Merger-Experte Kai Lucks
Künstliche Intelligenz in Europa
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
China und die USA heizen den internationalen Wettbewerb rund um Künstliche Intelligenz ordentlich an. Kann Europa im Rennen um die besten Technologien mithalten? Ein Gastbeitrag von Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions.
Dagegen wird aber auch Kritisches berichtet. So sollen sich die von den EU-Mitgliedern benannten KI-Forschungsinstitute programmgemäß nur einmal pro Halbjahr treffen. Das dürfte angesichts der Dynamik der Entwicklungen kaum ausreichen.
Somit haben wir Europäer grundlegende Kultur- und Verhaltensprobleme. Dies zeigt sich bereits seit Dekaden darin, dass wir selbst in der Konsolidierung unserer klassischen Industrien nicht in ausreichendem Maße vorankommen. Dadurch zersplittern wir unsere FuE-Ressourcen, landen bei hohen Kostennachteilen in der Produktion und müssen uns noch mit jahrzehntelang wirkender Fragmentierung in der Logistik herumschlagen. Wenn wir dann endlich ein quasi-europäisches...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Dagegen wird aber auch Kritisches berichtet. So sollen sich die von den EU-Mitgliedern benannten KI-Forschungsinstitute programmgemäß nur einmal pro Halbjahr treffen. Das dürfte angesichts der Dynamik der Entwicklungen kaum ausreichen.
Somit haben wir Europäer grundlegende Kultur- und Verhaltensprobleme. Dies zeigt sich bereits seit Dekaden darin, dass wir selbst in der Konsolidierung unserer klassischen Industrien nicht in ausreichendem Maße vorankommen. Dadurch zersplittern wir unsere FuE-Ressourcen, landen bei hohen Kostennachteilen in der Produktion und müssen uns noch mit jahrzehntelang wirkender Fragmentierung in der Logistik herumschlagen. Wenn wir dann endlich ein quasi-europäisches technisches System fertig entwickelt haben, sind die Amerikaner schon eine Generation weiter, und es fällt schwer, dann Angebote aus den USA auszuschlagen.
In der digitalen Welt fallen die Nachteile des europäischen Verhaltens noch stärker ins Gewicht. Im Vergleich zu uns adaptieren die US-amerikanischen GAFA, also (Google, Amazon, Facebook, Apple) und chinesischen BAT (Baidu, Alibaba, Tencent) -Konzerne KI-Themen in rasanter Geschwindigkeit, gern auch über unvollkommene Pilotanwendungen in Versuchsmärkten.
Wir halten uns dagegen mit langatmigen Diskussionen über Risiken und sozialpolitischer Verträglichkeit auf, bevor wir überhaupt zu Programmstarts kommen. Dabei sollten wir lieber zügig und mutig anfangen – und zu definierten Meilensteinen die Verträglichkeitsfragen stellen, für die sich dann meistens (auch IT-basierte) Lösungen finden lassen.
Eigentlich bräuchten wir in der EU einen viel engeren Schulterschluss unter den Mitgliedsländern, insbesondere auch länderübergreifende Netzwerke zwischen Theorie und Praxis. Nur so ließen sich Mittel anhäufen, um gegen die konsolidierten Monostrukturen der Amerikaner und der Chinesen gegenhalten zu können. Die europäische Wirklichkeit ist dagegen eine andere: Weiterhin eher zersplitterte Interessen, Komplexitäten durch Förderwildwuchs, Sprachbarrieren, nationalistisches Denken, unterschiedliche Arbeitsweisen und abweichende Ziele.
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