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Megatrend-Manager Hans Peter Portner im Gespräch „Wir könnten in eine CO2-freie Welt gehen“

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Warum findet sich diese Einschätzung nicht im Pictet-Global Megatrend Selection wieder, der die Portfolios von insgesamt zehn Themenfonds bündelt? Dort sind alle Themen prinzipiell gleich hoch gewichtet.

Portner: Wir haben den Fonds, der sich in erster Linie an Privatanleger richtet, bei der Auflegung 2008 bewusst einfach gehalten. Und im Prinzip ist Gleichgewichtung ja eine gute Sache: Sie führt automatisch zu einem antizyklischen Verhalten. Themen, die sehr gut gelaufen sind, werden immer wieder ein Stück weit zugunsten zurückgebliebener Themen reduziert.

Der Pictet-Global Megatrend Selection enthält sämtliche Aktien aller zehn abgedeckten Themenfonds, die bereits von anderen Managern und Analysten ausgewählt wurden. Wenn dann auch noch alles permanent gleichgewichtet wird, wofür braucht es da Sie noch als Fondsmanager?

Portner: In der Gleichgewichtung der Strategien liegt in der Tat keine Wertschöpfung. Ich bin in gewisser Weise der Zeremonienmeister, der Psychotherapeut des Teams. Ich versuche den einzelnen Mitgliedern zu helfen, einen besseren Job zu machen. Darüber hinaus betreue ich aber zusammen mit meinem Co-Manager Gertjan van der Geer noch den Pictet-Global Thematic Opportunities. Dieser 2016 aufgelegte Fonds bündelt die 50 besten Ideen unserer Themen-Plattform und ist vor allem bei Private-Banking-Einheiten und Family Offices sehr beliebt.

Dort sind dann die von Ihnen momentan so geschätzten Clean-Energy-Werte auch übergewichtet?

Portner: In der Tat, weshalb der Fonds momentan auch etwas besser läuft als der Megatrend Selection. Das liegt jedoch nicht daran, dass wir dem Thema von vornherein eine höhere Quote zuweisen. Sondern daran, dass es aufgrund ihrer attraktiven Kennzahlen überdurchschnittlich viele Unternehmen dieses Sektors ins Portfolio schaffen. Davon losgelöst halte ich jedoch nichts davon, die zwei Produkte gegeneinander auszuspielen. Jedes von ihnen hat seine Berechtigung und findet seine Zielgruppe.

Vergleicht man den Pictet-Global Megatrend Selection seit der Auflegung mit dem MSCI World, so fällt auf, dass beide Kurven extrem nahe beieinander liegen. Wie kann das sein, wo doch der Index eine komplett andere Struktur aufweist?

Portner: Die hohe Korrelation ist zum Teil eine Folge der vielen Liquidität, die im Markt ist. Das ist wie eine Flut, die alles nach oben spült. Das wird aber nicht ewig so weitergehen. Und die Differenzierung sollte sehr viel deutlicher zutage treten, wenn die Liquidität wieder abfließt. Was sicher eines Tages passiert.

Wir wollten fliegende Autos und bekamen 140 Zeichen, hat einmal der US-Investor Peter Thiel in Anspielung auf Twitter gespottet. Warum gibt es eigentlich nur so wenige Megatrends, die die Menschheit entscheidend voranbringen? Müsste ein schon so lange bekanntes Problem wie der Klimawandel nicht längst gelöst sein?

Portner: Das ist weniger eine Frage der technischen Machbarkeit als des politischen oder auch des persönlichen Willens. Die Produktionskosten von Offshore-Windanlagen oder Solar-Panels sind konkurrenzfähig, wir könnten in eine C02-freie Welt gehen. Aber dazu braucht es Investitionen. Bei der Frage nach mehr Klimaschutz hebt jeder die Hand, aber ist beispielsweise auch jeder Hausbesitzer bereit, seine Ölheizung herauszureißen und 30.000 Euro für eine sauberere Technologie auszugeben? Daran hapert es.

Was ist mit Krebs oder Alzheimer?

Da gibt es bislang keinen entscheidenden Durchbruch, das ist richtig. Auch die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs kommt in den meisten Fällen noch immer einem Todesurteil gleich. Trotzdem war die Innovationsgeschwindigkeit in der Medizin noch nie so hoch wie derzeit. Immun- und Gentherapien helfen beispielsweise heute, Krankheiten wie HIV in Schach zu halten, und in 20 oder 30 Jahren wird auch vieles andere heilbar sein oder zumindest seinen Schrecken verlieren.

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