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Thematisches Investieren Welche 5 Megatrends Anleger im Portfolio abdecken sollten

Installation einer Roboter-Fertigungslinie in Asien
Installation einer Roboter-Fertigungslinie in Asien: Peter Körte, Technologie- und Strategie-Chef der Siemens AG, sieht zunehmend lokale und regionale Ausprägungen des Prozesses der Globalisierung. | Foto: Imago Images / VCG

Alice Hübener vom BlackRock-Vertriebsteam führte durch die gut gebuchte Megatrends Convention, die sich in diesem Jahr dem Themenkomplex „Innovation in Action“ widmete.

Den Auftakt machte Peter Körte, Chief Technology Officer und Chief Strategy Officer der Siemens AG, in seiner Keynote „Strategien und Technologien zur Bewältigung globaler Herausforderungen.“ Es folgten Einblicke in thematisches Investieren durch Investmentexperten von BlackRock. Daran schloss sich eine Panel-Diskussion von BlackRock-Portfoliomanagern mit einem Portfolioexperten des Finanzmarktdienstleisters Qontigo über thematische Fonds an.

Herausforderungen: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz

Peter Körte bringt sich in einem Konzern mit 300.000 Mitarbeitern, 72 Milliarden Umsatz, 15 Prozent Marge und 4,4 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern (im Geschäftsjahr 2022) ein. Körte, zuständig für die Entwicklung der Konzernstrategie, Forschung und Entwicklung und die Einbindung von innovativen nachhaltigen Technologien, wies darauf hin, dass Megatrends für Siemens nichts Neues seien, seit 20 Jahren habe der Konzern vorrangig drei Trends im Blick: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz.

„Seit 15 Jahren haben wir die Digitalisierung als den Megatrend schlechthin in der Umsetzung; seither wurden 14 Milliarden Euro investiert.“ Körte unterstrich: „Wir haben uns sehr frühzeitig auf die Entwicklung eingestellt, heute würde es ein Vielfaches kosten.“ Bei der Softwareentwicklung gehöre Siemens zu den Top-10-Unternehmen weltweit, 6,5 Milliarden digitale Umsätze seien 2022 erzielt worden. Auch bei der Nachhaltigkeit sei das Unternehmen Vorreiter, besonders die beiden Themen Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz seien im Fokus. „Wir legen jetzt los, um 2030 fertig zu sein.“ Als drittem Trend habe sich Siemens der Diversifikation und damit der Resilienz verschrieben. „Unser Footprint ist über die Welt verteilt: 24 Prozent des Umsatzes erzielen wir in den USA, nicht zuletzt, weil es hier auch viele Stimulusprogramme für unsere Produkte und Dienstleistungen gibt. Nur 13 Prozent des Umsatzes erwirtschaften wir in China, es besteht damit kein Klumpenrisiko.“

Auf den globalen Wachstumsmärkten sieht Körte eine Verschiebung nach Asien. „Das größte Wachstum sehen wir in den USA. Wir erwarten zunehmend eine multipolare Welt, die sich unter dem Schlagwort ,Glokalisierung‘ entwickelt, ein Nebeneinander des Prozesses der Globalisierung und seiner lokalen und regionalen Ausprägungen.“

Körte wies darauf hin, dass Megatrends langfristiges nachhaltiges Wachstum schaffen. Er nannte ein Beispiel: „120 Millionen Menschen werden in China in den nächsten 17 Jahren aus der Arbeitswelt ausscheiden. Robotik und Automatisierung werden deshalb immer wichtiger. Das gilt auch für Europa und Japan, weniger hingegen für die USA.“ Schon heute mache der Gesundheitssektor 9 Prozent des globalen Wirtschaftsaufkommens aus, die Wachstumsmärkte, die Siemens insgesamt adressiert, seien 500 Milliarden Euro groß. 

 

„Wir verbinden die digitale und die reale Welt und müssen beides beherrschen. Nur die Kombination schafft für die Kunden Nutzen.“ Körte zufolge investiere Siemens jährlich 5,6 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, was 8 Prozent des Umsatzes entspreche.

Als Kerntechnologien im Einsatz bei den Kunden nannte Körte die Simulation von Anlagen per digitalem Zwilling, Datenanalytik und KI zur Sicherheitsüberwachung von industriellen Automatisierungsnetzwerken und -anwendungen, Leistungselektronik zum Betrieb von Stromnetzen sowie Cybersecurity. „Das industrielle Metaverse wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen“, ist sich Körte sicher. Dabei werden auf der Grundlage von in Echtzeit bereitgestellten Daten aus der Fertigung schon jetzt Simulationsmodelle erstellt, mit deren Hilfe sich eine gesamte Produktionsanlage überwachen lässt. Körte: „Das schafft für die Kunden einen riesigen Mehrwert: Alles was simuliert werden kann, lässt sich beim realen Bau optimieren.“

Körte warb für Investitionen in Siemens: „Wir sind global führend, haben eine einzigartige Präsenz in der digitalen Welt, stehen für Nachhaltigkeit, Profitabilität und stringente Kapitalallokation.“

Alice Hübener fragte nach dem Einsatz von ChatGPT: „Nur 80 Prozent des Outputs ist aktuell korrekt“, gab Körte zu bedenken, „gewerbliche Nutzer haften für Fehler der Software. Die immer noch begrenzte Genauigkeit und die daraus resultierenden Haftungsfragen stehen der Verbreitung von ChatGPT im Weg. Was für breite Applikationen, etwa Anfragen im Kundenservice geeignet ist, lässt sich nicht ohne Weiteres auf industrielle Applikationen übertragen. Andere Anwendungsfelder sind durchaus für die Industrie interessant wie eine Fehlerberichterstattung oder effizientere Wartung von Automatisierungsanlagen.“

Thematic Thinking – Welche Themen prägen aktuell das Investment-Feld?

Im zweiten Schwerpunkt sprachen Rob Powell und Omar Moufti, aus London und Genf zugeschaltet, über thematisches Investieren bei BlackRock. Bei dem globalen Vermögensverwalter werden 23 Themenfonds durch mindestens einen von fünf Megatrends angetrieben:

Eine sogenannte Thematic Research Investment Group (20 Anlageexperten aus allen Bereichen von BlackRock) kümmert sich um die Ideenfindung, die Auswahl des Investmentvehikels (aktiv oder Index) und die Portfoliokonstruktion. Rob Powell: „Die Ideenfindung und Forschung zu neuen Themen, die immer mit strukturellem Wachstum des Marktsegments verbunden sein müssen, erfolgt stets unter Berücksichtigung von regulatorischen, sozialen und ordnungspolitischen Kräften.“ Bei monatlichen Treffen werde der Fortschritt der Themen in der realen Welt in Bezug auf die Methodik und die Universen überwacht.

Omar Moufti unterstrich die Vorteile von BlackRock bei thematischen Investments: „Wir haben die nötige globale Reichweite, umfangreiche Ressourcen, direkten Zugang zu Unternehmen sowie Expertise in Bezug auf aktive und passive Kapitalanlagen.“

Wichtig war den beiden Portfoliomanagern zu betonen, dass thematisches Investieren aktives Management brauche. „Die Zukunftsfelder und Unternehmen, die profitieren, lassen sich nur durch genaue Kenntnis des Marktes entdecken.“ So lasse insbesondere die künstliche Intelligenz große Chancen aufscheinen. Moufti: „Wir sind erst am Beginn des Prozesses einer alternden Weltbevölkerung, daher wird künstliche Intelligenz immer wichtiger, gerade auch beim autonomen Fahren.“ Ebenso werde das Metaverse in Zukunft einen immer größeren Raum einnehmen: „Es ist eine Weiterführung der menschlichen dezentralisierten Kommunikation.“ 

Implementierung thematischer Investments im Portfoliokontext

Der dritte Schwerpunkt der Megatrends Convention von BlackRock drehte sich um die Frage, wie sich thematische Fonds im Portfolio implementieren lassen. Jan Keller von BlackRock sprach darüber mit drei Gästen: Dr. Stephanie Lang, Leiterin Portfoliostrategie bei BlackRock, Jan Jörss, verantwortlich für Multi-Asset-Strategien bei BlackRock, und Christoph Schon, Research-Analyst beim Finanzmarktdienstleister Qontigo, der STOXX- und DAX-Indizes entwickelt und berechnet.

Welche Themen stoßen bei Portfoliomanagern auf besonderes Interesse? Jörss und Lang nannten Cybersecurity, Nachhaltigkeit, Smart Cities, erneuerbare Energien, KI, ChatGPT sowie Breakthrough Healthcare wie Telemedizin und Telechirurgie als besonders vielversprechend.

Lang verwies darauf, dass Themenportfolios nicht das Gesamtrisiko im Portfolio steigern. „Risikofaktoren werden genau berücksichtigt und verglichen, gerade auch im Hinblick auf die Emerging Markets. Risikoeinflüsse sind jedoch nicht immer offensichtlich.“

Christoph Schon von Qontigo verwies darauf, dass thematisches Investieren nicht unbedingt aktives Management brauche: „Wir als STOXX-Indexanbieter versuchen, die jeweiligen Themen regelbasiert und transparent zu machen, um sie in ETFs zu verpacken.“ Die Analysten bei Qontigo würden zunächst prüfen, welche Unternehmen mehr als 50 Prozent der Umsätze in Themen wie alternde Gesellschaft und Digitalisierung erwirtschaften. Nach einer umfassenden Analyse habe das Unternehmen dann die Möglichkeit, in den jeweiligen Themen-Index aufgenommen zu werden.

Lang ergänzte: „Die Umsätze im Metaverse liegen heute erst bei 10 bis 15 Prozent des Potenzials der nächsten fünf bis zehn Jahre. Wir schauen auf vorausschauende Faktoren wie Patentanmeldungen, die wir auswerten und bestimmten Technologien zuordnen. Anschließend entscheiden wir, welche Unternehmen am relevantesten sind, um zukünftig von den sich herausbildenden Tech-Themen zu profitieren.“

Lang war es wichtig, zum Abschluss noch einmal die Berechtigung von aktiven Strategien beim Identifizieren von Themeninvestments und ihrer Umsetzung hervorzuheben: „Die Konzentration auf Erfolgsunternehmen und die – angesichts der oft noch jungen Marktsegmente – gebotene Flexibilität ist mit einem aktiven Ansatz grundsätzlich gewährleistet.“

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