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Mars Anlegerampel Januar 2015 Die Musik tönt weiter

Jens Kummer
Jens Kummer
Auf Kinderfeiern ist die „Reise nach Jerusalem“ nicht wegzudenken. Das Prinzip ist einfach. Die kleinen Feiergäste kreisen von Musik begleitet um aufgestellte Stühle. Da sich von diesen immer einer weniger in der Mitte befindet, als es Spielteilnehmer gibt, ist die Aufgabe klar: Sobald die Musik stoppt, gilt es, sich so schnell wie möglich hinzusetzen, um die nächste Runde zu erreichen. Denn wer keinen Stuhl erwischt, ist raus.

Dieses Spiel findet auch auf den Finanzmärkten statt und die Musik spielen die Notenbanken. Fest steht, dass nach der letzten Sitzung der Federal Reserve die US-Leitzinsen nicht vor April 2015 angepasst werden. Zusätzlich zeigt sich die Europäische Zentralbank offener gegenüber dem Kauf von Staatsanleihen. Fraglich ist nur, wann das Kaufprogramm bekanntgegeben und welche Form es annehmen wird. Somit ist die Musik der Finanzmärkte in voller Lautstärke zu hören und beruhigt derzeit die Märkte.

Die bevorstehenden Anleihekäufe durch die EZB werden jedoch auch mit Skepsis begleitet, da Anreize zu riskanteren Anlagen entstehen. Auch verstärken sie unerwünschte Begleiterscheinungen von tiefen und negativen Zinsen.

Tiefe Zinsen führen nicht notwendigerweise zu höherem Konsum, sondern können zu Konsumverzicht zwingen, da durch tiefe Renditen die Altersvorsorge intensiviert werden muss. Auch werden die überfällige Bereinigung der Realwirtschaft und des Bankensystems verschleppt. Und die Überschuldung von Euro-Ländern bleibt unangetastet. Während die Wirtschaft in den USA wieder wächst, hat Europa mit strukturellen Problemen zu kämpfen.

Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob Europa zu einem zweiten Japan werden könnte, mit horrendem Schuldenberg, dümpelnder Wirtschaft, Angst vor Deflation und einer Notenbank, die Liquidität ohne realen Effekt in den Markt pumpt.

Mit Blick auf die Mars Anlegerampel bleiben wir – solange die Musik weiter tönt – positiv für die riskanteren Anlageklassen, da die Maßnahmen der Notenbanken die Vermögensinflation weiter fortsetzen wird. Ein hohes Risiko besteht nur bei Rohstoffen und einigen ölexportierenden Schwellenländern.



Der schwache Ölpreis, ein starker Dollar sowie ein erhöhtes politisches Risiko in Europa werden weiter die Märkte bestimmen. Ende Januar werden die Wahlen in Griechenland vorbei sein und die EZB wird die Details der geldpolitischen Lockerung diskutiert haben.

Mit Blick auf die nächsten Monate bleiben wir positiv für die Anlageklassen, die eine hohe Renditeerwartung bei „grüner Ampel“ aufweisen. Aktien oder Emerging Market Staatsanleihen bleiben deshalb attraktiv, weil Euro-Staatsanleihen de facto keine Rendite mehr abwerfen. Auch Gold wird auf dem aktuellen Niveau als risikoarm eingeschätzt und ist als Versicherungskomponente im Portfolio geeignet.

Mit Sicherheit spielt insbesondere die Europäische Zentralbank noch eine geraume Zeit ihre Musik, doch irgendwann klingt sie ab und verstummt. Die verschleppten strukturellen Probleme werden dann wieder sichtbar. Wer dann keinen „Stuhl“ beziehungsweise sichere Parkposition erwischt,...

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