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Matthias Weik und Marc Friedrich „Wir erwarten krasse Verwerfungen an den Finanzmärkten, die 2008 in den Schatten stellen werden“

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Aufgrund ihrer Größe ist eine Pleite ausgeschlossen. Da es unwahrscheinlich ist, dass irgendein Konkurrent eine Bank mit knapp 6000 laufenden Verfahren an der Backe und einem Derivate-Portfolio außerhalb der Bilanz im Volumen von ca. 55 Billionen Euro (das 20-Fache des deutschen BIP) übernehmen wird, dürfte es wohl auf eine Verstaatlichung hinauslaufen.

Die globale Berg- und Talfahrt an den Börsen ist nur ein weiteres Menetekel. Innerhalb von nur wenigen Wochen wurden die Anstiege der vergangenen Jahre an den Aktienmärkten der Welt radikal ausradiert. In Deutschland war es den »Magiern« der Notenbank gelungen, den Deutschen Aktienindex (DAX) bis auf über 12 000 Punkte zu zaubern. Die Frage, ob das nachhaltig ist, hat sich offensichtlich im Jubelsturm steigender Kursgewinne kaum einer gestellt. Unbezweifelbar ist jedoch, dass in der Geschichte der Menschheit noch niemals eine Krise mit Gelddrucken nachhaltig gelöst wurde. Schon allein aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass die kommenden Jahre nicht besser werden. Nein, mehr noch: Die künftigen Entwicklungen werden alles Bisherige übertreffen. Wir wollen hier nicht schwarzmalen. Weder Pessimismus, noch übertriebener Optimismus sind angebracht. Es ist Zeit für Realismus! Machen Sie sich selbst ein Bild, ob wir so weitermachen können wie bisher, oder ob grundlegende Veränderungen nicht überfällig sind. Entscheidend wird unserer Ansicht nach das Jahr 2017 werden.

Deutschland: Von der »schwarzen Null« zur Altersarmut

Wir sind Fußballweltmeister und Handballeuropameister, wir haben eine Rekordbeschäftigungsquote, noch nie waren mehr Menschen in Lohn und Brot, Rekordsteuereinnahmen und eine »schwarze Null« im Bundeshaushalt, über die sich unser Finanzminister Wolfgang Schäuble sehr freut. Dementsprechend häufig reden die Politiker und die Medien von einem Job- und Konjunkturboom, sogar davon, dass Deutschland »heiß laufen« würde. Betrachten wir die Fakten, dann haben wir freilich keinen Grund zum Jubeln, denn die Qualität der Daten ist fragil und nicht überzeugend. Nach wie vor zahlen internationale Konzerne in Deutschland kaum Steuern – dank Steueroasen, die teilweise mitten in Europa oder sogar in der EU liegen. Auch bei uns geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg in Deutschland 2015 um 1,7 Prozent. Ob man hier von einem Konjunkturboom und »heiß laufen« sprechen kann, halten wir für fraglich. Die chinesische Wirtschaft ist im gleichen Zeitraum um das Vierfache gewachsen; nämlich ›nur‹ um 6,9 Prozent – so wenig wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Spätestens jetzt stellt sich wohl die Frage, wer oder was heiß läuft und wer oder was nicht?

Schlagzeilen wie »Deutschland erlebt binnenwirtschaftliche Blüte«, »Wegen guter Beschäftigungslage steigen die Löhne« oder »Jobs gibt’s in Hülle und Fülle« können nicht darüber hinwegtäuschen, dass vieles im Argen liegt. Zwar entstehen immer mehr Jobs – die Arbeitslosigkeit liegt mit 2,66 Millionen auf einem 25-Jahres-Tief. Doch dummerweise zieht die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen nicht mit. Dies bedeutet, die Masse der neuen Jobs sind prekäre Arbeitsverhältnisse. Trotzdem werden nur 52,2 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsempfänger als arbeitslos gezählt; was heißt: Die offiziellen Statistiken sind mehr als geschönt.

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