Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp
Megatrend KI: ChatGPT ist nur der Anfang
Aktualisiert am 28.09.2023 - 12:25 Uhr

Heinz-Werner Rapp ist Vorstand von Feri sowie Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute. Foto: FERI / Canva
Die Welt steht vor einer neuen Welle Künstlicher Intelligenz, die Wirtschaft und Gesellschaft noch viel schneller und radikaler transformieren wird, als bislang erwartet. Die nächsten Jahre werden äußerst disruptiv.
Das spektakuläre „Go Live“ von ChatGPT am 30. November 2022 gilt schon jetzt als historischer Moment, nach dem nichts mehr ist wie zuvor. Möglich wurde der Erfolg des KI-Chatbots und anderer Computermodelle zur Sprachverarbeitung durch die enormen Entwicklungssprünge im neuen Bereich der generativen KI, speziell auf Grundlage „Großer Sprachmodelle“. Diese entwickeln auf Basis spezieller maschineller Lerntechnologien ein ungewöhnlich präzises Verständnis semantischer Zusammenhänge und können daraus neuen – sehr spezifischen und „intelligent“ erscheinenden – „Content“ generieren. Nach Einschätzung vieler Experten ist durch den „ChatGPT-Moment“ die Einführung massentauglicher KI-Systeme...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Das spektakuläre „Go Live“ von ChatGPT am 30. November 2022 gilt schon jetzt als historischer Moment, nach dem nichts mehr ist wie zuvor. Möglich wurde der Erfolg des KI-Chatbots und anderer Computermodelle zur Sprachverarbeitung durch die enormen Entwicklungssprünge im neuen Bereich der generativen KI, speziell auf Grundlage „Großer Sprachmodelle“. Diese entwickeln auf Basis spezieller maschineller Lerntechnologien ein ungewöhnlich präzises Verständnis semantischer Zusammenhänge und können daraus neuen – sehr spezifischen und „intelligent“ erscheinenden – „Content“ generieren. Nach Einschätzung vieler Experten ist durch den „ChatGPT-Moment“ die Einführung massentauglicher KI-Systeme um gut 10 Jahre nach vorne gerückt. Folglich verläuft die Entwicklung von nun an auf deutlich höherem Level: Die nächste KI-Welle, die sich als „Next Level KI“ exponentiell ausbreitet, dürfte eine enorm disruptive Kraft entfalten und schon in naher Zukunft den Alltag der meisten Menschen stark beeinflussen.
Abbildung 1: Disruptive Wucht der KI-Revolution

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KI übernimmt auch im Bereich der Wissensarbeit
Von KI generierte Texte, Bilder, Videos oder Musikkompositionen sind schon heute praktisch nicht mehr von menschlichen Kreationen zu unterscheiden. Künstliche Intelligenz wird so in vielen Berufen zum entscheidenden „Game Changer“. Besonders brisant: Erstmals werden auch Menschen mit hohem Bildungs- und Qualifikationsgrad – Anwälte, Buchhalter, Dolmetscher, Werbetreibende, Journalisten, Programmierer oder Ärzte – durch hocheffiziente KI-Systeme ersetzbar. Damit entsteht eine völlig neue Situation: Die neue Technologie besitzt das Potential, Menschen aus bestimmten Arbeitsprozessen, die mit der Anwendung von gelerntem Wissen zu tun haben, komplett zu verdrängen. Die Ausbreitung generativer KI verändert deshalb das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine radikal. Es stimmt zwar, dass technologische Umwälzungen in der Vergangenheit immer auch neue Beschäftigungschancen mit sich gebracht haben. Doch diesmal gilt: Die Dynamik und das Tempo der aktuellen KI-Revolution sind mit der industriellen oder der IT-Revolution nicht mehr zu vergleichen.
Sowohl die Ausbreitungsgeschwindigkeit als auch die Breite der Durchdringung werden bei generativer KI um ein Vielfaches höher sein als bei allen bisherigen Phasen der Digitalisierung. Deshalb ist noch völlig unklar, ob sich Arbeitnehmer und ganze Gesellschaften auch dieses Mal problemlos an den bevorstehenden Technologiesprung anpassen können. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass die KI-Transformation in vielen Bereichen nicht nur Euphorie, sondern auch eine Vielzahl neuer Ängste und Befürchtungen auslöst. Dazu zählen neben der Frage nach der Zukunft der Arbeit auch die wachsende Sorge vor KI-Missbrauch und „Deep Fakes“ in allen Bereichen der Gesellschaft. Zudem könnten große Technologiekonzerne, deren Dominanz schon bisher auf massivem Datenzugang beruht, durch KI-basierte Geschäftsmodelle noch weitaus mächtiger werden.
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