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Emerging Markets Megatrends sichern die Schwellenmärkte ab

Fertigungsstandort eines deutschen Autoherstellers in Mexiko
Fertigungsstandort eines deutschen Autoherstellers in Mexiko: Der Trend zur Premiumisierung ist in den Schwellenmärkten ungebrochen. | Foto: Imago Images / Cathrin Bach
Manraj Sekhon, Franklin Templeton

Die Inflation ist aus der Flasche und stellt die politischen Entscheidungsträger vor immense Herausforderungen. Hohe Energie-, Lebensmittel- und Lohnkosten lassen rund um die Welt die Inflationserwartungen steigen. Das birgt die Gefahr einer Schieflage der Weltwirtschaft, sofern sich die Teuerung unkontrolliert entwickeln sollte.

Unser Basisszenario für die Schwellenländer beruht auf der Tatsache, dass sie in den laufenden Abschwung in einer besseren Verfassung als in früheren Zyklen eingetreten sind. Die Verschuldung der Unternehmen ist geringer, im Finanzsektor wurden Reformen durchgeführt und die meisten politischen Entscheidungsträger verfolgen eine entschlossene Geld- und Fiskalpolitik, um den Herausforderungen zu begegnen. Dennoch: Die Bandbreite und Wahrscheinlichkeit alternativer Szenarien für die weitere Entwicklung der Schwellenländer hat zugenommen.

Ertragslage der Unternehmen

Im Gegensatz zu anderen Marktbeobachtern, die für 2023 einen Rückgang der Erträge in den Schwellenländern erwarten, haben wir zu Beginn des laufenden Jahres die Wahrscheinlichkeit einer von Indien und China angetriebenen Erholung unterstrichen. Chinas flexible politische Reaktion und Indiens robuste Aussichten für das Bruttoinlandsprodukt sollten gewährleisten, dass wir weiterhin von einer Erholung ausgehen können.

Chinas Übergang zu einer inzwischen dynamischeren Null-Covid-Politik signalisiert ein Nachlassen einiger, aber nicht aller Risiken, die mit dem Umgang mit dem Virus verbunden sind. Fertigungsstandorte werden wieder geöffnet und die Engpässe in den Häfen lassen nach. Es gibt daher Anzeichen dafür, dass sich die Störungen in den Lieferketten abzuschwächen beginnen. Dessen ungeachtet gehen wir davon aus, dass Chinas Haltung im Umgang mit dem Virus bis zum 20. Parteikongress im Herbst, auf dem Chinas Präsident Xi Jinping sich für eine dritte Amtszeit bestätigen lassen will, Bestand haben wird.

Herausforderung Inflation

Die Inflation in den Schwellenländern, die durch steigende Energie-, Lebensmittel- und Lohnkosten angetrieben wird, hat die politischen Entscheidungsträger vor Herausforderungen gestellt. In der Vergangenheit wurden Subventionen eingesetzt, um den Druck auf die Einkommen aufgrund steigender Preise für Güter des täglichen Bedarfs zu begrenzen. Im gegenwärtigen Zyklus sind direkte Transfers das bevorzugte politische Instrument. Es wird einige Zeit dauern, bis die volle Wirkung der höheren Inflation in den Schwellenländern spürbar wird, wobei gerade die Haushalte mit geringem Einkommen besonders unter Druck geraten, wenn die Teuerung nicht eingedämmt wird.

Es gibt Ähnlichkeiten zwischen dem Inflationsanstieg im Jahr 2008 und heute. Die Ölpreise erreichten im Juli 2008 mit 145 US-Dollar ihren Höchststand und trieben die Transport- und Düngemittelpreise in die Höhe, was zusammen mit den Versorgungsproblemen zu einem Anstieg der weltweiten Lebensmittelpreise führte. Dies hatte größere Auswirkungen auf die Inflation in den Schwellenländern als in den Industrieländern, da Lebensmittel im Inflationskorb der Schwellenländer ein größeres Gewicht haben.

Die steigenden Ölpreise treiben die Transport- und Düngemittelpreise derzeit erneut in die Höhe. Zugleich schiebt Russlands Angriffskrieg der Lieferung von Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine einen Riegel vor. Die politischen Entscheidungsträger in Malaysia, Indonesien und Indien haben mit Exportverboten reagiert, während Thailand und Vietnam über strikte Beschränkungen der Reisexporte diskutieren.

Ähnliche Maßnahmen erwiesen sich allerdings 2008 als unwirksam und werden wahrscheinlich auch 2022 nicht greifen. So hat Indonesien sein Palmöl-Exportverbot bereits wieder zurückgenommen. Global gesehen sind die Lagerbestände an Getreide zwar hoch, doch ein Großteil davon sitzt in der Ukraine fest. Die Politik muss möglichst rasch eine Lösung finden, um zu verhindern, dass auf den Energiepreisschock ein globaler Nahrungsmittelpreisschock folgt.

Neue Realitäten

Die Zentralbanken der aufstrebenden Volkswirtschaften haben die Zinssätze früher als die Zentralbanken in den entwickelten Ländern angehoben, um dem von der Übernachfrage herrührenden Preisdruck entgegenzuwirken. So hob die brasilianische Zentralbank den Zinssatz erstmals im März 2021 an. Indien, Polen und andere Schwellenländer folgten. Auch die chinesische Politik hat den Nachfrageüberhang frühzeitig eingedämmt und damit Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik geschaffen, um das Wachstum jetzt anzukurbeln.

Die Bewertungen an den Aktienmärkten der Schwellenländer sind im Gleichschritt mit der Korrektur an den globalen Märkten gefallen. Während die Sektoren Technologie und Kommunikation zurücksteckten, verzeichneten umgekehrt traditionelle Sektoren, darunter Finanz- und Industriewerte, eine relative Outperformance.

Die Flucht der Anleger aus den Schwellenländern in die relative Sicherheit von auf dem US-Dollar gründenden Anlagen ist ein Phänomen, das wir schon in früheren Zyklen beobachtet haben. Dennoch finden sich die Märkte in einer neuen Realität wieder, was sich in der ungewöhnlich niedrigen Volatilität der Schwellenländerwährungen im Vergleich zu den Währungen der entwickelten Märkte und der Outperformance der Schwellenländer-Aktienmärkte im Vergleich zu den entwickelten Märkten im Jahr 2022 widerspiegelt.

Maßnahmen in den Portfolios

Wir haben unsere Portfolios auf Unternehmen umgeschichtet, die unserer Meinung nach von steigender Inflation und höheren Zinssätzen profitieren werden. Wir konzentrieren uns insbesondere auf die Märkte, die in Bezug auf die nötige politische Flexibilität besser vorbereitet sind, und über ein breites Angebot an Arbeitskräften verfügen. Diese Länder dürften besser in der Lage sein, um einen weiteren Inflationsschock zu bewältigen. Die Kernsäulen unserer Portfolios sind weiterhin auf Megatrends wie Demografie, Digitalisierung und die Premiumisierung von Waren und Dienstleistungen ausgerichtet.

Die Schwellenländer stehen zwar vor einer schwierigen Phase, wir sind jedoch weiterhin fest von ihrem langfristigen Wachstumspotenzial überzeugt. Eine effektivere Geld- und Steuerpolitik sowie umsichtigere Regierungsmaßnahmen als in früheren Jahren dürften zu besseren Aussichten für die Anleger führen. Unserer Ansicht nach sollten die Schwellenländer aus der aktuellen Krise gestärkt hervorgehen: Nach dem aktuellen Konjunkturabschwung sollten sie besser positioniert sein, um das sich anschließende Wachstumspotenzial zu nutzen.

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