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Max Stillger über ein Musterbeispiel für Meinungsmache Der Nullzins kostet Milliarden? Das Gegenteil ist richtig …

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Aber ganz im Ernst: Wer glaubt denn, dass Europa künftig mit Zinssätzen von 4 oder 5 Prozent leben kann? Die öffentlichen Haushalte wären nicht mehr refinanzierbar, die Bauindustrie könnte Kurzarbeit anmelden und Start-Up-Unternehmen würden gar nicht erst gegründet. Es hat folglich keinen Sinn, alten Zeiten hinterher zu trauern. Man muss sich auf die neue Welt einstellen, und die ist Scharia-konform und heißt Nullzins.

Ansonsten halte ich es weniger mit dem Islam, sondern hebe bei Gelegenheit immer wieder mal das Glas auf das Wohl von Mario Draghi. Und habe dabei immer meinen Spaß, in die verdutzten Gesichter meiner Gegenüber zu schauen, die das oft zunächst gar nicht verstehen. Dass die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Mai 2017 unter 2,5 Millionen gefallen ist, haben wir jedenfalls nicht unserer Arbeitsministerin zu verdanken, da schicke ich den Gruß eher an die EZB.

Dass zinsbasierte Produkte wie Bausparverträge und Lebens- beziehungsweise Rentenversicherungen überhaupt noch eine Existenzberechtigung haben, ist aus meiner Sicht nur mit dem weit verbreiteten finanziellen Analphabetismus in Deutschland zu erklären. Bei den meisten reicht es – wenn überhaupt – für die Grundrechenarten. Bei Prozentrechnen und Dreisatz trennt sich schon die Spreu vom Weizen. Und die finanzmathematischen Königsdisziplinen Zinseszinsrechnung und Exponentialrechnung können viele schon nicht fehlerfrei schreiben.

Mir soll bloß keiner mit dem Märchen kommen, die seit 2009 anhaltende Aktienhausse verliere im neunten Jahr ihre Kraft. Im Jahr 2011 hatten wir eine Korrektur von 7.527 Dax-Punkten auf 5.072 Punkte, was einem Rückgang von 33 Prozent entspricht. Und in 2015/2016 korrigierte der Markt von 12.374 Punkten bis auf 8.752 Punkte (30 Prozent). In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts habe ich gelernt, bei 30 Prozent Rückgang ist das Ende der Fahnenstange bei einem Crash erreicht. In den Jahren 2002 und 2008 wurden wir zwar eines Besseren belehrt, aber für mich heißt das auch, 2011 und 2015/2016 wurde die Uhr auf Null zurück gedreht. Für mich hat die Hausse am 11. Februar 2016 begonnen und ist demzufolge noch verdammt jung.

 

Über den Autor: Markus Stillger ist Gründer und Inhaber der Stillger & Stahl Vermögensberatung und der MB Fund Advisory aus Limburg an der Lahn. Für DER FONDS kommentiert er an dieser Stelle jeden Monat aktuelle Trends an den Kapitalmärkten und stellt ihnen seine eigene Weltsicht entgegen.

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