersten ETF ausgewählt haben, war natürlich kein Zufall. Der Index hatte sich schon zuvor als sehr beliebt herausgestellt und diese Bedeutung hat er bis heute nicht verloren.
ETFs legen seit Jahren in der Gunst der Anleger zu, und dennoch ist ihr Anteil mit 10 Prozent am Gesamtmarkt immer noch überschaubar.
Weis: Der deutsche ETF-Markt hat zwar ein enormes Wachstum hinter sich, aber verglichen mit anderen Ländern ist der Anteil am Gesamtmarkt noch sehr gering. In den USA haben ETFs schon eine viel stärkere Verankerung und Akzeptanz. Europa hinkt da noch etwa 5 bis 6 Jahre hinterher, schätze ich. Aber die Beliebtheit und das Wachstum sind ungebrochen. Gerade für die private Altersvorsorge werden ETFs immer relevanter und ersetzen zunehmend teure und intransparente Versicherungsprodukte. Ich gehe davon aus, dass sich der ETF-Anteil am deutschen Gesamtmarkt mittelfristig locker verdoppeln kann von derzeit 10 auf 20, vielleicht sogar 30 Prozent.
ETFs im Fokus
Sie haben Post!
Tipp: Nichts bekommen? Schauen Sie auch in ihrem Spam-Ordner nach.
Woran machen Sie diese Wachstumsfantasien fest?
Weis: Das enorme Potenzial ergibt sich einfach daraus, dass ETFs für Sparpläne und langfristige Anlage einen Kompromiss bieten aus niedrigen Kosten, Risikostreuung und guter Rendite. Immer mehr Deutsche erkennen das und fangen an, ihre Vorsorge umzuschichten. Der Umbruch hat längst begonnen, bei Privatanlegern, aber auch bei institutionellen Anlegern wie Versicherern. Die spüren den Kostendruck der Branche und schauen auch zunehmend die einzelnen Bausteine genauer an. Wir sind bei Weitem noch nicht am Endpunkt angelangt. In Summe würde ich sagen: Für ETFs als Anlageklasse gibt es noch gewaltiges Wachstumspotential auf Jahre hinaus.
Definiert sich der Wettbewerb bei ETFs allein über den Preis? Oder braucht es mehr, um Kunden zu gewinnen?
Weis: Der Preis ist natürlich ein extrem wichtiger Faktor, keine Frage. Sowohl Privatanleger als auch Investmentprofis achten sehr auf die Kosten. Aber neben dem Preis spielt auch die Marke eine wichtige Rolle - und zwar sowohl die Marke des Index als auch die des ETF-Anbieters. Viele Anleger, auch private, vertrauen auf bekannte Indizes wie den Dax, den Euro Stoxx 50 oder eben den S&P 500. Obwohl es noch viele weitere Indizes für diese Märkte gibt, greifen die meisten zu dem ihnen vertrauten Namen. Ähnlich ist es bei ETF-Anbietern.
Marke und Reputation spielen also eine Rolle?
Weis: Anleger schauen darauf, welcher ETF-Anbieter zuverlässig, effizient und transparent ist. Sie vertrauen den großen und etablierten Namen, weil sie deren Ruf und Qualität schätzen. Deshalb investieren wir auch stark in unsere Marke SPDR und in unsere Bekanntheit, um noch mehr Sichtbarkeit und Vertrauen bei Anlegern aufzubauen. Denn gerade im Privatanlegerbereich sind Faktoren wie Verlässlichkeit und Markenimage wichtig. Nur über den Preis zu gehen, reicht da nicht aus. Man muss Produkte und Service kontinuierlich verbessern und die Vorteile für Kunden klar herausstellen. Das ist ein fortlaufender Prozess.