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Megatrend Nachhaltigkeit Skaleneffekte für das Portfolio

Der japanische Elektronikkonzern Sony überraschte auf der Technikmesse CES in Las Vegas mit der Konzeptstudie eines eigenen Elektroautos: Anlegern eröffnet sich ein sehr chancenreiches Wachstumssegment.
Der japanische Elektronikkonzern Sony überraschte auf der Technikmesse CES in Las Vegas mit der Konzeptstudie eines eigenen Elektroautos: Anlegern eröffnet sich ein sehr chancenreiches Wachstumssegment.
Walter Liebe, Investmentstratege bei Pictet Asset Management

Greta Thunberg und der selbst von Skeptikern immer schwerer zu leugnende Klimawandel führen zu einer epochalen Veränderung unseres Selbstverständnisses als Bewohner dieser Erde und als Wirtschaftssubjekte. Unser ökonomisches Modell wird plötzlich in Frage gestellt. Zugleich fand in kürzester Zeit ein Umdenken über die Zukunft der Mobilität statt. Daraus entstehen Bedrohungen für etablierte – und bislang höchst erfolgreiche – Industriezweige, aber auch Chancen in neuen Bereichen.

Emissionsfreie Verkehrssysteme werden zur zentralen Herausforderung

Einer der zentralen Ansatzpunkte für eine Reduzierung der Treibhausgas-Intensität der Menschheit ist das Verkehrswesen. Die Transformation zu emissionsfreien Verkehrssystemen ist eine der größten Herausforderungen, der sich beispielsweise die deutsche Industrie zu stellen hat.

Die Politik rund um die Welt baut hier mächtigen Druck auf. So hat China kürzlich die Zielgröße für den Anteil von Elektrofahrzeugen an den Neuzulassungen für das Jahr 2025 auf 25 Prozent angehoben, von einem Ziel von 20 Prozent vor zwei Jahren. Aktuell liegt der Anteil mit 5 Prozent schon auf einem im globalen Vergleich hohen Niveau. Die Europäische Union erhöht den Druck indirekt, indem sie ambitionierte Reduzierungsvorgaben von Flottenverbräuchen der Autohersteller macht. So hat sie im April 2019 festgelegt, dass die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Produktpalette bis 2030 gegenüber den Zielen für 2021 nochmals um 37,5 Prozent unterschritten werden müssen. Ohne eine Umstellung des Angebots auf Elektrofahrzeuge ist dies unmöglich zu schaffen. Nicht zufällig hat Volkswagen angekündigt, in den kommenden acht Jahren 70 Elektro-Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Nur auf den ersten Blick verwundert es, dass die Konsumelektronik-Show CES in Las Vegas der traditionellen Nabelschau der Autobranche, der IAA, zunehmend den Rang abläuft. In diesem Jahr war einer der Stars der CES ein Elektro-Konzeptfahrzeug, das die Firma Sony (!) in Zusammenarbeit mit Automobilzulieferern entwickelt hat.

Transformationsprozess geprägt von Verunsicherung und Detailfragen

Viele Detailfragen der Transformation zu einem emissionsfreien Verkehrswesen sind noch unzureichend diskutiert oder entschieden. Dabei sind Reichweiten von Batterien und Preise noch die geringeren Herausforderungen – hier werden Skaleneffekte und Forschungsanstrengungen in wenigen Jahren für eine deutliche Verbesserung sorgen. Gestritten wird noch über die gesamte Ökobilanz von batterieelektrischen Fahrzeugen, über Umweltaspekte bei der Gewinnung von Rohstoffen und vieles mehr. Auch das Thema Subventionen für die Ansiedlung von Unternehmen oder die Reduzierung der Anschaffungspreise für Autokäufer sind Teil der Debatte. Die Kostendegression wird dafür sorgen, dass die Abhängigkeit der Zulassungszahlen von Subventionen verschwinden wird, so wie wir dies schon bei der Stromproduktion durch erneuerbare Energien erleben konnten.

Elektromobilität schon jetzt ein heißes Börsenthema

An der Börse ist das Thema ebenfalls sehr präsent. Im Januar überraschte die Nachricht, dass der Pionier für eine reine Elektrofahrzeugpalette Tesla mit 93,5 Milliarden US-Dollar den höchsten jemals gemessenen Börsenwert für eine Autofirma besitzt – mehr als die Autogiganten General Motors und Ford zusammen (und obwohl diese 13 mal mehr Umsatz machen als Tesla, und zudem profitabel sind). Was die Märkte korrekterweise einpreisen, sind nicht die momentanen Umsätze und schmalen Gewinne, sondern dass wir uns an einem Wendepunkt des Verkehrssystems befinden. Die Verkaufszahlen für Elektrofahrzeuge werden explodieren. Das ist nicht nur intuitiv anzunehmen, sondern auch theoretisch durch die Megatrend-Forschung unterlegt. Die Megatrends Nachhaltigkeit, technologische Entwicklung, Wirtschaftswachstum und Globalisierung sorgen für einen jahrzehntelangen Aufstieg neuer Technologien rund um emissionsfreie Mobilität.

Die Veränderung gegenüber den vergangenen Jahren besteht darin, dass das Thema im Zentrum der politischen Entscheidungsprozesse angekommen ist.

Für Anleger ist eine Investition in dieses Wachstumssegment sehr chancenreich, aber nicht trivial. Denn an den Börsen sind nur wenige Elektrofahrzeughersteller wie Tesla oder BYD gelistet. Die Frage der „thematischen Reinheit“ von Aktien zum Thema Elektromobilität sollte im Vordergrund stehen. Hier sind weniger die großen Autohersteller die Antreiber – trotz ihrer neu entdeckten Liebe zu E-Antrieben – sondern diejenigen Unternehmen, die Komponenten und Systeme sowie die notwendigen Elektronikbauteile herstellen. Automobilzulieferer, Batteriehersteller, Software- und Halbleiterhersteller besitzen die höchste thematische Exposition und profitieren unmittelbar von einem Anstieg der Nachfrage. Das investierbare Universum ist sehr breit, Investoren müssen allerdings abseits des Gewohnten suchen.

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