Wie unterscheiden sich die Anforderungen von privaten und institutionellen Anlegern?
Weis: Da gibt es definitiv Unterschiede in den Prioritäten. Institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen oder Pensionskassen schauen oft noch stärker auf Details wie den Tracking Error, also wie exakt ein ETF seinen Index nachbildet. Auch Handelskosten spielen hier eine große Rolle, sprich die Geld-Brief-Spanne und wie günstig sie ETFs handeln können. Solche Aspekte von Effizienz und Kosten sind enorm wichtig. Privatanleger blicken stärker auf Faktoren wie Marke und Bekanntheit, wie ich schon sagte. Auch die Benutzerfreundlichkeit, zum Beispiel bei der Online-Suche, ist hier wichtiger. Wir bei State Street Global Advisors bedienen beide Zielgruppen. Aber historisch lagen unsere Wurzeln und Stärken klar im institutionellen Geschäft. Bei Privatanlegern haben wir noch Nachholbedarf und investieren hier nun gezielt in Vertrieb, Marketing und Produktgestaltung. Da ist definitiv noch viel Potenzial für uns. Gerade in Deutschland sehen wir im Privatkundensegment noch viel Luft nach oben und wollen unsere Position hier spürbar stärken.
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Wie unterscheiden sich die Anforderungen von privaten und institutionellen Anlegern?
Weis: Da gibt es definitiv Unterschiede in den Prioritäten. Institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen oder Pensionskassen schauen oft noch stärker auf Details wie den Tracking Error, also wie exakt ein ETF seinen Index nachbildet. Auch Handelskosten spielen hier eine große Rolle, sprich die Geld-Brief-Spanne und wie günstig sie ETFs handeln können. Solche Aspekte von Effizienz und Kosten sind enorm wichtig. Privatanleger blicken stärker auf Faktoren wie Marke und Bekanntheit, wie ich schon sagte. Auch die Benutzerfreundlichkeit, zum Beispiel bei der Online-Suche, ist hier wichtiger. Wir bei State Street Global Advisors bedienen beide Zielgruppen. Aber historisch lagen unsere Wurzeln und Stärken klar im institutionellen Geschäft. Bei Privatanlegern haben wir noch Nachholbedarf und investieren hier nun gezielt in Vertrieb, Marketing und Produktgestaltung. Da ist definitiv noch viel Potenzial für uns. Gerade in Deutschland sehen wir im Privatkundensegment noch viel Luft nach oben und wollen unsere Position hier spürbar stärken.
Welche Rolle spielen Sparpläne?
Weis: Eine sehr große. In Deutschland fließen 14 Milliarden Euro pro Jahr über ETF-Sparpläne in den Markt. Das macht bis zu 10 Prozent des gesamten Neugeschäfts aus! Sparpläne werden mit Sicherheit einer der größten Wachstumstreiber bleiben, wenn nicht sogar der größte. Denn immer mehr Menschen erkennen, dass sie etwas für ihre Altersvorsorge tun müssen und ETF-Sparpläne hierfür eine sehr effiziente Lösung sind. Ich rechne damit, dass sich das Sparplanvolumen in den nächsten Jahren noch einmal verdoppelt oder sogar verdreifacht. Generell sehe ich den Trend ansonsten bei kosteneffizienten, breit streuenden ETFs für die langfristige Geldanlage. Komplexe Nischenprodukte mit Fokus auf einzelne Themen oder Trends sind weniger unser Ding. Da überlassen wir das Feld gerne anderen Anbietern.
Klingt wenig innovativ.
Weis: Die große Mehrheit der Anleger ist mit einfachen, kostengünstigen Kernprodukten auf alle wichtigen Märkte am besten bedient. Wir bieten etwa als einziger einen ETF auf den MSCI ACWI IMI an, dessen Aktienuniversum aus 9.000 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern besteht. Populär sind auch unsere ETFs auf Dividendenaristokraten. Hier werden Unternehmen gebündelt, die ihre Ausschüttungen mindestens 10 Jahre lang jährlich gesteigert oder konstant gehalten haben. Sie zeichnen sich also durch eine langjährigwachsende und dabei verlässliche Dividendenhistorie aus. Gerade für einkommensorientierte Investoren sind das interessante Produkte. Innovation bleibt aber wichtig: Zum Beispiel haben wir jetzt unsere Dividenden-ETFs um eine ESG-Komponente erweitert. Solche Weiterentwicklungen klassischer Lösungen sind durchaus sinnvoll. Alles in allem bin ich optimistisch, dass der ETF-Markt auch in Zukunft dynamisch wachsen wird.
Vermutlich zu Lasten der aktiv gemanagten Fonds?
Weis: Für die langfristige, strategische Asset Allocation und Marktindexierung sind ETFs unschlagbar. Sie bieten eine sehr breite, kostengünstige und flexible Möglichkeit, das Geld marktgerecht anzulegen. Aber aktive Fonds haben weiter ihre Daseinsberechtigung, keine Frage. In bestimmten Segmenten wie Nebenwerten oder Schwellenländern kann aktives Stockpicking durchaus Mehrwert bieten und Outperformance erzielen. Auch sehr spezielle Anlagethemen lassen sich oft am besten mit aktiven Fonds abdecken. Von daher wird es immer eine gesunde Mischung geben zwischen ETFs und aktiven Lösungen. Das eine schließt das andere nicht aus. Ganz im Gegenteil: Als ETF-Anbieter arbeiten wir eng mit vielen Vermögensverwaltern für aktive Fonds zusammen, aus denen wir ja auch unsere Indizes und ETFs ableiten. Diese Zusammenarbeit zwischen passiven und aktiven Lösungen wird künftig sogar noch enger werden, da sind wir uns sicher.
Blicken wir noch einmal nach Deutschland. Welche Rolle spielt der hiesige Markt für State Street Global Advisors?
Weis: Deutschland ist ganz klar unser größter und mit Abstand wichtigster ETF-Markt in ganz Europa. Entsprechend viel Aufmerksamkeit und Ressourcen investieren wir hier. Sei es bei der Gestaltung unserer Produktpalette, bei Marketing und Vertriebsinitiativen. Der deutsche Markt steht bei uns intern immer ganz oben auf der Agenda. Das gilt übrigens nicht nur für das ETF-Geschäft, sondern auch für unsere Position als Vermögensverwalter von aktiven Mandaten für institutionelle Investoren.
Und dennoch hat man State Street Global Advisors zuletzt eher wenig wahrgenommen. Warum?
Weis: Das stimmt, diese Kritik müssen wir uns gefallen lassen. Wir haben uns in der Vergangenheit tatsächlich eher zurückhaltend positioniert und unter dem Radar bewegt, vor allem bei Privatanlegern. Unser Fokus lag klar auf der Betreuung institutioneller Kunden. Das ändern wir jetzt aber strategisch und investieren gezielt in Marketing und Vertrieb, um auch im breiten Retail-Markt stärker wahrgenommen zu werden. Denn gerade im Privatanlegerbereich und bei den freien Beratern sehen wir viel Wachstumspotenzial und Aufholbedarf. Mit Broker-Partnerschaften wie mit der ING und Commerzbank zeigen wir jetzt mehr Präsenz. Für die Zukunft haben wir uns klar das Ziel gesetzt, unsere Bekanntheit und Reputation über alle Kanäle hinweg weiter zu stärken.
Eine eigene Plattform wie Vanguard sie hatte ist kein Thema?
Weis: Nein, das ist kein Thema. Die Margen sind gering, das Umfeld ist sehr kompetitiv. Und es gibt bei solchen Plattformen wenige Möglichkeiten, über qualitative Ansätze zu punkten. Ein solches Geschäft funktioniert allein über die Masse. Ich sage deshalb immer: Schuster, bleib bei denen Leisten. Unsere Kunden sind die Broker und die Intermediäre. Warum sollten wir mit denen in den Wettbewerb treten? Wir können an vielen anderen Stellen mit denen gemeinsam wachsen.