


Maximilian Jentzsch ist bei der DRH Vermögensverwaltung mit Sitz in Zwickau und Dresden beschäftigt. Seit vergangenem Herbst studiert er berufsbegleitend an der TH Aschaffenburg das Modulstudium „Vermögensverwaltung“.
In drei Semestern sollen Teilnehmer hier das Rüstzeug für die Arbeit speziell bei Vermögensverwaltern an die Hand bekommen, nach erfolgreichem Abschluss gibt es ein Hochschul-Zertifikat.
Diese Studienmöglichkeit an der TH Aschaffenburg ist noch recht neu, es gibt sie seit 2023. Aktuell und bis zum 15. Juli läuft die Anmeldefrist für das kommende Wintersemester. Jentzsch gehört zu einem der ersten Jahrgänge, die in Aschaffenburg ein spezialisiertes Modulstudium durchlaufen. Zeit für ein Gespräch.
DAS INVESTMENT: Seit Oktober 2024 studieren Sie berufsbegleitend das Modulstudium „Vermögensverwaltung“ an der TH Aschaffenburg. Was hat Sie dazu bewogen, nach Ihrem Master in Wirtschaftsinformatik noch einmal an die Uni zurückzukehren?
Maximilian Jentzsch: Schon während meines Masterstudiums war ich als Werkstudent bei DRH tätig und bin dann direkt fest eingestiegen. Die ersten Jahre waren extrem lehrreich, weil ich schnell Verantwortung übernehmen durfte. Mit wachsender Erfahrung wollte ich aber meine tägliche Arbeit auch theoretisch fundieren.
Das Problem: Es gibt kaum universitäre Weiterbildungsangebote mit Fokus auf Vermögensverwaltung. Das berufsbegleitende Modulstudium an der TH Aschaffenburg hat genau diese Lücke geschlossen.
Wie schaffen Sie es, Vollzeitjob und Studium zu vereinbaren?
Jentzsch: Das funktioniert nur mit Disziplin und starkem Rückhalt im Unternehmen. Ich habe das Glück, dass DRH Weiterentwicklung aktiv unterstützt. Als Prokurist bin ich in strategische und operative Themen eingebunden, gleichzeitig bin ich Vater eines kleinen Kindes – das erfordert Organisationstalent.
Ich plane meine Wochen im Voraus und nutze jede freie Minute: früh morgens, am Wochenende, abends. Der ein oder andere Feiertag geht auch mal fürs Lernen drauf. Aber ich sehe das Studium als Investition – gerade weil ich Verantwortung trage, möchte ich mich fachlich weiterentwickeln.
„Der praxisorientierte Aufbau ist hilfreich“
Wie viel Zeit pro Woche investieren Sie ins Studium?
Jentzsch: Ich schätze, etwa fünf Stunden pro Woche. Logischerweise aber mehr, wenn es Richtung Prüfungsphase geht.
Wie oft müssen Sie nach Aschaffenburg fahren?
Jentzsch: Die Vorlesung im ersten Semester war hybrid – das heißt, ich konnte von der Arbeit aus teilnehmen. Im letzten Semester musste ich einmal für eine Blockveranstaltung nach Aschaffenburg. Die Prüfungen finden auch jeweils in Aschaffenburg statt.
Wie ergänzen sich Studieninhalte und Praxis?
Jentzsch: Das Modulstudium ist komplett auf Vermögensverwaltung ausgerichtet. Die Module Strategische Kommunikation und Portfoliomanagement wirken sich direkt auf meine Arbeit aus – bei der Kundeninteraktion, internen Abstimmungen und im Bereich Analyse und Allokation.
Besonders hilfreich ist der praxisorientierte Aufbau. Viele Inhalte lassen sich direkt umsetzen – das Gelernte bleibt nicht abstrakt, sondern entfaltet unmittelbar Wirkung.
Was sind Ihre Ziele mit dem Studium?
Jentzsch: Ich will mein fachliches Profil an den Schnittstellen zwischen Strategie, Kommunikation und Portfoliomanagement schärfen. Gleichzeitig befinden wir uns bei DRH auf einem Wachstumspfad – unser Kundenstamm wird breiter, die Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle. Ich gestalte diesen Prozess aktiv mit: vom technischen Fundament über Datenstrukturen bis hin zur Weiterentwicklung unserer Systeme.
Die klassische Bewerberfrage: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Jentzsch: Da sehe ich mich in einer Rolle mit noch mehr strategischer Verantwortung – sei es in der Digitalisierung, im datengetriebenen Investmentprozess oder bei neuen Angeboten.
„Ich kam auf eine grüne Wiese, hatte sofort viel Verantwortung“
Sie kamen aus der IT in die Vermögensverwaltung – war das nicht eine ungewöhnlicher Wende?
Jentzsch: Schon während des Bachelorstudiums habe ich bei DRH angefangen. Ehrlich gesagt war es erstmal komisch: Man ist begeistert von technischen Themen und landet in einer sehr konservativen Branche. Aber ich dachte mir: Schauen wir mal, ob es mir gefällt.
Bei einer Tech-Firma hätte ich mehr technischen Input bekommen, hier ist es eher Börsen-Input. Aber ich kam auf eine grüne Wiese – sofort viel Verantwortung, weil technisches Know-how an den entscheidenden Stellen fehlte.
Was raten Sie jungen Menschen für den Einstieg in die Vermögensverwaltung?
Jentzsch: Vor allem: echte Lernbereitschaft mitbringen. Die Branche verändert sich ständig – durch Regulatorik, Technologie oder die Märkte. In einem kleineren Haus wie unserem ist Generalistentum gefragt. Man sollte Freude daran haben, Verantwortung zu übernehmen und sich in neue Themen einzuarbeiten.
Flache Hierarchien sorgen für schnelle Entscheidungswege – das ist spannend, setzt aber Eigeninitiative voraus. Wer leistungsbereit ist, gerne mitdenkt und offen kommuniziert, kann viel bewegen.
Beschreiben Sie mal bitte einen typischen Arbeitstag.
Jentzsch: Einen typischen Tag gibt es nicht, aber wiederkehrende Aufgaben: Morgens prüfe ich Auswertungen auf Plausibilität, überwache Portfolios und setze Rebalancings um. Parallel bereite ich Informationen für die Geschäftsführung auf.
Dann kommen vielfältige Themen: Ich bin Ansprechpartner für technische Rückfragen, unterstütze im Backoffice und begleite interne Projekte. Meine Aufgabe ist es, die Aufgaben der anderen Mitarbeiter zu verstehen und technisch zu unterstützen – etwa durch Workflows für Kundenreports oder Automatisierung zeitaufwändiger Prozesse.
Ich bin auch im Research-Team, bereite Inhalte vor und nach und bin tief im Investmentprozess drin. Einige Kunden haben sogar meine Telefonnummer für direkten Austausch. Aber eigentlich arbeite ich nicht so viel im direkten Kundenkontakt.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Jentzsch: Auf unser Rebalancing-System. Daran war ich maßgeblich beteiligt. Es generiert automatisch Ordervorschläge basierend auf unseren Allokationsformeln, übermittelt sie an die Banken im geforderten Format und gleicht ausgeführte Orders elektronisch ab. Unstimmigkeiten werden systematisch erkannt.
Das Projekt lief über mehrere Jahre und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Dass wir unseren Investmentprozess heute so präzise und skalierbar umsetzen können, basiert auf dieser Lösung.
„Offen bleiben – für neue Themen und Wege, auch außerhalb des eigenen Fokus“
Wie wichtig ist Ihnen Work-Life-Balance?
Jentzsch: Ich sehe das nicht als strikte Trennung. Arbeit und Freizeit verschmelzen ganz natürlich – auch in meiner freien Zeit beschäftige ich mich gerne mit Finanz- und Investmentthemen, höre Podcasts oder lese Fachbeiträge. Das ist echtes Interesse, kein Zwang.
Die besten Einfälle habe ich beim Joggen im Wald – Podcast im Ohr, Kopf frei. Aus manchem Podcast sind schon Ideen entstanden, mit denen ich interne Prozesse verbessern konnte. Natürlich nehme ich auch mal den Laptop mit in den Urlaub, aber weil ich in meiner Arbeit Sinn sehe, fühlt sich das nicht nach Verzicht an.
Welchen Rat würden Sie Ihrem 20-jährigen Ich geben?
Jentzsch: Offen bleiben – für neue Themen und Wege, auch außerhalb des eigenen Fokus. In jungen Jahren neigt man dazu, sich zu schnell festzulegen. Viele Chancen ergeben sich nicht aus dem, was man geplant hat, sondern aus dem, was man bereit ist, dazuzulernen.
Und: Hab Vertrauen in dich selbst und die Wirkung von Ausdauer. Konzentriere dich im Studium nicht nur auf Prüfungen, sondern auf Inhalte. Was hängenbleibt, sind Erkenntnisse und Zusammenhänge – die bilden heute das Fundament meiner Arbeit.
Über den Interviewten:
Maximilian Jentzsch studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre an der Uni Halle-Wittenberg mit Abschluss Bachelor und hängte dann ein Masterstudium Wirtschaftsinformatik in Halle und Jena an. Schon während des Studiums arbeitete er für die DRH Vermögensverwaltung am Standort Zwickau und stieg im Anschluss daran in Vollzeit ein. Heute ist der 30-Jährige als IT-Consultant und Prokurist für DRH tätig. Neben der Arbeit studiert er berufsbegleitend an der TH Aschaffenburg das Modulstudium Vermögensverwaltung.