Themenaktien-Experte im Interview Stephen Freedman: „Wir setzen auf 21 Megatrends, die in sechs Clustern organisiert sind“
Herr Freedman, was bringt thematisches Investieren?
Stephen Freedman: Ein Hauptmerkmal unserer thematischen Aktien-Investments ist der Fokus auf Bereiche der Wirtschaft, die langfristig überdurchschnittliche Wachstumsperspektiven bieten dürften. Die Identifizierung, Analyse und Beobachtung langfristiger Wachstumstreiber, die wir als Megatrends bezeichnen, ist eine komplexe Aufgabe, die ein breites Spektrum an Fähigkeiten erfordert. Nach unserer Ansicht sind diese strukturellen Trends eine entscheidende Quelle für langfristiges Umsatz- und Gewinnwachstum und wirken sich damit auf die langfristigen Anlagerenditen aus. Wir nutzen sie daher als Grundlage für jedes unserer thematischen Aktienportfolios.
Zum genaueren Verständnis: Was sind Megatrends?
Freedman: Megatrends sind starke sozioökonomische, ökologische und technologische Kräfte, die die Richtung vorgeben, in die sich unsere Welt entwickelt. Die Virtualisierung der Wirtschaft, das rasante Wachstum der Städte und die Ausschöpfung der natürlichen Ressourcen der Erde sind nur einige Beispiele für strukturelle Trends, die die Art und Weise, wie Länder regiert, Unternehmen geführt und Leben gelebt werden, grundlegend verändern. Daraus ergeben sich Chancen für Unternehmen mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen und Risiken für diejenigen, die sich vor dem Wandel wegducken.
Zeit ist Geld, heißt es immer so schön. Kann man Megatrends auch zeitlich festmachen? Wie lange ist „mega“?
Freedman: Megatrends müssen das Potenzial haben, über einen Zeithorizont von mindestens einem Jahrzehnt einen nachhaltigen Einfluss auf große Teile der Weltwirtschaft auszuüben. Sie müssen in der Lage sein, langfristig ein überdurchschnittliches Wachstum für wichtige Wirtschaftsbereiche oder eine deutliche Verlagerung von Geschäftschancen von einer Kategorie von Wirtschaftsbereichen zu einer anderen zu bewirken.
Sie hatten vorhin von einer komplexen Aufgabe gesprochen, wenn es darum geht, Megatrends zu analysieren. Ist die Trendanalyse in ihrer ganzen Vielfalt mit hauseigener Expertise zu schaffen?
Freedman: Wir haben in Zusammenarbeit mit Experten des Copenhagen Institute for Futures Studies, einem globalen Think Tank und Beratungsunternehmen, ein Megatrend-Framework entwickelt. Darüber hinaus geben uns die Einblicke unserer 13 Thematic Advisory Boards Orientierung. Diesen Beiräten gehören renommierte Branchenkenner aus der Wirtschaft und Wissenschaft an, die uns helfen, die strukturellen Trends, die unsere Welt verändern, zu beobachten und die stete Relevanz unserer Anlagethemen und der damit verbundenen Anlagemöglichkeiten sicherzustellen.
Was hat es mit dem Megatrend-Framework auf sich?
Freedman: Auf der Grundlage unserer mehr als zehnjährigen Zusammenarbeit mit dem Copenhagen Institute for Futures Studies, kurz CIFS, einer Organisation, die für ihre Expertise auf dem Gebiet der Megatrends bekannt ist, haben wir ein Megatrend-Framework entwickelt, das wir auf unsere thematischen Aktienportfolios anwenden. Es hat die für Anlagezwecke nötige Detailtiefe und legt den Schwerpunkt explizit auf Megatrends, die als langfristige Wachstumstreiber zu betrachten sind. Hinzu kommt die systematische empirische Beobachtung von Megatrends in den Themenbereichen.
Das Framework besteht aus 21 Megatrends, die in sechs Clustern organisiert sind, wobei einige Megatrends Subtrends beinhalten. Die sechs Cluster sind: Technologie & Wissenschaft, Umwelt, Globale Governance, Demografie, Wirtschaft sowie Gesellschaft.
Und wie wird das Framework angewendet?
Freedman: Im ersten Schritt wird ermittelt, inwieweit der betreffende Megatrend einen langfristigen Wachstumstreiber für die einzelnen Segmente eines thematischen Universums darstellt. Diese Analyse wird innerhalb der Investmentteams durchgeführt, gelegentlich werden auch das CIFS und das jeweilige Thematic Advisory Board zu Rate gezogen. Die Bewertung wird auf Portfolioebene aggregiert und anschließend werden die fünf bis acht wichtigsten Megatrends ausgewählt.
Im Ergebnis berücksichtigt das Megatrend-Mapping für unsere SmartCity-Strategie die Subtrends Urbanisierung, Generationenwechsel, Visualisierung & Dematerialisierung, Stärkere Vernetzung sowie Ressourcenknappheit.
Wie geht es dann weiter?
Freedman: Im zweiten Schritt wird die Entwicklung der ausgewählten Megatrends anhand einer Auswahl von Indikatoren verfolgt, die für das jeweilige Thema relevant sind. Auch wenn es sich dabei nicht um einen ständigen Prozess handelt – relevante Daten werden in der Regel einmal im Jahr überprüft –, können sie als Grundlage für die Validierung der langfristigen Investmentthese für Segmente der Themen und für gelegentliche Anpassungen der Themenuniversen dienen.
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