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Martin Hüfner: „Wir messen die Inflation falsch“

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Einseitiger Inflationsbegriff

Daneben gibt es aber noch etwas anderes: Wir messen die Inflation falsch. Üblicherweise schauen wir uns die Preise der Konsumgüter an und ermitteln daraus, wie stark sich der Geldwert der Verbraucher verschlechtert. Je stärker die Konsumgüterpreise steigen, umso höher ist die Inflation.

Es gibt daneben aber auch noch andere Preise, die für die Menschen wichtig sind. Wir verbrauchen ja nicht nur, wir sparen auch. Damit sind wir für einen Teil unseres Einkommens auch von den Preisen der Vermögensgüter abhängig. Diese sind für viele sogar bedeutsamer. Denn von ihnen hängt der Wert des gesamten Vermögens ab, vielleicht auch der der Altersvorsorge.

Nun kann man sagen: Inflation bei den Vermögensgütern ist grundsätzlich etwas anderes. Bei steigenden Vermögensgüterpreisen freuen sich die Betroffenen, weil dann ihr Geld mehr wert wird.

Wenn die Verbrauchsgüter teurer werden, ist es dagegen genau umgekehrt. Aber das ist nur teilweise richtig. Nur wenn Vermögensgüterpreise steigen, weil dahinter reale Werte stehen (etwa das Wachstum der Unternehmen), ist das für den Sparer etwas Gutes.

Wenn dahinter nur Liquidität steckt, die Preise also durch Geld aufgebläht sind, dann sind es Potemkinsche Dörfer. Das ist dann auch eine Art Inflation.

Inflation der Vermögensgüter

Soweit mir bekannt ist, gibt es bisher keinen Index für die Preissteigerung bei Vermögensgütern insgesamt (nur für einzelne Asset-Klassen). Er wäre auch nicht  unproblematisch. Einmal muss man aus den Kapitalmarktpreisen die Liquiditätskomponente herausrechnen. Das ist höchst umstritten.

Zum anderen ist das Geldvermögen der privaten Haushalte nur zu knapp einem Viertel am Kapitalmarkt in Form von Aktien und Renten angelegt. Der Rest entfällt auf Anlagen bei Banken und Versicherungen, bei denen die Kapitalmarktbewegungen beim Sparer nur indirekt ankommen. Schließlich schwanken die Kapitalmarktpreise im Zeitablauf natürlich sehr viel stärker als die Konsumgüterpreise.

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