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Martin Hüfner: „Der Yen müsste eigentlich aufwerten“

in MärkteLesedauer: 4 Minuten
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Vorbild Schweiz

Schließlich können sich die Japaner auch auf das Beispiel der Schweiz berufen. Dort gab es eine starke Aufwertung des Franken. Sie war durch keine guten Worte zu stoppen. Die Notenbank musste eingreifen und hat den Wechselkurs mit massiven Devisenmarktinterventionen auf einem gerade noch tragbaren Niveau stabilisiert.

Niemand hat der Schweiz damals einen Währungskrieg vorgeworfen. Im Gegenteil, die meisten hatten Verständnis, dass die Schweizer Wirtschaft keine weitere Aufwertung mehr verkraften würde.

Nicht die Inflation vergessen


Das ist freilich nur die eine Seite der Medaille. Die andere sieht ganz anders aus und liegt nicht so offen zu Tage. Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes hängt nicht nur von den Wechselkursen ab, sondern auch vom Verhältnis der relativen Preise.

Seit dem Jahr 2000 sind die Preise auf der fernöstlichen Insel um über 30 Prozent weniger gestiegen als in Europa. Das hat den exportierenden Unternehmen Japans entsprechend geholfen. Ihre Kosten sind weniger als die ihrer Konkurrenten gestiegen.

Ökonomisch kommt diese Inflationsdifferenz einer Abwertung gleich. Vergleicht man das mit der nominellen Aufwertung des Yen gegenüber dem Euro um insgesamt 25 Prozent in dieser Zeit, so zeigt sich, dass die japanische Währung real, also unter Berücksichtigung der Inflationsdifferenz, nicht aufgewertet, sondern abgewertet wurde.

Der nominelle japanische Yen müsste heute daher nicht abwerten, um faire Wettbewerbsbedingungen herzustellen. Er müsste sich im Gegenteil aufwerten. Insofern sind die Vorwürfe an die Adresse Japans, es betriebe einen Währungskrieg, durchaus gerechtfertigt.

Allerdings sind die Ungleichgewichte beim jetzigen Kursverhältnis noch nicht so groß, dass man ganz laut schreien müsste. Man muss dabei auch bedenken, dass die realen Wechselkurse nur ein ungefähres Bild geben, weil sie von den jeweils benutzten Preisindizes und den verwendeten Zeiträumen abhängen. Aber man sollte die Japaner beim nächsten G20-Gipfel Mitte Februar schon warnen. Ich vermute auch, dass das getan wird.

Für den Anleger


Die Yen-Abwertung wirkt sich positiv auf die Gewinne der fernöstlichen Unternehmen und damit auch auf deren Aktienkurse aus. Insofern sind Investitionen im Nikkei durchaus interessant. Vergessen Sie dabei aber nicht eine Währungsabsicherung, weil Sie sonst über die Währung verlieren könnten, was Sie über den Aktienkurs verdienen.

Wenn es in der Welt wirklich zu einem Währungskrieg kommen sollte, dann sind dies freilich schlechte Nachrichten für die Weltwirtschaft und damit das generelle Aktienklima insgesamt.

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