Merger-Experte Kai Lucks
Fusionen in der Krise
Aktualisiert am 21.04.2020 - 11:09 Uhr
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Fusionen und Übernahmen sind ein komplexes Geschäft. Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions, erklärt an Beispielen, warum sich Unternehmen dafür entscheiden und welche Probleme im Management auftauchen.
Die Aktionärsstruktur der 30 im Dax gelisteten Aktiengesellschaften zeigt heute ein anderes Bild: Ende 2016 lag der Auslandsbesitzanteil im Schnitt bei 54,0 Prozent (2001: 35,5 Prozent). Bei vier Konzernen lag der Wert sogar bei über 70 Prozent. Ein Grund für die hohen Auslandsanteile bei den Dax-Unternehmen ist die schwache Neigung der deutschen Bevölkerung, Geld in Aktien oder Aktienfonds anzulegen.
Bei den klassischen Aktionären, insbesondere den führenden institutionellen Fonds, die große Aktienpakete halten, dominieren passive Anlagestrategien. Die Aktienmehrheiten sind in den USA häufig unter weniger als einer Handvoll Aktionären verteilt.
Dies machen sich Aktivisten zunutze,...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Die Aktionärsstruktur der 30 im Dax gelisteten Aktiengesellschaften zeigt heute ein anderes Bild: Ende 2016 lag der Auslandsbesitzanteil im Schnitt bei 54,0 Prozent (2001: 35,5 Prozent). Bei vier Konzernen lag der Wert sogar bei über 70 Prozent. Ein Grund für die hohen Auslandsanteile bei den Dax-Unternehmen ist die schwache Neigung der deutschen Bevölkerung, Geld in Aktien oder Aktienfonds anzulegen.
Bei den klassischen Aktionären, insbesondere den führenden institutionellen Fonds, die große Aktienpakete halten, dominieren passive Anlagestrategien. Die Aktienmehrheiten sind in den USA häufig unter weniger als einer Handvoll Aktionären verteilt.
Dies machen sich Aktivisten zunutze, indem sie sich bemühen, die wenigen großen Ankeraktionäre von ihren Kampagnen zu überzeugen. Stimmen diese zu, kann der Aktivist seinen Zielen im Vorstand und Aufsichtsrat massiv an Gehör verschaffen. Die in eine Kampagne hineingezogenen Großaktionäre werden auch als Vocalists bezeichnet, die ihren Interessen an die Öffentlichkeit tragen und so ihren Durchsetzungswillen gegenüber Vorständen artikulieren. Jüngere Beispiele dazu sind etwa Blackrock oder State Street. Zunehmend werden Vocalists beobachtet, die sich fast identisch wie Aktivisten verhalten. Als Beispiel dafür werden Neuberger, Berman und Wellington genannt.
Herausragende Player unter den Aktivisten
Elliott: Der vom US-Investor Paul Singer geführte, vor 42 Jahren gegründete Hedgefonds Elliott liegt im Ranking der aktiven Investoren ganz oben – mit bereits vier in 2019 gestarteten Kampagnen über Aktien im Wert von 1,7 Milliarden US-Dollar. Der Wert aller laufenden Investments summiert sich Lazard zufolge auf rund 15,2 Milliarden US-Dollar.
Paul Singers größter Coup gelang ihm gegen Argentinien. Um das Land in einem 15 Jahre langen Streit um Staatsanleihen zu bezwingen, verklagte er dies und ließ ein Kriegsschiff samt Besatzung beschlagnahmen. Mit Erfolg. Er kassierte 2,2 Milliarden US-Dollar – mehr als vier Mal so viel, wie er eingezahlt hatte.
Auch bei Bayer, Gea Group, Uniper, Thyssenkrupp und SAP ist Elliott investiert. Im Unterschied zu vielen anderen Aktivisten tritt Elliott auch als Private-Equity-Gesellschaft auf und übernimmt Firmen auch ganz. Singer beschreibt seinen Fokus so: Er suche nach Unternehmen mit Mängeln in der Führung, der Wachstumsstrategie und in der Forschung und Entwicklung. Sein 38 Milliarden US-Dollar schwerer Hedgefonds in New York mit 400 Angestellten ist wegen seiner rabiaten Methoden der Schrecken der Konzerne in der ganzen Welt.
„Wir versuchen, immerzu Geld zu verdienen“, sagte der Milliardär in einem Youtube-Video. Derzeit hat er besonders Deutschland im Visier. 3,4 Milliarden US-Dollar hat er im ersten Halbjahr 2019 in Unternehmen wie SAP, Bayer und den Online-Anzeigenmarkt Scout 24 investiert, um Druck auf das Management zu machen. Das sei erst der Anfang, meint Kai Liekefett, Rechtsanwalt bei der Kanzlei Sidley Austin in New York, der Firmen gegen aktivistische Investoren verteidigt. „Elliott ist sehr fokussiert auf Deutschland. Die haben inzwischen zahlreiche Portfoliomanager, die sich auf Deutschland spezialisieren und über kurz oder lang die Dax 30 abgrasen.“
Über den Autor