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Wie lassen sich Wälder am besten erhalten und schützen?

Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung verbessert die Fähigkeit der Bäume, Kohlenstoff zu binden, und gewährleistet gleichzeitig eine konstante und einträgliche Bereitstellung des nachhaltigen Rohstoffs Holz.
Von Fichten und Kiefern bis hin zu Buchen, Eichen und Birken – Deutschland beherbergt eine Vielzahl von Waldarten, die ein Drittel der Fläche des Landes bedecken. Ein gesundes Bild, so scheint es, bis man feststellt, dass 2 Millionen Hektar, d. h. fast 20 Prozent der Fläche, heute unter Hitze, Dürre, Schädlingen und Waldbränden leiden. In der Mitte Deutschlands ist mehr als die Hälfte des Walds stark geschädigt, während es 2017 nur 9 Prozent waren.
Leider ist Deutschland nicht das einzige Land, das solche Probleme hat. In vielen Teilen der Welt schrumpft die Waldfläche rapide, was die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern, beeinträchtigt und sie mitunter sogar zu einer Netto-Emissionsquelle macht.
Normalerweise nehmen Bäume während ihres Wachstums Kohlenstoff auf und geben ihn wieder an die Atmosphäre ab, wenn sie sterben. Aber das Sterben der Bäume, egal ob durch Abholzung, Waldbrand oder andere Ursachen, bedeutet, dass sie mehr Treibhausgase freisetzen als sie aufnehmen. Dieses Problem hat Wissenschaftler, Umweltaktivisten, Landbesitzer und Forstfachleute dazu veranlasst, sich gemeinsam für den Schutz und die Wiederherstellung von Waldgebieten stark zu machen. Aber das ist auch schon alles, worin man sich einig ist. Die verschiedenen Gruppen sind sich zum Teil sehr uneins, wie die Gesundheit der Wälder am besten wiederhergestellt werden kann.
„Wir befinden uns an einem Kipppunkt. Aufgrund des Klimawandels und falscher Bewirtschaftung fangen einige Waldbiome an, mehr Kohlenstoff in die Atmosphäre abzugeben als zu binden“, sagt Christoph Butz, Senior Investment Manager für Themenaktien bei Pictet Asset Management. „Das führt zu einer großen Debatte darüber, ob die Wälder sich selbst überlassen werden sollen oder ob der Mensch eingreifen soll.“
Viele Naturschützer befürworten einen progressiven Renaturierungsansatz – die Wälder in Ruhe zu lassen und es der Natur zu überlassen, sich selbst zu regulieren. Dieser Ansatz wurde ursprünglich in den 1990er-Jahren entwickelt und hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Er hat aber nach dem Scheitern einiger vielbeachteter Projekte auch eine Kontroverse ausgelöst.
Die Alternative zur Renaturierung besteht darin, aktiv einzugreifen. Dazu gehört eine aktive und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, um eine stetige und ertragreiche Holzversorgung zu gewährleisten und gleichzeitig ihre Fähigkeit zur Kohlenstoffbindung und ihre anderen Funktionen im Ökosystem wie Wasserfilterung, Bodenregeneration oder Hochwasserschutz zu verbessern.
„Wir müssen etwas tun“
Beide Strategien haben Vor- und Nachteile, je nach Standort, Lebensräumen, Baumarten und der aktuellen Bewirtschaftungsform der Wälder. Der Schutz von natürlichen Wäldern durch Ausweis als Naturschutzgebiete, etwa in den tropischen Regenwäldern oder borealen Waldbiomen, trägt dazu bei, natürlich funktionierende Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen und ihre Fähigkeit zur Speicherung von Kohlenstoff zu erhöhen.
„Einige Primärwälder sollten für immer geschützt und nie angetastet werden“, sagt Butz. „Es könnte sogar sinnvoll sein, einige ausgewählte Waldgebiete, die heute noch bewirtschaftet werden, unter Schutz zu stellen, zum Beispiel um eine ökologische Brücke zwischen bestehenden Waldreservaten zu schlagen oder um bestimmte herausragende ökologische Qualitäten zu erhalten.“
Aber das bedeutet nicht, dass es ökologisch sinnvoll ist, gleich alle Wälder zu renaturieren, auch wenn einige Unterstützer der Renaturierung genau das fordern. „Die Einstellung der Waldbewirtschaftung auf Flächen, die seit Jahrhunderten nachhaltig bewirtschaftet werden, ist kontraproduktiv“, so Butz.
Laisser-faire an der falschen Stelle kann den Wald ganz zerstören. Genau das ist mit den Wäldern im Harz in Norddeutschland geschehen. Nachdem der Harz durch Abholzung große Flächen eingebüßt hatte, entstanden in der Mitte des 20. Jahrhunderts geschützte Monokulturwälder mit Fichten, der einzigen Baumart, die nach dem Zweiten Weltkrieg in ausreichender Menge zur Verfügung stand.