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Aktualisiert am 25.01.2011 - 16:42 Uhrin MärkteLesedauer: 5 Minuten

Markus Zschaber: „Kurzlaufende Anleihen aus den Schwellenmärkten sind momentan besonders interessant“

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DAS INVESTMENT.com: Sie haben einen eigenen Index – den Zschaber-Konjunkturdatenindex – entwickelt. War das wirklich nötig? Zschaber: Ja. Denn nationale Ansätze reichen aufgrund der wechselseitigen Abhängigkeiten der Staaten untereinander für systematische Bewertungen der Konjunktur und des daraus resultierenden zukünftigen Wachstums nicht mehr aus. Vielmehr gilt es, die Güter- und Finanzströme sowie die unterschiedlichen Abhängigkeiten der gesamtwirtschaftlichen Aktivität weltweit zu messen, um sich einen fundierten Eindruck zu verschaffen. Nur durch eine solche weltweite Bewertung der globalisierten Themen, Einflüsse und Potenziale können Rückschlüsse auf eine gesamtwirtschaftliche Verfassung gezogen werden. Eine neue Konstruktion eines Konjunkturdatenindex war somit nicht nur sinnvoll, sondern auch absolut notwendig. DAS INVESTMENT.com: Wie setzt sich der Zschaber - Konjunkturdatenindex zusammen? Zschaber: Der Zschaber-Konjunkturdatenindex ermittelt ein Stimmungsbild der Weltwirtschaft. Die Grundlage sind 50 Wirtschaftsindikatoren aus der ganzen Welt. Der Index kombiniert frühzyklische, gleichzyklische und nachzyklische Indikatoren und integriert auch die Erwartungskomponente. Damit ermöglicht der Index, einen an den Märkten fokussierten Status Quo der Weltwirtschaft zu bemessen. Denn erst eine Verknüpfung dieser Datenreihen gibt Aufschluss über das eigentliche ökonomische Potenzial. DAS INVESTMENT.com: „Ein Lob der Krise“, so heißt ein Kapitel aus Ihrem Buch. Hatte die Finanz- und Wirtschaftskrise denn auch eine positive Seite? Zschaber: Krisen oder Rezessionen schützen die Wirtschaft von Überkapazitäten, die durch schlecht durchdachte Investitionen entstanden sind. Die Marktanteile an den Absatzmärkten werden dabei neu verteilt. Das ist erst einmal einer der wichtigsten positiven Einflüsse einer Krise. Wichtig ist außerdem, dass es zum ersten Mal nicht mehr die Industrienationen sind, die eine hohe Produktivität vorweisen können, sondern die Schwellenländer, die über eine geringe Verschuldung und eine ökonomische Wachstumsstruktur verfügen. Man kann hier von einem Paradigmenwechsel sprechen. Wenn wir das Marktgeschehen auf ökonomischen Sachverstand prüfen, würden wir die Wachstumsprämien, welche an den Märkten für die Emerging Markets zu erzielen waren und immer noch sind, als gerechtfertigt einstufen. Denn die wirtschaftliche, finanzielle und potenzielle Gesamtstruktur dieser Volkswirtschaften gilt als gesund. Bereits heute tragen die Schwellenmärkte einen mehr als 50-prozentigen Beitrag zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt bei. Durch die Weltwirtschaftskrise wird sich die globale Wertschöpfungskette in ihrer Struktur nachhaltig verändern. Diese Neuausrichtung des weltweiten Wachstumsmodells erachten wir als größte ökonomische Chance im derzeitigen Zyklus. Vor allem Sektoren wie Gesundheit, Telekommunikation, Grundstoffe, Pharmazie, Infrastruktur, IT, Versorger sowie die rohstoffverarbeitende Unternehmen dürften hiervon profitieren.