Kathrin Pabst
24.05.2023

Frauen & Geld Podcast | Folge 2 Melly Schütze bei Frauen & Geld: „Es gibt keinen Grund, uns zu verstecken!”

Anissa Brinkhoff neben Melly Schütze
Zu Gast in Folge 2: Melly Schütze vom Frauen-Netzwerk "nushu"
© Katharina Brösing – mjnt.
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Frauen & Geld: Melly, du bist Gründerin des Frauen Netzwerks Nushu. Wofür steht “Nushu” und warum passt der Begriff so gut zum heutigen Thema? 

Melly Schütze: Es ist ein unfassbar spannender Begriff! Dahinter steckt eine Geheimsprache, die von Frauen an Frauen in China Anfang des 20. Jahrhunderts weitergegeben wurde – also eine geschlechtsspezifische Geheimsprache. Der Hintergrund war, dass die Frauen damals keinerlei Zugang zu schulischer Bildung hatten. Sie konnten nicht schreiben und wurden früh verheiratet. Ich hatte das erste Mal Kontakt zu dieser Geheimschrift als ich ein Buch gelesen habe. Darin wurden zwei Freundinnen verheiratet, und über diese Schriftsprache, mit der sie korrespondiert haben, miteinander im Kontakt bleiben konnten. Das fand ich unfassbar inspirierend. Ich hatte keine Ahnung, dass es sowas gibt! Deshalb habe ich mein Unternehmen und auch das Netzwerk, das dieses Unternehmen bedient, danach benannt, um diesen mutigen Frauen aus China Tribut zu zollen. 

Frauen & Geld: Wir wollen ja heute über fehlende Vokabeln sprechen; über das abgehängt werden durch eine Sprache, die gerade uns Frauen in Teilen einschüchtert oder davon abhält, tiefer in das Thema Geld und Finanzen einzutauchen. Als ich angefangen habe, mich mit dem Thema Geld zu beschäftigen, fühlte es sich so an, als würde ich diese Sprache wirklich komplett neu lernen müssen. Wie war das bei dir, als du mit diesem Thema gestartet bist? 

Melly Schütze: Doch! Das war bei mir ganz genauso. Natürlich ist das alles erstmal neu. Man muss sich da von Beginn an ganz neu reindenken und vielleicht auch erstmal die innere Schwellenangst überwinden, etwas falsch zu machen, etwas nicht zu verstehen und dann so einen grundlegenden Riesenfehler zu machen. 

Frauen & Geld: Ich persönlich hatte vor allem auch diese Angst davor, blöd dazustehen. Also gerade, wenn man am Anfang diese ganzen Vokabeln nicht kennt, wenn man sagt: “Oh Gott, ich versuche jetzt mal so einen Satz zu formulieren, damit ich so dastehe, als wäre ich auch schon total tief drin.” Oder: Oh mein Gott, wie stelle ich denn eine Frage zu diesem Thema, ohne dass ich total blöd dastehe, denn ich kenne die ganzen Fachbegriffe überhaupt nicht?!” Bei euch im Frauen-Netzwerk fällt es einem doch sicher leichter, über Unwissenheit offen zu sprechen. 

Melly Schütze: Ja. Das mag sein. Allerdings muss ich auch ehrlich sagen: Ich habe mir in den letzten Jahren immer mir die Freiheit erlaubt, sämtliche Fragen zu stellen. Und ich bin damit, obwohl ich viel Angst hatte, verdammt gut damit gefahren. Denn meistens ist so, dass sich einfach nur niemand getraut hat, die Frage zu stellen. Man merkt manchmal, dass in einem Meeting die Spannung weg ist, wenn man diese vermeintlich doofe Frage gestellt hat. Ich fahre also gut damit, einfach jede Frage zu stellen, die ich loswerden muss. Denn sonst kann ich einfach inhaltlich nicht mehr folgen. Darauf bekomme ich durchweg positives Feedback. Woher sollen wir das denn auch alles wissen? Die Welt ist so unfassbar komplex. Wir können nicht in jedem Bereich Expertinnen sein.

Sich selbst priorisieren und Basiswissen aufbauen

Frauen & Geld: Ich habe meine Arbeitszeit dafür nutzen dürfen, mich in das Thema Finanzen einzuarbeiten, weil es irgendwann halt mein Job war. Aber was mache ich, wenn ich einfach keine Lust auf dieses Thema habe und es mir vielleicht sogar Angst bereitet? Hast du Tipps? 

Melly Schütze: Allgemein ist es oft ein Mangel an Zeit, im Sinne von Priorisierung. Es fällt vielen – und auch mir – oft schwer, sich selbst zu priorisieren. Alles, was zum Beispiel rund um die Gründung los war, da war ich sofort auf Zack! Ist ja auch überhaupt gar keine Frage, dass man natürlich als Unternehmerin vollumfänglich Bescheid wissen muss. Aber zu sagen, ich mache mich jetzt selbst kurz mal zur höchsten Priorität und nehme mir die Zeit zum Lernen – das war da einfach nicht drin. Das erlebe ich oft. Aber es sind halt gefühlt 8.000 Millionen Sachen in unserem Leben wichtig. Alles ruft nach Aufmerksamkeit und alles will erledigt werden. Gerade dann, wenn wir uns in der Rushhour unseres Lebens befinden. Job, Familie, alles auf einmal. Jetzt habe ich deine Fragen leider vergessen (lacht). 

Frauen & Geld: Welche Tipps hast du, wenn man eher ängstlich oder sogar mit Unwohlsein an das Thema Geld denkt? Wie macht ihr das im Netzwerk bei einem Thema, das zwar eigentlich superwichtig, aber jetzt nicht als besonders sexy gilt? 

Melly Schütze: Ich glaube, auseinandersetzen ist das eine, ins Handeln kommen das andere. Das merke ich auch an mir. Ich weiß ganz viele Sachen! Mich aber dann wirklich mal hinzusetzen und zu sagen okay, ich mache jetzt dieses Depot auf und dann klicke ich mich da durch und dann mache ich diese ganzen Anträge fertig – das ist nochmal etwas anderes. Aber ich glaube, das ist ähnlich, wie wenn man seine Ablage regelmäßig sortiert. Man fühlt sich gut, wenn man es erledigt hat. 

Zahl der Woche: 16

Frauen & Geld: Wir haben jeder Podcastfolge eine Zahl der Woche. Diesmal ist es die 16. Denn es gibt 16 Bundesländer und somit 16 verschiedene Lehrpläne und Ansätze, wie und ob Finanzbildung überhaupt in der Schule unterrichtet wird. Habt ihr in der Schule über Geld, Altersvorsorge oder Budgetpläne gesprochen? 

Melly Schütze: Maximal über Taschengeld. 

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Frauen & Geld: Immerhin etwas. 

Melly Schütze: Ich habe in München normal die Grundschule und danach das Gymnasium besucht. Eigentlich total vermessen, nichts darüber zu lernen, wenn man bedenkt, dass wir in einem kapitalistischen System leben. Das bringt natürlich viele Opfer mit sich. 

Frauen & Geld: Wie hast du dich letztlich ins Thema Geld eingearbeitet? 

Melly Schütze: Naja, als Unternehmerin musste ich mich natürlich irgendwann mit den Finanzen des Unternehmens auseinandersetzen. Das war natürlich etwas, das aus der reinen Notwendigkeit entstanden ist. Immer mehr damit auseinandergesetzt habe ich mich dann, als wir bestimmte Themen bei Nushu weiter pushen wollten und z. B. Veranstaltungen über NFT und Krypto hatten. Die Frage ist: Was treibt dich an und was möchtest du erreichen?  

Frauen & Geld: Wie ändern wir denn jetzt, dass das Finanzsystem mehr Frauen reinlässt, weibliche Bedürfnisse erkennt und vielleicht generell weiblicher wird? 

Melly Schütze: Ich glaube, Initiativen wie deine [der Podcast Frauen & Geld], einen weiblichen Anklang an das Thema zu wählen und unsere Sichtweise zuzulassen ist ganz, ganz wichtig. Also einfach, unser Verhältnis zu Geld nochmal zu überprüfen. Das ist essenziell, wie ich finde. Gleichzeitig geht es natürlich auch aus meiner Brille darum, mehr Frauen in Führungspositionen im Finanzsektor zu besetzen. Ein wichtiger Schritt, um den Wandel weiter voranzutreiben. Und wir brauchen mehr wirtschaftliche Maßnahmen und Programme, die auf die finanzielle Selbstermächtigung von uns Frauen abzielen. Es gibt überhaupt keinen Grund, uns zu verstecken! 

Frauen & Geld: Viel Finanz-Verhaltensforschung ist mit dem Selbstbewusstsein von Frauen beschäftigt, das häufig dem finanziellen Handeln total im Wege steht. Frauen haben gar kein geringeres Finanzwissen als Männer. Sie glauben bloß, es wäre geringer. Viele glauben einfach nicht an sich. Das zeigt doch, dass man inhaltlich eigentlich ganz anders ansetzen muss. 

Melly Schütze: Ja, total. Wir sprechen so viel über Empowerment. Und am Ende des Tages hat das so viel mit Selbstermächtigung zu tun, und warum wir uns in Teilen immer noch so wenig zutrauen. Es ist mir ein Rätsel. 

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