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Martin Hüfner: It’s the liquidity, stupid!

Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assénagon
Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assénagon
Die Finanzmärkte schlagen in diesen Tagen eine merkwürdige Volte. Da gibt es in Sachen Eurokrise überwiegend schlechte Nachrichten. Gleichzeitig haussieren die Aktienmärkte auf dem Kontinent aber wie selten zuvor. Die Risikobereitschaft der Anleger hat sich deutlich er höht. Was ist da los?

Angefangen hatte die Kursrallye ausgerechnet an dem Tag, als die griechische Regierung den Schuldenschnitt für die privaten Investoren deutlich schärfer vollzog als erwartet. Die Regierung in Athen nahm nicht nur das, was ihr freiwillig angeboten war. Sie enteignete darüber hinaus auch die Anleger, die sich an dem Angebot nicht beteiligten. Insgesamt handelt es sich um einen Betrag von 140 Milliarden Euro privates Geld.

Und noch schlimmer: Die Finanzminister des Euroraums gaben dazu ihr Plazet. Ich vermute, dass Griechenland damit auf Jahre vom privaten Kapitalmarkt abgeschnitten ist. Zudem ist es eine Einladung für andere Staaten (zum Beispiel Portugal), auch ihrerseits einen Schuldenschnitt zu versuchen.

Gleichzeitig gab die Troika des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Union  und der Europäischen Zentralbank (EZB) eine erneut schlechte Bewertung des Reformprozesses in Griechenland bekannt. Nachdem das zweite Rettungspaket gerade freigegeben war, wird jetzt schon wieder über ein drittes gesprochen. Spanien kann sein ehrgeiziges Sparziel (4,4 Prozent Haushaltsdefizit für 2012) nicht erreichen. Das Ziel wird auf 5,3 Prozent angehoben.  

Europäischen Aktien wachsen Flügel

Die Aktienmärkte scheinen sich an all dem jedoch nicht zu stören. Der deutsche Dax erhöhte sich seit dem griechischen Schuldenschnitt um 3,8 Prozent auf über 7.100 Punkte. Der italienische Aktienmarkt FTSE MIB stieg um 2,2 Prozent. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen nahm um 25 Punkte auf über 2 Prozent zu.

Das bedeutet, dass Anleger aus dem sicheren Hafen der Bonds herausgehen und wieder größere Risiken nehmen wollen. Der Goldpreis ermäßigte sich um 3 Prozent auf 1.650 US-Dollar je Feinunze. Nur der Devisenmarkt mochte die Hausse nicht mit machen. Der Euro blieb bei 1,31 Dollar.

Einige Beobachter erklärten die Entwicklung mit guten Konjunkturdaten aus Amerika. Das US-Wachstum dürfte in diesem Jahr bei ordentlichen 2,5 Prozent bis 3 Prozent liegen, deutlich besser als die Stagnation und sogar leichte Rezession in Europa. Das wird dem europäischen Export helfen. Es verbessert die Stimmung auf den Märkten.

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