Merger-Experte Kai Lucks
Fusionen fordern Management

Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Fusionen verändern Unternehmen stark und führen oft sogar zum Identitätsverlust. Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions, erklärt im zweiten Teil seines Überblicks am Beispiel Siemens, wie es dazu kommt.
Das impliziert für die zukünftige Siemens auch einen Kulturwandel, der nicht unbedingt zum Vorteil läuft. Denn es gibt exotische, aber hochinteressante Felder, deren Erschließung nur durch branchenübergreifende Investitionsbereitschaft gesichert werden können. Siemens in toto hätte weiter die Kraft dazu. Eine Vereinzelung der Interessen durch die drei operativen AGs würde dem entgegenwirken.
Auswirkungen auf den Standort Deutschland
Dies hätte, angesichts des nach wie vor großen Gewichtes der gesamten Siemens Community, also im weiteren Sinn die drei operativen AGs plus Holding, auch Auswirkungen auf den Standort Deutschland. Denn wieder einmal könnten Langfrist-Engagements zugunsten...
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Das impliziert für die zukünftige Siemens auch einen Kulturwandel, der nicht unbedingt zum Vorteil läuft. Denn es gibt exotische, aber hochinteressante Felder, deren Erschließung nur durch branchenübergreifende Investitionsbereitschaft gesichert werden können. Siemens in toto hätte weiter die Kraft dazu. Eine Vereinzelung der Interessen durch die drei operativen AGs würde dem entgegenwirken.
Auswirkungen auf den Standort Deutschland
Dies hätte, angesichts des nach wie vor großen Gewichtes der gesamten Siemens Community, also im weiteren Sinn die drei operativen AGs plus Holding, auch Auswirkungen auf den Standort Deutschland. Denn wieder einmal könnten Langfrist-Engagements zugunsten von geschäftlichen Kurzzeit-Optimierungen verloren gehen. Im Siemens-Verbund hatten wir schon mehrfach dieses Problem.
Bei dem bereits angesprochenen Verlust der Computerbranche, der Kommunikationsindustrie – beides die Grundlagen-Branchen für die I/SD-Industrie – sowie die Wissensverluste, die Deutschland etwa mit dem Ausstieg aus der Kernenergie zu verkraften hat. Diese gehen nämlich weit über die Kernkraft hinaus und betreffen ein Portfolio von über 1.000 Technologien, deren Erschließung und Weiterentwicklung nur durch den hauptsächlichen Treiber in der Kernkraft wirtschaftlich war.
Die aus diesen Technologien befruchteten Branchen liegen weit verteilt, etwa in Langzeitperspektiven für Medizintechnik, Umwelttechnik, Meerestechnik und vieles mehr. Der Verlust des Wissensclusters um die Kernkraft herum kostet Deutschland viele Technologiefelder der Zukunft und damit mögliche industrielle Führungspositionen für die Generation unserer Enkel. Traurigerweise lag der Siemens-Konzern in der Mitte dieses Verlustes, der mit dem Entscheid der Bundesregierung zum Ausstieg aus der Kernenergie fixiert wurde.
Infolge dessen verkaufte Siemens seine Kernkrafteinheit an die französische Areva. Ein Neubeginn in Deutschland kann ausgeschlossen werden. Denn längst sind die Segmente unter anderen Playern andernorts verteilt und die notwendige kulturelle Rolle rückwärts kann in Deutschland angesichts von Technikängsten und Zurückhaltung gegenüber der Industrie nicht erwartet werden.
Ein Zusammenhalt in einem weiter bestehenden Siemens-Verbund könnte übergreifende Wissensfelder mit deren Langfristperspektiven retten – aber dies ist wohl mit der Zerlegung des Konzerns auszuschließen. Insofern gehen die Beschlüsse Kaesers in ihrer Wirkung weit über den Konzern hinaus.
Incentivierung
Kaesers Gehalt lag 2017 bei 6,9 Millionen Euro und damit auf Rang 7 deutscher Vorstandsgehälter Im Geschäftsjahr 2018/2019 wurde die Auszahlung an Kaeser auf 14,2 Millionen Euro erhöht. Im Vergleich zum Vorjahr also 48,5 Prozent mehr. Als Grund wird auf eine Umstellung des Bonussystems verwiesen. Sein Salär liegt damit weit über der Marke von zehn Millionen Euro, die informell als Obergrenze in der Deutschen Industrie für Vorstandsgehälter galt.
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