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„Meine Familie packt schon die Koffer“

Claude Hellers
Claude Hellers
DAS INVESTMENT.com: Personalflucht bei Fidelity: Mit Christian Wrede, Klaus Mühlbauer, Marion Dreßler und Stephan Volkmann haben bereits zwei Fach- und zwei Führungskräfte seit Februar Fidelity verlassen. Kein guter Zeitpunkt, um bei Fidelity Deutschland anzufangen?

Claude Hellers: Ganz im Gegenteil. Fidelity hat in Deutschland mehr als 300 Mitarbeiter, und wir reden in diesem Fall von vier Abgängen. Wir haben konkrete Vorstellungen, wie unser Geschäft aussehen soll, und diese Vorstellungen können wir auch so umsetzen. Die Stimmung hier ist gut. Die Mitarbeiter im Vertriebsteam sind durchschnittlich über neun Jahre im Unternehmen. Im Branchenvergleich ist das ein guter Schnitt. Auch ich plane langfristig. Meine Familie packt schon die Koffer, um mir nach Frankfurt zu folgen.

DAS INVESTMENT.com: Aber der Weggang von vier Experten ist doch etwas auffällig. Hat das etwas mit der geplanten Umstrukturierung des Vertriebs zu tun?

Hellers: Nein. Von den vier Abgängen waren zwei im Vertrieb. Klaus Mühlbauer ist in Vorruhestand gegangen; er steht uns weiterhin als Berater zur Seite. Auch Stephan Volkmann ging aus persönlichen Gründen. Die Gründe für den Weggang von Christian Wrede und Marion Dreßler kenne ich zwar nicht. Aber alle Stellen werden so bald wie möglich neu besetzt. Wir suchen gerade sowohl intern als auch extern nach passenden Kandidaten. Bei der Suche nach einem neuen Deutschland-Chef sind wir schon auf einem guten Weg. Außerdem wollen wir demnächst eine neue Position schaffen.

DAS INVESTMENT.com:  Die da wäre?

Hellers: Die Stelle eines Fund Selection Spezialisten, der einige der spezialisierten Kunden und das gesamte Sales Team betreut.

DAS INVESTMENT.com:  Und was muss der ideale Kandidat mitbringen?

Hellers: Am besten einen CFA-Abschluss und zehn Jahre Erfahrung in der Finanzbranche. Außerdem soll er bereits selbständig Geld verwaltet haben. Bei der Stellenbesetzung kommt es uns sehr stark darauf an, dass der Berater nah am Kunden ist und unsere Fonds aus dem Blickwinkel des Kunden betrachtet. Daher ziehen wir bei dieser Stelle ausnahmsweise externe Kandidaten vor.

DAS INVESTMENT.com:  Laut der Statistik des Fondsverbands BVI zogen Anleger im vergangenen Jahr mehr als 600 Millionen Euro aus Fidelity-Fonds ab. Woran liegt das?

Hellers: An dem allgemeinen Markttrend. Nach BVI-Angaben floss das meiste Geld im vergangenen Jahr in Renten- und Mischfonds. Aktienfonds – insbesondere Europa-Aktienfonds – hingegen verzeichneten massive Abflüsse. Und da wir einen hohen Marktanteil bei europäischen Aktienfonds haben, litten wir unter den allgemeinen Absatzproblemen mit. Ich gehe aber davon aus, dass sich das bald ändern wird. Schließlich lässt sich im derzeitigen Niedrigzinsumfeld mit Staatsanleihen & Co. schwer Geld verdienen. Außerdem berücksichtigt die BVI-Statistik nicht alle Geschäftsbereiche. So lief das institutionelle Geschäft, das in den BVI-Daten außen vor bleibt, viel besser als der Vertrieb an Privatkunden.

DAS INVESTMENT.com:  War das auch der Grund für die Umstrukturierung? Schließlich übernimmt Nils Hemmer nun zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben als Leiter Versicherungen auch noch das Segment unabhängige Berater. Marco Näder, der zuvor als einziger den institutionellen und semi-institutionellen Vertrieb verantwortete bekommt nun Unterstützung von Phillipp von Königsmarck, der künftig Family Offices und Asset Manager betreuen soll. Bedeutet das, dass die institutionelle Kunden nun an Bedeutung gewinnen?

Hellers: Unsere Wholesale-Vertriebspartner sind uns genauso wichtig wie unsere Retail-Vertriebspartner. Marco Näder wird seinen bisherigen Verantwortungsbereich für Dachfonds-Manager und Vermögensverwaltungen der von ihm betreuten Banken weiter ausbauen. Family Offices und Vermögensverwalter wurden bislang von Stephan Volkmann betreut, das übernimmt nun Philipp von Königsmarck. Da viele unabhängige Finanzberater sowohl Versicherungen als auch Vermögensanlagen vermitteln macht es Sinn, den Vertrieb über unabhängige Berater und Versicherer in einem Kanal zu bündeln. Wir wollen die unabhängigen Berater nicht vernachlässigen, sind aber der Meinung, dass sie bei einem Ansprechpartner besser aufgehoben sind. Außerdem haben sich die Ansprüche institutioneller Kunden in letzter Zeit geändert.

DAS INVESTMENT.com:  Inwiefern?

Hellers: Sie erwarten mehr Service und tiefergehende Produktinformationen. Außerdem ist Kundennähe wichtiger geworden. Aus diesem Grund spezialisieren wir uns im Vertrieb entsprechend der neuen Anforderungen. Zudem ist unser Vertrieb nun zusätzlich zu den Kanälen auch nach Regionen gegliedert.

DAS INVESTMENT.com:  Und wie genau?

Hellers:
Der Deutschland-Vertrieb besteht aus vier Regionen, die jeweils von einem Mitarbeiter betreut werden. So übernimmt Torsten Schnitzler die Verantwortung für den Westen, Carsten Becker für den Norden, Marc Schlamann für dem Südwesten und Marius Kruse für den Südosten. Dabei betreuen die Mitarbeiter sowohl Versicherungsvermittler, als auch unabhängige Anlageberater und Bankfilialen. Somit haben alle unsere Vertriebspartner einen Ansprechpartner vor Ort. Hinzu kommt die Vertriebsunterstützung in einem Sales-Desk bei uns in der Zentrale in Kronberg.

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