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Menschen, Zentralbanken, Staaten Wer in der Coronakrise was genau zu tun hat

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Wir fürchten, die Panikreaktionen der globalen Finanzmärkte könnten Ausdruck einer um sich greifenden Überzeugung sein, dass weder Chinas drakonische, aber effektive Eindämmungsstrategie noch Südkoreas wirkungsvoller Test- und Behandlungsansatz im Westen machbar sein werden – obwohl verschiedene westliche Nationen aktuell Schritte in beide Richtungen unternehmen. Implizit würde das bedeuten, dass eine längere Rezessionsphase, gefolgt von einer nur allmählichen Erholung vor uns liegen könnte.

Italien zum Beispiel hatte seine Bürger proaktiv getestet, scheint aber in den ersten Wochen des Virusausbruchs größere Schwierigkeiten gehabt zu haben, die Menschen dazu zu bringen, zu Hause zu bleiben und sich selbst abzuschotten. Vor einigen Wochen hat die italienische Regierung dann die drastische Entscheidung getroffen, den Norden des Landes abzuriegeln, und diesen Lockdown anschließend auf das ganze Land ausgeweitet, sodass im Wesentlichen nur noch Supermärkte und Apotheken geöffnet sind. Es scheint aber, dass die regionale und nationale Ausgehsperre zunächst nicht durchgängig eingehalten wurden, was sich allerdings änderte, als das Ausmaß der Bedrohung für die öffentliche Gesundheit deutlich wurde. In Italien beträgt die Letalitätsrate des Coronavirus2 fast 7 Prozent, eine besorgniserregend hohe Quote, die auf die komplette Überlastung des Gesundheitssystems zurückzuführen ist — wobei wir zu bedenken geben, dass die Sterblichkeitsrate mit der Ausweitung der Tests und der besseren Erfassung von Infizierten mit vielleicht nur milden Symptomen inzwischen zurückzugehen scheint.

Frankreich scheint den gleichen Weg wie Italien zu beschreiten — eine Ausweitung der Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die in der Bevölkerung nur allmählich auf Akzeptanz stoßen. Spanien hat die Ausgehsperre bereits ausgesprochen und überall in der EU werden die Grenzen geschlossen. Unterdessen haben Großbritannien und die USA erst verzögert mit der Bekämpfung des Virus begonnen.

In den USA sind bislang nur sehr begrenzt Tests durchgeführt worden. Nach Warnungen der Centers for Disease Control (CDC) weitet die US-Regierung erst jetzt ihre Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus aus und setzt auf „Social Distancing“ – Abstand halten. Viele Sportveranstaltungen, Colleges und Schulbezirke — und sogar die Theater auf dem New Yorker Broadway — sind in der vergangenen Woche abgesagt bzw. geschlossen worden. Viele fürchten aber, dass die USA zu spät reagiert haben.

Großbritannien hat bislang eher einen Laissez-Faire-Ansatz verfolgt und sich für einen zielgerichteten Einsatz medizinischer Ressourcen und gezielte Eindämmungsmaßnahmen an Stelle von Massentests und Einschränkungen des öffentlichen Lebens ausgesprochen. Unter dem zunehmenden Druck der Öffentlichkeit und der internationalen Gesundheitsorganisationen werden sowohl die britische als auch die US-amerikanische Regierung inzwischen aber proaktiver tätig.

  1. Geldpolitik: Unterstützung der Stabilität und Funktionsfähigkeit der Finanzsysteme durch Liquidität

Die Zentralbanken versuchen, die Stabilität des Finanzsystems zu sichern, indem sie für eine ausreichende Liquiditätsversorgung der Banken und Finanzmärkte sorgen, um so auch Unternehmen und Haushalte durch diese Krise zu bringen. Wir haben bereits Anzeichen von Marktstörungen gesehen, zum Beispiel eine reduzierte Marktliquidität und kontraintuitive Marktbewegungen, wenn viele Marktteilnehmer in die gleiche Richtung drängen (beispielsweise ist es zu gelegentlichen untypischen Kursrückgängen bei US-Staatsanleihen und Risikoanlagen wie Aktien gekommen). Diese sind Ausdruck einer Flucht in Barmittel und wir halten es für absolut richtig, dass die US-amerikanische Notenbank (Fed) und andere Zentralbanken die extreme Barmittelnachfrage decken. Unserer Ansicht nach können derartige geldpolitische Maßnahmen helfen, die Stabilität des Finanzsystems zu sichern – eine wesentliche Voraussetzung für die Wirksamkeit der übrigen politischen Maßnahmen und letztlich eine Erholung.