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Mehr Meinungen zu Christine Lagarde „Das längerfristige Bild ist eher beunruhigend“

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Europäische Politiker werden die Botschaft von Mario Draghi gehört haben, sind aber von ihr weitgehend ungerührt geblieben. Die Ironie ist also, dass sie nun eine Kandidatin nominieren, die mit ihren spezifischen Kompetenzen versuchen wird, sie dazu zu bringen, Maßnahmen zu ergreifen, die sie offensichtlich nicht umsetzen wollen. Bonne Chance, Madame Lagarde.

Michael Browne, Co-Manager des Legg Mason Martin Currie European Absolute Alpha

Die Nominierung von Christine Lagarde – und die von Ursula von der Leyen als neue Kommissionspräsidentin der EU – haben das Risiko eines harten Brexit deutlich verschärft. Bei beiden Nominierungen schwingt ein Beigeschmack mit, nämlich dass Europa nicht integriert genug sei und man deshalb mehr tun müsse. Und meiner Meinung nach wird Großbritannien das erste Land sein, das diese These zu spüren bekommt, wenn es die Brexit-Bedingungen erneut verhandeln will. Es sieht nach einem Schulterschluss aus.

Ein ähnliches Konfliktpotenzial gibt es mit Blick auf die populistischen Politiker in Europa. Sie haben sich bei der letzten Europawahl gut geschlagen und werden nun eindeutig gemieden. Sowohl Italien als auch die osteuropäischen Länder haben im Poker um die Top-Jobs und damit an Einfluss verloren. Hier schwelen Konflikte und aus unserer Sicht ist das Risiko einer erneuten italienischen Schuldenkrise in den kommenden fünf Jahren groß.

Natürlich müssen beide Nominierungen noch durch das EU-Parlament. Und auch hier könnte es zu deutlichem Unmut der führenden politischen Parteien kommen, die mit dem Ende des Spitzenkandidaten-Systems unzufrieden sind, bei dem die größten Parteien im Parlament ihre Kandidaten für die Positionen ernennen können. Auch von den Populisten ist ein gewisses Ressentiment zu erwarten. Sie werden dafür über die Position des Parlamentschefs entscheiden – die eine Position, die noch in ihrem Einflussbereich ist.

Andreas Billmeier, Analyst für Staatsanleihen bei der Legg Mason-Tochter Western Asset Management

Mit Christine Lagarde würde ein weiterer fähiger Kommunikator und Krisenmanager an der Spitze der EZB sitzen. Ihr bisheriger Werdegang als französische Finanzministerin könnte ihr dabei helfen, wo es sinnvoll ist, ihre ehemaligen Amtskollegen geschickt zu einem expansiveren finanzpolitischen Kurs zu bewegen. Das würde die finanzpolitische Bürde der EZB reduzieren – ein Punkt, den auch Draghi in jüngster Vergangenheit immer wieder gemacht hat.

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